DÜSSELDORF. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Der ehemalige Studienrat ist dabei allerdings niemand, der polarisiert. Reul, der auch schon mal einräumt, kein Patentrezept zu kennen – so beim Thema zunehmende Jugendgewalt –, findet Anerkennung über Parteigrenzen hinweg. News4teachers-Redakteurin Nina Odenius sprach mit ihm über darüber, was junge Menschen in die Gewalt treibt und wie Schulen auf die Entwicklung reagieren können.

News4teachers: Welche Gewalttat von Jugendlichen hat Sie persönlich in diesem Jahr am meisten schockiert?
Herbert Reul: Jede Gewalttat ist eine zu viel. Am meisten schockiert es mich, wenn junge Menschen mit schwerer Körperverletzung auffallen. Wenn sie Gleichaltrige im Streit angreifen oder Unbekannte, weil ihnen irgendwas gegen den Strich geht. Wenn dann noch mit einem Messer zugestochen wird, ist das etwas, das ich nur schwer ertragen kann. Manche Kinder sind sich dabei sehr bewusst, dass sie noch strafunmündig sind. Ein Fall hat sich da bei mir besonders eingebrannt. Das war schon 2023, im Sauerland. Da haben zwei Mädchen eine Mitschülerin getötet und sich vorher im Internet genau informiert, ob sie dafür bestraft werden.
News4teachers: Wie erklären Sie sich eine solche Tat?
Herbert Reul: Wir haben bei jungen Leuten eine Zunahme an Gewalttätigkeit und Gewaltanwendung, und man stellt sich dann schon die Frage nach dem Warum. Ich behaupte nicht, dass ich da den totalen Durchblick habe. Das ist zum Teil Vermutung, zum Teil basiert es auf Informationen aus Studien, die wir haben erstellen lassen.
Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass man im Laufe seines Lebens lernen sollte, dass nicht immer alles so läuft, wie man das gerne hätte, sondern dass auch mal etwas schiefgeht. So lernt man, mit Misserfolgen umzugehen. Kurz gesagt: Man entwickelt eine Frustrationstoleranz. Wenn man das aber nicht lernt, weil man immer alles bekommt und man nie Misserfolge erfahren hat, dann lernt man auch nicht, wie man damit umgeht. Die Gefahr ist dann relativ groß, dass man bei einem Konflikt, direkt ausrastet. Eine weitere Rolle spielt sicherlich das Internet, wo Gewalt als Spielerei und ohne Konsequenzen erlebt wird.
Und last but not least noch eine Erkenntnis aus einer unserer Studien: Es scheint, dass sich heute immer weniger junge Menschen an Normen und Regeln halten. Es ist kein massiver Einbruch, aber ein negativer Trend. Und der ist gepaart mit der Erfahrung, dass man selten sanktioniert wird, wenn man Regeln bricht.
“Die Schulen sind im Prinzip sicher. Es ist ja nicht jeden Tag etwas los”
News4teachers: In den letzten Jahren häufen sich Messerangriffe an Schulen. Diese richten sich sowohl gegen Lehrkräfte als auch gegen Schülerinnen und Schüler. Wie kann das sein? Würde ein generelles Messerverbot an Schulen Abhilfe schaffen?
Herbert Reul: Ich glaube, dass jede Schule über ein Verbot selbst entscheiden muss. Das Problem ist ja: Wir erleben, dass Kinder und Jugendliche schneller gewalttätig werden und sehen gleichzeitig, dass es für viele junge Menschen – vor allem für junge Männer – ganz normal geworden ist, ein Messer dabei zu haben.
Das hat wahrscheinlich mit ihrer Herkunft zu tun, mit den Erfahrungen, die sie gemacht haben und dass das Messer irgendwie eine Selbstverständlichkeit ist, die mitgeführt wird. Vielleicht auch ein Statussymbol. Das war bisher nicht üblich. Und ist brandgefährlich. Denn wenn man dann in eine Situation kommt, in der man emotional aufgeladen ist oder einen Konflikt erlebt, den man lösen will, dann ist der Gegenstand, den man dabei hat, automatisch das erste Instrument der Wahl.
News4teachers: Wir haben gerade schon darüber gesprochen: Es gibt verschiedene Gründe, warum Kinder und Jugendliche Messer in der Schule oder außerhalb z.B. auf Klassenfahrten bei sich tragen. Dazu gehören u.a. das Bedürfnis nach Selbstverteidigung, Messer als Statussymbol oder eine aggressive Absicht der Jugendlichen. Was muss aus Ihrer Sicht geschehen, um Schulen wieder zu sicheren Orten zu machen?
Herbert Reul: Die Schulen sind im Prinzip sicher. Es ist ja nicht jeden Tag etwas los. Da muss man aufpassen, dass man nicht in eine falsche Stimmung gerät. Aber es passiert öfter als früher – und zu oft.
Was kann man also tun? Wenn das Hauptproblem bei jungen Leuten darin liegt, dass in der Erziehung etwas schiefläuft, dann ist das eine Langfristaufgabe. Die kann man nicht mal eben lösen. Wenn das Problem der Gegenstand ist – also das Messer –, dann kann man an Schulen natürlich dafür sorgen, dass solche Gegenstände dort nicht erlaubt sind. Die Schulen können Regeln aufstellen oder in der Schulordnung festlegen, welche Gegenstände mitgebracht werden dürfen und welche nicht.
Wenn Messer nicht da sind, können sie nicht eingesetzt werden. Das bedeutet aber auch, dass Lehrerinnen und Lehrer – wenn es ein solches Verbot gibt – die Möglichkeit haben müssen zu kontrollieren. Sonst macht das keinen Sinn.
Das heißt nicht, dass täglich bei jedem Schüler oder jeder Schülerin Taschenkontrollen durchgeführt werden müssen. Das kann ab und zu geschehen. Außerdem glaube ich, dass Lehrerinnen und Lehrer durchaus ein Gefühl dafür haben, wo Gefahr besteht und ob man so einen Fall erwarten könnte. Aber dafür muss erst einmal das Verbot ausgesprochen sein.
“Lehrerinnen und Lehrer dürfen da auch keine Scheu haben, die Polizei einzusetzen”
News4teachers: Was kann eine Lehrkraft im konkreten Fall tun, wenn sie auf dem Pausenhof, auf einer Klassenfahrt oder im Unterricht mit Gewalt durch Schülerinnen und Schüler konfrontiert wird?
