Arbeitsagentur: Hauptschüler haben wieder bessere Ausbildungs-Chancen

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HANNOVER. In Niedersachsen bleiben zunehmend Ausbildungsplätze unbesetzt. Die zuständige Bundesagentur für Arbeit schlägt daher Alarm. Mehr Imagewerbung sollten die Betriebe leisten – und auch einen neuen Blick auf Bewerber mit guten Hauptschulabschlüssen werfen.

Die Probleme vieler Betriebe bei der Suche nach Auszubildenden führt bei den Job-Perspektiven der Hauptschüler zur Neubewertung. «Früher hat man gesagt: Mit Hauptschulabschluss bist Du der Verlierer, damit kannst Du nichts werden. Das stimmt so nicht mehr», sagte der Leiter der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit, Klaus Stietenroth (58). Ein guter Hauptschulabschluss sei mitunter besser als ein mittelmäßiger Realschulabschluss. Stietenroth appellierte an die Jugendlichen: «Wenn ihr gute Hauptschulabschlüsse habt bewerbt euch; was man euch vor Jahren noch gesagt hat, stimmt nicht mehr.»

Angesichts der «Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt» rief er zudem die Unternehmen auf, sich aktiver um solche Jugendliche zu bemühen, «die keine Olympioniken in der Schule waren». Die Bundesagentur biete zudem viele begleitende Stützungsmaßnahmen für Berufseinsteiger. Der zweifache Vater und studierte Jurist begründete den Handlungszwang mit der zunehmenden Zahl unbesetzter Lehrstellen. «Bewerber haben heute viel größere Wahlmöglichkeiten als früher; ich glaube die Botschaft an die Betriebe ist damit auch, bessere Imagewerbung zu betreiben.» Höher als Bezahlung würden von den möglichen Bewerbern heute zudem berufliche Perspektiven und Aufstiegschancen bewertet.

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Insgesamt 14 000 der aktuell gemeldeten 50 000 Ausbildungsstellen sind noch unbesetzt, so Stietenroth. «Leisten wir uns da nicht vielleicht den Luxus, dass wir die Latte in den Betrieben einfach zu hoch anlegen?» Besondere Probleme bei der Suche nach Auszubildenden hätten vor allem Pflege- und Sozialberufe, das Gastgewerbe, der Bau (17,5) und die Logistik.

Die Regionaldirektion spürt den Trend selbst im eigenen Hause bei der Besetzung ihrer Lehrstellen. «Es ist wichtig, die Zeichen der Zeit rechtzeitig zu erkennen, sonst rangeln wir nachher um die besten Kräfte», warnt Stietenroth, der gerade den Umbau der Regionaldirektion vorantreibt. Ab Oktober wird es nur noch 16 statt 22 Verwaltungsbezirke in Niedersachsen-Bremen geben. Verlegt würden aber nur interne Dienstleistungen, betonte der 58-Jährige. dpa

(13.8.2012)

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