Herbert Reul: Wenn Lehrerinnen und Lehrer selbst eingreifen können, ist das gut und hilfreich. Aber das wird in der Regel bei den Fällen, von denen wir sprechen, nicht möglich sein. Da kann man nur empfehlen, die Polizei zu informieren. Dafür ist sie ja da. Lehrerinnen und Lehrer dürfen da auch keine Scheu haben, die Polizei einzusetzen. Natürlich ist es sinnvoll, die Situation zu deeskalieren, bis die Polizei eingetroffen ist oder zu versuchen, den Konflikt zu lösen, ohne dass es zu Gewalt kommt.
News4teachers: Vermehrt sind auch Messerangriffe oder Tötungsdelikte bei Kindern unter 14 Jahren zu verzeichnen. Sie haben vorhin schon die Tat der Schülerinnen im Sauerland angesprochen. Inwiefern kann eine Herabsetzung der Strafmündigkeit von Jugendlichen dem Problem entgegenwirken?
Herbert Reul: Wir haben zwei Ausgangsszenarien: Erstens, es gibt immer mehr Gewalttaten von jungen Leuten unter 14 Jahren. Zweitens gibt es vermehrt Hinweise darauf, dass sehr wissentlich gesagt wird: „Mir kann ja nichts passieren.“ Dazu kommt, dass es für viele okay ist, von Normen abzuweichen und die Regeln zu brechen. Und die Erfahrung, dass es keine Sanktionen gibt.
Wenn das alles passiert, dann finde ich, muss man dafür sorgen, dass junge Leute auch unter 14 Jahren Strafe erfahren. Welche die richtige ist – darüber kann man sehr lange streiten. Da bin ich offen, aber ich finde es nicht verboten, darüber nachzudenken, ob das Strafmündigkeitsalter ein Faktor ist. Das wird nicht alle Probleme der Welt lösen. Aber ich finde: Wenn wir dieses Phänomen in der beschriebenen Form haben, dann muss die Gesellschaft darauf reagieren.
Ich glaube nicht, dass die Lösung aller Probleme darin besteht, dass alle Kinder unter 14, die straffällig werden, ins Gefängnis kommen. Das ist ja auch nicht zwingend die Konsequenz. Das Gegenargument „Die sind noch nicht reif, das geht nicht“ kann man kaum aufrechterhalten, weil gleichzeitig meist dieselben Menschen mir erklären, das Wahlalter herunterzusetzen, weil junge Leute früher reif seien. Und wenn dem so ist, dann können sie auch Verantwortung für das übernehmen, was sie getan haben. Es müsste dann festgelegt werden, ab welchem Alter die Strafmündigkeit gelten soll.
Die bisherigen Sanktionen für jugendliche Straftäter unter 14 Jahren sind alle sehr stark pädagogisch orientiert, aber die jungen Leute werden niemals bestraft. Sie bekommen niemals einen Eintrag. Wir können diese Täter zum Beispiel auch beim Verfassungsschutz nicht speichern. Und das Gefährliche daran ist ja nicht nur die eine Tat, sondern noch gefährlicher ist, dass sich daraus weitere Taten entwickeln können und Kinder zu Intensivtätern werden.
“Beim Kino ist es eine relativ klare Sache, dass nicht jeder in jedem Alter alles sehen kann”
News4teachers: Seit dem Jahr 2011 gibt es das Projekt „Kurve kriegen“, das vom NRW-Innenministerium ins Leben gerufen wurde. Wie erfolgreich sind solche Präventionsmaßnahmen?
Herbert Reul: Extrem erfolgreich. Die Idee dahinter ist, Intensivtäterkarrieren rechtzeitig zu verhindern. Wenn der Polizei auffällt, dass ein Kind immer wieder straffällig wird, spricht sie mit den Eltern. Die müssen dann davon überzeugt werden, dass sich das Kind auf das Projekt einlassen sollte. Die Teilnahme ist freiwillig, wir können keinen zwingen. Aber die, die da mitmachen, merken, es gibt Alternativen zu Gewalt und Ärger. Das ist eine mühselige und kostenintensive Arbeit, aber es lohnt sich für jeden Intensivtäter, den wir damit verhindern.
News4teachers: Ein weiteres Thema ist der politische Extremismus unter Jugendlichen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der radikalisierten Jugendlichen stark angestiegen. Die Radikalisierung findet meist über das Internet und die sozialen Medien statt. Bereitet Ihnen diese Entwicklung Sorge?
Herbert Reul: Ja, klar. Die letzten Anschlagsplanungen, die wir aufgedeckt und so verhindert haben, waren häufig von Jugendlichen im Alter von 14 bis 16. Das bereitet natürlich Sorge. Und man fragt sich nach dem Warum. Auch hier spielt das Internet eine große Rolle.
Für Menschen, die junge Leute zu solchen Taten oder Gedanken führen wollen, ist das ja ein Schlaraffenland. Man kommt ganz leicht an die Jugendlichen heran. Ein Teil von ihnen ist permanent im Netz unterwegs und somit dauerhaft ansprechbar. Diese Jugendlichen sind meist nicht in ihrer Persönlichkeit gefestigt und ohne ein organisiertes Lebenskonzept. Deswegen sind sie ein leichtes Ziel für jemanden, der sich kümmert, der Zuwendung zeigt.
Dann findet ein Mechanismus statt, den Sie aus anderen Bereichen unter dem Stichwort Influencer kennen. Das, was da stattfindet, ist wie ein modernes politisches Influencertum: Junge Leute werden angesprochen, auf der persönlichen Schiene gewonnen und dann hingeführt in diesem Fall zu islamistischen oder rechtsradikalen Gedanken und Organisationen. Wenn sie einmal den Algorithmus auf Extremismus gepolt haben, werden ja auch nur noch solche Inhalte angezeigt.
Und vom Netz geht das dann irgendwann in die Realität. Man wird freundet sich an, man erlebt Zuwendung, man wird gewonnen dafür, mitzumachen, dabei zu sein. Man trifft sich – vereinfacht gesagt beim Lagerfeuer, um Lieder zu singen oder um Sport zu machen. Und plötzlich ist man mitten in einem radikalen Strudel.
News4teachers: Nun gibt es seit einigen Wochen eine neue Jugendorganisation der AFD mit dem Namen „Generation Deutschland“. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?
Herbert Reul: Das ist aus meiner Sicht erst einmal alter Wein in neuen Schläuchen. Ich glaube, qualitativ ändert sich da nicht viel. Nur, dass diese Jugendorganisation jetzt eine Pflichtorganisation ist: Man kann dort nur mitmachen, wenn man auch AFD-Mitglied ist.
Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt. Es ist jetzt noch zu früh, das zu beurteilen. Die Vorgängerorganisation war eine extrem radikalisierte Gruppe, die vom Verfassungsschutz beobachtet wurde.
News4teachers: Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht bei der Prävention extremistischer Straftaten die Demokratiebildung und die Vermittlung von Medienkompetenz im Unterricht sowie im familiären Umfeld der Jugendlichen?
Herbert Reul: Am einfachsten wäre es, Jugendliche zu haben, die eine starke Persönlichkeit besitzen, die einen strukturierten Lebensalltag haben, etwas Sinnvolles tun in ihrem Leben. Die eine Umgebung haben, in der Menschen auf sie aufpassen, sich kümmern und notfalls auch einschreiten. Jugendliche, die lernen, auch mit Misserfolgen umzugehen. Und Jugendliche, die wissen, was im Netz passieren kann, dass das Netz nicht nur grenzenlose Freiheit bedeutet.
Einige sind mehr und andere weniger anfällig für solche Einflüsse, das ist vollkommen klar.
Insofern muss alles geleistet werden, um Extremismus in jeglicher Form vorzubeugen. Das heißt: mehr Erziehung und bessere Erziehung in Schule und Familie; stärkere Hinweise auf Medienkompetenz; und vielleicht auch die Frage, ob man den Zugang zu bestimmten Formen des Medienkonsums altersgerecht regulieren muss. So wie man es beispielsweise im Kino auch macht.
Beim Kino ist es eine relativ klare Sache, dass nicht jeder in jedem Alter alles sehen kann.
Bei den sozialen Medien ist das – zugegebenermaßen – viel schwieriger zu organisieren, wenn überhaupt. Aber im Moment gibt es solche Regelungen für den altersgerechten Konsum in den sozialen Medien gar nicht. Und deswegen finde ich: Darüber muss man nachdenken. Australien zum Beispiel hat dafür entsprechende Regelungen getroffen. News4teachers / Nina Odenius führte das Interview.
Am 31. August 1952 kam Herbert Reul im rheinischen Langenfeld zur Welt. Aufgewachsen ist er im benachbarten Leichlingen. „Lange Zeit hatte mich Politik gar nicht so irrsinnig interessiert, sondern relativ spät erst, nach meinem Abitur“, gesteht er. Freunde, die in der CDU-Jugendorganisation Junge Union aktiv waren, animierten ihn zum gesellschaftlichen Engagement. „So bin ich da reingerutscht.“ In Leichlingen lebt der leidenschaftliche Karnevalist („Das macht mir als Rheinländer viel Freude“) immer noch, gemeinsam mit seiner Frau. Die drei erwachsenen Töchter sind lange aus dem Haus. Mittlerweile ist er Großvater.
Wie sein Vater wurde Herbert Reul Lehrer. Nach dem Studium der Sozial- und Erziehungswissenschaften in Köln und dem Referendariat arbeitete er als Studienrat am Städtischen Gymnasium im bergischen Wermelskirchen. Die politische Karriere führte ihn über den Stadtrat in den Landtag, dem er von 1985 bis 2004 angehörte. Als schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion (1985 bis 1991) brachte er seine beruflichen Erfahrungen ein. 1991 machte ihn Norbert Blüm zum Generalsekretär der Landespartei. Die Funktion des Parteimanagers übte er bis 2003 aus – länger als alle seine Vorgänger und Nachfolger.
Ab 2004 machte sich Reul im Europäischen Parlament einen Namen: als Vorsitzender des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie (2009 bis 2012), an der Spitze der Delegationen für die Beziehungen zur koreanischen Halbinsel und zuletzt als erster Mann der deutschen Unionsabgeordneten in Brüssel. Seit 2017 ist er zurück am Rhein „und es ist wieder alles ganz anders“, stellt er fest. Quelle: NRW-Innenministerium
Studie zu Jugendgewalt: Brutalere Eltern – sinkender Respekt gegenüber Lehrkräften









Minister sagen ‘ich glaube’ und ‘es sieht so aus’, das sind dann Diskussionsbeiträge. Weisen Lehrkräfte, Sozialpädagogen und ErzieherInnen zehn Jahre früher auf die gleichen Probleme hin, ist das ‘nur anekdotische Evidenz’.
Die gewünschten starken Jugendlichen mit einem strukturierten Leben brauchen Selbstwirksamkeit, müssen ernst genommen werden und erleben, dass Regeln und Struktur etwas bedeuten. Vorbilder, Herr Reul, soziale Medien sind eine Lupe, heute wird jedes unbedachte Geschwätz von Politikern aus der zweiten Reihe sofort bekannt. Oder ist die Polarisierung die Boomer/die Jugend und Rente mit 75 als sachliche Diskussion gedacht? Wie viele Parteien schicken ihre Bundes- und Landtagsabgeordneten auf eine Schultour, um im eigenen Wahlkreis ernsthaft über Wehrpflicht und Rente zu diskutieren und auch zuzuhören? Natürlich, keine Zeit, wichtige Termine. Und wieder sind wir beim ernst nehmen…
Vor Gefahren grenzenloser Digitalisierung und sozialer Medien warnen alle mit Jugendlichen Arbeitenden seit vielen Jahren. Reaktion: ein Wettlauf, welche Schule die jüngsten Digitalklassen aufweist, dazu noch ‘verantwortlicher Umgang muss in den Schulen beigebracht werden’. Ja, ich fühle mich ebenfalls nicht ernst genommen. Alles ok für die Verantwortlichen, solange nur Planking-Challenges dabei herauskommen, wie lustig. Irgendwie unangenehm, wenn als Ergebnis Gewalt nur noch eine andere Form von Content ist, wenn völlig unerwartet antisemitische und rassistische Memes so viele Likes bekommen, dass sie zum Vorbild werden.
Es dürfen nicht nur irgendwelche Programme sein, die Einzelne auffangen sollen. Insgesamt ist die Stimmung unter Jugendlichen mies: alles egal, die reden doch nur, wer kann die schon ernst nehmen, wen interessiert denn meine Meinung. ‘Die’ sind die Entscheider, ob Reul oder andere! Ob wir Grundrechte, Verfassungsorgane, Gewaltenteilung unterrichten, das klingt wie Fake News, wenn mal wieder etliche Stunden ausfallen, während für die Managementversager der Autoindustrie der Verbrennerausstieg abgesagt wird und staatliche Hilfen für die Chemieindustrie diskutiert werden. Normen und Regeln nur wenn es passt und nur für ‘das unwichtige Volk’? Ja, so wird das wahrgenommen.
Herr Reul redet ab und zu Klartext, aber beim Blick auf die Ursachen und den eigenen Anteil geht er mir hier nicht weit genug.
Ihr Kommentar spricht viels korrekt an. Allerdings sind Die Fallberichte von Herrn Reul nicht von singulärer Evidenz getragen, da er direkten Zugriff auf Statistiken hat und seiner Verantwortung auch nachkommt sich umfassend zu informieren.
„Am einfachsten wäre es, Jugendliche zu haben, die eine starke Persönlichkeit besitzen, die einen strukturierten Lebensalltag haben, etwas Sinnvolles tun in ihrem Leben. Die eine Umgebung haben, in der Menschen auf sie aufpassen, sich kümmern und notfalls auch einschreiten. Jugendliche, die lernen, auch mit Misserfolgen umzugehen.“
Kinder und Jugendliche brauchen wieder das Dorf, das mit erzieht. Durch irgendein Missverständnis beim Thema Kinderrechte kommt es heutzutage meistens zu sehr unschönen Konflikten, wenn ein Erwachsener Kinder oder Jugendliche wegen Fehlverhalten ermahnt oder in irgendeiner Form einschreitet. So sind Erwachsene in Gefahr, niedergeschlagen zu werden, wenn sie in der Bahn darum bitten, die Füße nicht auf die Sitze zu legen. Ebenso kann es aber auch sein, dass ein junger Flegel seine Füße einfach ordentlich wieder auf den Boden stellt und ein bisschen rot wird.
Bei Kindern, die man auf Fehlverhalten anspricht, kann es passieren, dass die Eltern dazukommen und einem mit der Polizei drohen, weil man ihrem Sprössling gesagt hat, er darf nicht vom Beckenrand aus Badenden direkt vor die Nase oder auf den Rücken springen. Schließlich hat man als fremder Mensch m/w/d ihr Kind nicht anzusprechen und man kann ja schließlich selbst aufpassen, dass man nicht angesprungen wird.
Und so geht es weiter, pöbelnde 13jährige, die laut herumprollen „schfiggedeineoma ey“ oder Kinder, die mit Absicht auf Käfer treten… überall, wo früher Erwachsene befugt waren, kurz und bündig Nein zu sagen, fehlt heute die Korrektur, weil es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass Kinder die „Unansprechbaren“ sind, was auch immer sie tun.
Da kommt bei den später Gewalttätigen jede Hilfe zu spät. Es ist meiner Meinung nach unterlassene Fürsorge durch die Gemeinschaft, dass im Ernstfall der Erwachsene die Polizei gegen sich hat, wenn diese gerufen wird, weil er möglicherweise nicht im freundlichsten Ton das ebenfalls unfreundliche Gebaren des Kindes gerügt hat.
Am Ton kann man ja arbeiten, aber die Fürsorgepflicht der Älteren für die Jüngeren sollte wieder gewürdigt und unterstützt werden.
100%-ige Zustimmung!
….vielen Dank für diesen Kommentar.
Passend dazu dieser Artikel: Wie moderne Frühpädagogik unsere Kinder hilflos macht
https://www.cicero.de/kultur/brandbrief-hessischer-grundschullehrer-wie-moderne-fruhpadagogik-unsere-kinder-hilflos-macht
Ergänzrn möchte ich noch das ein falsch ausgelegter Inklusionsgedanke in der Praxis dazu führt, dass psychisch besonders auffällige Kinder inzwischen den Laden dominieren und es kein Mittel dagegen zu geben scheint. Ich gebe meinem Kind inzwischen einen Gehörschutz mit in die Schule. Ja wirklich, leider.
Tjau, im Gegensatz zu Kindern z.B. mit Förderbedarf L sind viele Kinder mit Bedarf ESE nur ganz schlecht in einer “Klassengemeinschaft” integrierbar – vor allem dann, wenn es an zusätzlichem Personal mangelt.
Jedes Kind ist hochbegabt.
Aus der Perspektive vieler Erwachsener eine nachvollziehbare Feststellung.
Bei tief stehender Sonne werfen eben auch Zwerge riesige Schatten:)
“„Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul.”
” Wenn ich die junge Generation anschaue, verzweifle ich an der Zukunft der Zivilisation.”
In unsicheren Zeiten des tiefgreifenden Wandels ist es gesellschaftlich wichtig, Konstanten zu pflegen.
Eine solche ist die “Kritik an der Jugend“.
Zitate, wie oben, sind z.T. 3.000 Jahre alt…
Was sagen denn die Statistiken zum Thema.
Die Gewalt nimmt seit den 1990er Jahren ab.
und auch in den 1990ern wurde darüber schon differenziert diskutiert.
“Und für viele Gewaltdelikte Jugendlicher dürften in erster Linie strukturelle Gründe in Frage kommen, wie wachsende soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft und sinkende berufliche Perspektiven der Schülerinnen und Schüler.
Jugendgewalt wäre dann ein Phänomen, an dem die Schulen als Sozialisationsinstanz zwar nicht unbeteiligt sind, mit dem sie jedoch konfrontiert werden, ohne angemessen darauf vorbereitet zu sein. Denn Schulen sind nicht als Institutionen mit dem therapeutischen Auftrag konzipiert worden, eine zunehmende Gewalttätigkeit ihrer Klientel abzubauen.”
Grafisch auch beim Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen sehr gut zu sehen – besonders Seite 7.
Oder auch bei Statista
Oder Uni Konstanz – inkl. Hinweis auf die Mediale Inszenierung
“Es scheint, dass sich heute immer weniger junge Menschen an Normen und Regeln halten.”
Würde ich subjektiv zustimmen.
Aber woran liegt es, dann jugendliche keine Werte, keinen Normen, keine Regeln mehr vermittelt bekommen??
An den Alten.
An Leuten wie Reul, die dann nichts besseres wissen als die harte Hand, Null Toleranz und Strafe Strafe Strafe.
Totaler Unsinn!
“Die Gewalt nimmt seit den 1990er Jahren ab.”
Interessante These.
Können Sie das auch mit einem Zahlenvergleich belegen?
Also z.B. TVBZ-Gewaltdelikte der 7. Klässer und 9. Klässer in NRW im Jahr 1994 im Vergleich zu den TVBZ im Jahr 2024?
…finden Sie alles in den angegeben Links.
Wenn Sie unfähig sind, da drauf zu klicken, tut es mir leid…
“Wenn Sie unfähig sind, da drauf zu klicken, tut es mir leid…“
Wissen Sie denn was TVBZ ist?
Wenn ich mit den Werten von Statista rechnen, wäre die TVBZ der Jugendgewalt im Jahr 2024 höher als im Jahr 1999, als der Höchstwert in den 1990ern erreicht war.
“Wenn Sie unfähig sind, da drauf zu klicken, tut es mir leid…”
Man könnte statt nur “drauf zu klicken” auch mal lesen was da steht und z.B. die Anzahl der Gewaltdelikte an Schulen in Niedersachsen laut Tabelle 1 Ihrer Quelle differenziert diskutiert. mit der Anzahl im Jahr 2023 vergleichen. Man muss es aber nicht tun, wenn man nicht möchte.
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Waffen-und-Erpressung-Mehr-Gewalt-an-Schulen-in-Niedersachsen,gewaltanschulen104.html
Ich lese das auch immer mit der abnehmenden Gewalt. Ich war in den Siebziger und Achtziger Jahren Schulkind, meine eigenen Kinder in den 90er und 00er Jahren. Weder ich noch sie haben erlebt, dass jemand ein Messer mit in die Schule gebracht hätte. Das ist tatsächlich neu, und man kann nix anderes erzählen.
“Wenn Messer nicht da sind, können sie nicht eingesetzt werden. Das bedeutet aber auch, dass Lehrerinnen und Lehrer – wenn es ein solches Verbot gibt – die Möglichkeit haben müssen zu kontrollieren. Sonst macht das keinen Sinn.
Das heißt nicht, dass täglich bei jedem Schüler oder jeder Schülerin Taschenkontrollen durchgeführt werden müssen. Das kann ab und zu geschehen.”
Wie stellt sich der Herr INNENminister denn das Ganze vor? Die aktuelle Rechtslage erlaubt keine “Taschenkontrollen” gegen den Willen der Schüler durch Lehrkräfte:
https://www.gew-sachsen.de/aktuelles/detailseite/duerfen-lehrer-sachen-durchsuchen-und-beschlagnahmen
Das wird in NRW wohl nicht anders sein als in Sachsen.
Und selbst wenn die Rechtslage geändert werden sollte: Die Gefahr, dass ein Schüler, der ein Messer dabei hat, bei der Kontrolle austickt, ist relativ hoch. Nicht umsonst finden solche Kontrollen in der Praxis außerhalb der Schule nur durch mehrere speziell ausgebildete Personen (“Security”) statt, die zudem in der Regel stichschutzhemmende Kleidung (Oberkörpfer, Handschuhe) dabei an haben. Demnächst auch in den Schulen? Stellt der Dienstherr dann die enstprechende PSA (“Persönliche Schutzausrüstung”)? Oder darf man das dann wieder nur “von der Steuer absetzten”?
Es wird immer absurder. Jetzt sollen Lehrkräfte wohl auch noch professionelle Security spielen…
Gen Z sollte einen immer weiteren Bogen um das Arbeitsfeld “Schule” machen…
Ja, das beobachten wir auch. Damit verbunden ist aber oft eine Anspruchshaltung an die Gesamtgesellschaft, die jedes Problem des Individuums möglichst gleich unter bester Rücksichtnahme zu lösen hat. In immer offeneren Lern- und Erziehungsformen bestehen auch immer mehr Möglichkeiten, um über die Strenge zu schlagen, denn einige Reformpädagogen sind der Ansicht, dass man als Folge nicht mehr Strafen und Konsequenzen aufzeigen soll, sondern dass sofort Sozialarbeiter und Psychologen dem Kind habhaft zu werden haben, um mit entsprechender Diagnose auf Ursachenforschung zu gehen. Kinder und Jugendliche merken, dass die Watte um sie herum immer dicker wird, daher überraschen mich solche Beobachtungen, wie im Artikel genannt, nicht.
Zeitgleich haben wir mit den sozialen Medien einen Tummelplatz an Selbstdarstellern und radikalen Predigern jeder Couleur, die mit Klicks und Likes zeigen, dass man möglichst auffällig zu sein hat, um die Fans um sich zu scharen.
Mit anderen Worten: Es bräuchte wieder mehr echte Konsequenzen für Täter. Stattdessen möchte man diese aber lieber therapieren, was in deren Augen oft als Schwäche ausgelegt wird.
Dann fangen wir gleich in der Kita an und lassen zu, dass Erzieher führen dürfen, an der Hand fassen und sagen: “So machst du das jetzt”, ohne dass Eltern gleich von Übergrifflich sprechen.
“Und last but not least noch eine Erkenntnis aus einer unserer Studien: Es scheint, dass sich heute immer weniger junge Menschen an Normen und Regeln halten”
Ich nehme an, viele Studien beginnen mit “Es scheint” ….
“Und der ist gepaart mit der Erfahrung, dass man selten sanktioniert wird, wenn man Regeln bricht.”
Erfahrung? Haben die Studien dazu keine Erhebungen gemacht?
“Das hat wahrscheinlich mit ihrer Herkunft zu tun”
Ach, wie damals die “Messertürken”, davor die “Messeritaliener” (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-09/kampf-und-sehnsucht-in-der-mitte-der-gesellschaft-stephan-anpalagan-feindbild-italien-tuerkei)
Aber sich nach hinten absichern, dass die Schulen das Regeln sollen und dass Herr Reul (wieder) keinen Durchblick hat.
Einfach mal nur keine Zuständigkeit aufweisen, geschweige Lösungen anbieten, aber die Natrative der AfD stärken, dass Ausländer schon irgendwie alles schlimmer machen. Danke, Herr Reul -__-
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.
Wer wundert sich denn darüber, wenn Kinder heute quasi während der Schulzeit alles mögliche machen können und die Strafen, die dann verhängt werden können gerade in NRW mehr oder weniger unangemessen oder lächerlich sind. Dazu wird im Jugendstrafrecht viel zu oft und viel zu lange geschont. Wenn man sich jahrelang daneben benehmen kann, bevor ernsthaft was passiert, bekommt man es halt irgendwann nicht mehr hin. Heutzutage lachen doch viele Jugendliche und Kinder über unsere Exekutive.
Deshalb:
-Herabsetzung der Strafmündigkeit. Falls jemand nicht reif genug gewesen sein sollte, gibt es im Jugendstrafrecht genügend Möglichkeiten, auch auf der Strafmündigkeit pädagogisch damit umzugehen.
-Geldstrafen oder andere wirksame Strafen bei Vergehen wie: Unentschuldigtes Fehlen, Körperverletzung, Schlägereien, Diebstahl, Sachbeschädigung, Beleidigung, …
Es kann doch nicht sein, dass man eine Strafe zahlen muss, weil man seinen Tüv oder die Verlängerung des Ausweises vergisst, ich aber gleichzeitig Jahrelang mein Kind regelmäßig zu Hause lassen kann, bevor in NRW etwas passiert.
Seit wann halten sich Jugendliche an Normen und Regeln. Es ist doch ihr Privileg, gerade diese in Frage zu stellen.
Aber nicht mit Gewalt.
Reul verbreitet mal wieder populistischen Unsinn.
Ein Blick in die Statistik zeigt das Gegenteil von dem, was Reul behauptet.
Im letzten Jahr verzeichnete die Statistik etwa 450.000 Straftatverdächtige unter 21 Jahren. Das ist seit 1993 außerhalb der Corona- Jahre einer niedrigsten Werte.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1243155/umfrage/straftatverdaechtige-kinder-und-jugendliche-in-deutschland/
Und wen glauben Sie mit solchen Ablenkungsmanövern hinter die Fichte führen zu können?
Im Artikel geht es ja um Gewaltdelikte von Jugendlichen.
Ach, hätten Sie sich doch einfach die entsprechende Statistik besorgt, statt dumme Sprüche zu klopfen. Auch bei Gewalttaten lag die Zahl eher im niedrigen Bereich.
Zwischen 1996 und 2011 lagen die Zahlen stets und zum Teil auch sehr deutlich höher. Dass die Zahl der Gewalttaten seit 2012 gestiegen ist, liegt wohl auch daran dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen auch seitdem gestiegen ist.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37370/umfrage/jugendkriminalitaet-tatverdaechtige-minderjaehrige-bei-ausgewaehlten-gewaltverbrechen/
Das ist korrekt. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2023/11/kriminologe-weniger-jugendgewalt-als-vor-zwei-jahrzehnten-trotz-anstiegs-2022/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Es ist aber nicht korrekt, dass zwischen 1996 und 2011 die Zahlen stets höher lagen.
1996 waren es z.B. laut Statista bei Gewaltdelikten 39.685 tatverdächtige Kinder und Jugendliche, im Jahr 2024 dann 45.185.
Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass die Grundgesamtheit der Kinder und Jugendlichen im Jahr 2024 um fast 10% niedriger war als im Jahr 1996.
Um das Niveau der Jugendgewalt zu ermitteln, genügt die Polizeistatistik (die lediglich die Ermittlungstätigkeit dokumentiert und deshalb sowohl vom Anzeigenverhalten wie von der personellen Ausstattung der Polizei abhängen) nicht. Kriminalitätsforscher flankieren solche Daten deshalb mit Befragungen, um auch das Dunkelfeld zu erfassen.
“Neue repräsentative Daten zeigen: Jugendliche verüben weniger Gewalt. Doch extreme Taten bekommen so viel Aufmerksamkeit, dass ein gefährlich falsches Bild entsteht.” Gerne hier nachlesen: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-12/jugendkriminalitaet-gewalt-niedersachsensurvey-kfn-aufmerksamkeit
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Größtes Problem, da Täter u14 nicht strafmündig sind, werden die Sachverhalte nicht ausermittelt und werden auf der Grundlage der Strafanzeige in die Statistik eingebracht.
Bei der Gruppe ü14 beruhen die Daten dann auf den Zahlen der Verurteilungen.
Das macht die Behauptung, dass zwischen 1996 und 2011 die Zahlen stets höher lagen allerdings auch nicht richtiger.
Dass in der NRW-Statistik, auf die sich Herr Reul bezieht, auch eine Dunkelfeldstudie enthalten war ließe sich übrigens u.a. hier nachlesen:
https://www.news4teachers.de/2025/10/studie-zu-jugendgewalt-brutalere-eltern-sinkender-respekt-gegenueber-lehrkraeften/
Die Perspektive ist entscheidend: Vergleiche ich die letzten 13 Jahre (wie es die hier genannte Studie tut) – oder die vergangenen 30 Jahre?
Sind Sie Kriminalitätsforscher? Die Ergebnisse der Wissenschaft sind – entgegen Ihrer Bemühungen, das Gegenteil zu belegen – einhellig: https://www.news4teachers.de/2025/10/trotz-messerangriffen-kriminologen-finden-keine-belege-fuer-die-these-dass-die-jugend-brutaler-geworden-sei/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“oder die vergangenen 30 Jahre?”
Mir liegen keine Vergleichswerte für NRW vor 30 Jahren vor.
Im Jahr 1994 weist die bundesweite Statistik bei Gewaltdelikten 27.107 tatverdächtige Kinder + Jugendliche aus, im Jahr 2024 dann 45.185. Nicht berücksichtigt ist dabei, das die Grundgesamtheit von 1994 bis 2024 um fast 11% abgenommen hat.
Woher haben Sie die Zahlen? Laut Statista waren die Zahlen 1996 in etwa so hoch wie 2024 (und höher als 2023) und in allen Folgejahren bis 2011 höher.
Ich habe die Statistik bereits oben verlinkt.
“Ich habe die Statistik bereits oben verlinkt.”
Eben. Dann sollten Sie eigentlich nicht zu fragen brauchen woher die 39.685 für 1996 und die 45.185 für 2024 stammen.
Und dass diese Zahlen alles andere als “gleich hoch sind”, sieht man eigentlich auch sofort.
1975 – 1985 waren etwa die Boomer in ihrer Jugendzeit..Da gab es auch sehr viele Jugendliche in Deutschland. Weiß man, wie die Gewaltstatistik in jener Zeit verglichen mit heute aussah?
“Entgegen aktueller Sorgen über zunehmende Gewalt ist die Jugendkriminalität in den letzten 20 bis 30 Jahren in vielen Industrieländern deutlich gesunken. Das geht aus einer Studie eines deutsch-schwedischen Kriminologen-Teams hervor, das hierzu Daten aus über 30 europäischen Ländern (darunter Deutschland), Kanada und den USA ausgewertet hat. Hauptursache für den Rückgang der Kriminalität ist, dass sich das Leben der Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Aspekten geändert hat: Das Verhältnis zu den Eltern, die Einstellung zur Schule und der Blick auf Kriminalität haben sich gewandelt; auch verbringen Jugendliche weniger Freizeit miteinander und trinken deutlich weniger Alkohol.” Quelle: https://csl.mpg.de/886274/langfristiger-trend-der-jugendkriminalitaet-stark-ruecklaeufig
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Zitat aus Ihrem link:
“Nicht über alle Delikte hinweg sind die Rückgänge gleichermaßen stark. So gingen beispielsweise Eigentumsdelikte in vielen Ländern stärker zurück als Gewaltdelikte.”
Jetzt wäre mal interessant, wie sich die Zahl der Gewaltdelikte entwickelt hat, denn um die geht es hier wohl. Leider wurde das in dem link nicht näher betrachtet.
“Auch bei Gewalttaten lag die Zahl eher im niedrigen Bereich.”
Wenn Sie das unbedingt glauben wollen, brauchen Sie die Anzahl der Gewaltdelikte bei Jugendlichen in den 1990er Jahren natürlich nicht mit der Anzahl im Jahr 2024 vergleichen.
Ende der 90er lagen die Zahlen deutlich höher als heute. Und das obwohl die Anzeigebereitschaft heute deutlich höher liegt.
“Ende der 90er”
Warum jetzt plötzlich nicht mehr “seit 1993” wie oben noch behauptet?
1999 waren es laut statisat 48.100 , 2024 waren es 45.356, also ein Rückgang um ca. 5,7 %. Individuell verschieden wäre dann, ob man erwähnen möchte, dass die Grundgesamtheit der Kinder und Jugendlichen in diesem Zeitraum um ca. 9,5% gesunken ist oder ob man solche Informationen lieber verschweigen möchte.
Ich habe nie vom Jahr 1993 gesprochen.
Und laut Statista waren es 1999 übrigens etwa 75.000 Gewalttaten von unter 21-Jährigen. 2024 waren etwa 65.000. Die Zahl der Gewaltaten ist also um mehr als 10 Prozent gesunken.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37370/umfrage/jugendkriminalitaet-tatverdaechtige-minderjaehrige-bei-ausgewaehlten-gewaltverbrechen/
“Ich habe nie vom Jahr 1993 gesprochen.“
Gesprochen nicht, aber geschrieben.
Oder nutzt außer Ihnen noch jemand diesen Account?
“Das ist seit 1993 außerhalb der Corona- Jahre einer niedrigsten Werte.“
“Dass die Zahl der Gewalttaten seit 2012 gestiegen ist, liegt wohl auch daran dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen auch seitdem gestiegen ist.”
Man könnte zwar erwähnen, dass bei einer Zunahme der TVBZ von +71% Kinder / + 61,5 % die Zahl der Gewaltdelikte ganz deutlich stärker gestiegen sein muss als die Zahl der Kinder und Jugendlichen, man muss es aber nicht tun, wenn man es nicht möchte.
Ende der 90er Jahre lagen die Zahlen deutlich höher als heute. und dann ist es während der gesamten Nullerjahre auch so geblieben.
Anfang der 90er Jahre waren die Zahlen verzerrt, da in den neuen Bundesländern die Infrastruktur für die Erhebung der Zahlen noch gar nicht vorhanden war.
Ich glaube, Sie sind es ,der die Fakten nicht wahrnehmen will.
“Ich glaube, Sie sind es ,der die Fakten nicht wahrnehmen will.”
Ich glauben Ihnen, dass Sie das glauben wollen.
Sie wollen ja scheinbar auch glauben, dass die TVBZ in den den letzten Jahren nicht um +71% / +61,5% gestiegen wären , sondern dass ein Blick in die Statistik angeblich das Gegenteil zeigen würde.
Die Zahl der Straftaten ist während Corona stark gesunken. Ein Anstieg verglichen mit den letzten Jahren (Welchen eigentlich?) war zu erwarten und nicht ungewöhnlich.
“Ein Anstieg verglichen mit den letzten Jahren (Welchen eigentlich?) “
Wenn Sie anscheinend keine Ahnung haben worüber Herr Reul gesprochen hat, warum schreiben Sie dann:
“Reul verbreitet mal wieder populistischen Unsinn.
Ein Blick in die Statistik zeigt das Gegenteil von dem, was Reul behauptet.”
Niemanden. Der Punkt ist, dass die absoluten Zahlen sinken. Das liegt u.a. daran, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen sinkt. Relativ steigen die Werte natürlich, da selbst bei konstanter Anzahl der Jugenddelikte sich bei einem sinkenden Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung die Relation verändert.
Hinzu kommt die Wahrnehmung. Die Kurznotiz auf Seite drei einer Lokalzeitung über ein Messerdelikt bleibt anders im Gedächnis als der Videoschnipsel einer privaten Handyaufnahme, die das Geschehen in wackligen Bildern dokumentiert oder die anschleißende Erstversorgung oder nachträglich die Blutlache der Tat zeigt. Kippen Sie einmal 200 ml Blut auf einem glaten Fußboden – Fließen oder Kunststoff – aus und lassen andere die Menge schätzen. Die Spanne der Schätzwerten wird Sie überraschen.
Seit 2011 ist de Zahl der Kinder und Jugendlichen aufgrund von Zuwanderung sogar gestiegen.
Absolut ja, relativ eher nicht.
Gibt eben mehr Boomer als Enkel von Boomern, comprendre
Doch, die Zahl an Kindern und Jugendlichen ist seit 2011 absolut gestiegen.
2011 waren es 14,8 Millionen, 2023 waren 15,9 Millionen.
Oft hilft ein Blick in die Statistiken. Die lassen sich heute im Internet leicht finden.
Und jetzt haben wir Ende 2025 und viele der damaligen Jugendlichen sind mittlerweile junge Erwachsene.
Andersherum, warum verschlechtert sich die Relation zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern so sehr?
Was haben Sie an “Absolut ja, relativ eher nicht.” denn nicht verstanden?
Relativ ist völlig uninteressant.
Warum so aggressiv?
Eben, einfach mal einen Blick auf die Zunahme der TVBZ in der NRW-Statistik zu werfen, könnte schon helfen.
Die TBVZ ist ja schon ein relativer Kennwert, Anzahl der Delikte einer bestimmten Deliktgruppe je 100.000 Personen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe.
Wenn die TBVZ von 20 auf 21 angestiegen ist, ist das eben kein Anstieg um 5%.
Den selben Rechenmurks haben die meisten schon gemacht, als nach Corona der Umsatzsteuersatz auf Bahntickets von 7% auf 19% angehoben worden ist – also um 12 Prozentpunke, und eben nicht um 12%.
“Seit 2011 ist de Zahl der Kinder und Jugendlichen aufgrund von Zuwanderung sogar gestiegen.”
Ist wie gesagt individuell verschieden, ob man in diesem Zusammenhang erwähnen will, dass die Zahl der eines Gewaltdelikts verdächtigten Kinder und Jugendlichen im Beobachtungszeitraum sehr deutlich stärker gestiegen ist als die Anzahl dieser Alterskohorte. Wer diese Informationen verschweigen möchte, wird wohl seine Gründe haben.
Obwohl die Zahl an Kindern und Jugendlichen set 2011 gestiegen ist, lagen die Zahlen der Gewalttaten dieser Gruppe mit Ausnahme des Jahres 2024 immer niedriger als 2011 (wo die Zahl etwa so hoch war wie 2024).
Irgendwie passt das nicht zu dem Zusammenhang, den Sie herstellen wollen.
Im Jahr 2024 die Anzahl der tatverdächtigen Kinder und jugendlichen 45.185 , 10 Jahre zuvor waren es 28.607 = Zunahme = +58%.
Die Grundgesamtheit hat im gleichen Zeitraum um ca. 6% zugelegt.
Wer keine statistischen Abweichungen erkennen will, muss es nicht tun.
““Es scheint, dass sich heute immer weniger junge Menschen an Normen und Regeln halten””
Ach was….
TaMu:
“Bei Kindern, die man auf Fehlverhalten anspricht, kann es passieren, dass die Eltern dazukommen und einem mit der Polizei drohen, weil man ihrem Sprössling gesagt hat, er darf nicht vom Beckenrand aus Badenden direkt vor die Nase oder auf den Rücken springen. Schließlich hat man als fremder Mensch m/w/d ihr Kind nicht anzusprechen und man kann ja schließlich selbst aufpassen, dass man nicht angesprungen wird.
Und so geht es weiter, pöbelnde 13jährige, die laut herumprollen „schfiggedeineoma ey“ oder Kinder, die mit Absicht auf Käfer treten… überall, wo früher Erwachsene befugt waren, kurz und bündig Nein zu sagen, fehlt heute die Korrektur, weil es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass Kinder die „Unansprechbaren“ sind, was auch immer sie tun.”
An der Stelle käme “das Dorf” ins Spiel, was es braucht, um ein (!) Kind zu erziehen!
Leider ist das heute nicht mehr gewünscht, weil etliche Eltern es leider immer öfter “selbst” mit den Regeln und Normen “nicht so haben”… (Siehe zB nur mal “die Probleme mit den Elterntaxis”)… und sich tw. gerne erfolgreich darum drücken, ihren Kindern Regeln + Normen beizubringen und dann auf deren Einhaltung, durchaus auch energisch (!), zu bestehen.
Wenn jedes Fehlverhalten pädagogisch weichgespült wird, die Kinder von den Eltern und der Schule längstmöglich gepampert werden, fast nichts an ernstzunehmenden Konsequenzen erfolgt/ erfolgen kann, dann muss weiterhin mit den Erziehungsergebnissen “gelebt” werden.
Die sehr begrenzt möglichen Maßnahmen von Schulen erweisen sich immer öfter als “zahnloser Tiger” über die sich die Betroffenen dann kaputtlachen, denn deren Eltern leiten ja umgehend juristische Schritte ein. Und die Gesellschaft im Allgemeinen reibt sich verwundert die Augen über die “Zustände” und jammert!
Ach neeee! Na! Sooowas aber auch! 🙁
In einem unserer Nachbarländer wird die Grenze der Strafmündigkeit von 14 auf 12 gesenkt. Ich finde das richtig. Das Wahlalter wird ja auch und soll ja auch immer weiter gesenkt werden. Es wurde in einer Diskussion dazu berichtet, dass in einer Gruppe Jugendlicher derjenige die Straftat begeht, der noch unter 14 ist, denn die wissen genau, dem kann nichts passieren. Da gab es schon Tötungsdelikte und der Täter konnte nicht bestraft werden. Was für eine Schmach für die Opferfamilie!
Die Senkung von 14 auf 12 löst natürlich nicht das Problem der Kinder- und Jugendkriminalität. Aber es ist ein Signal. Vielleicht wäre die Abschaffung jeglicher Grenzen viel sinnvoller und Gerichte entscheiden einfach immer im Einzelfall und haben einen weiten Ermessensspielraum, der von Freispruch über Therapie bis hin zum Jugendarrest reicht. Gerichte beurteilen doch immer den Einzelfall.
Oder meinetwegen ab 7, denn ab 7 Jahren haftet ein Kind ja auch für Beschädigungen, die es verursacht hat.
Mindestens für Körperliche Gewalt hätte die Strafmündigkeit längst gesenkt werden müssen!