Die Kanzlerin als Vertretungslehrerin: „Sie können Frau Merkel zu mir sagen“

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DRESDEN. Lange hatten die Macher vom «Spiesser» auf eine Zusage von Angela Merkel (CDU) gewartet. Jetzt können Jugendliche bundesweit nun nachlesen, wie sich die Kanzlerin im August vor einer Berliner Schulklasse als Vertretungslehrerin behauptet hat. Die aktuelle Politik blieb – so der Bericht über die Geschichtsstunde Merkels zum Bau der Berliner Mauer – bei dem Termin ziemlich außen vor. Dafür verriet die Bundeskanzlerin den Gymnasiasten, wie sie vor etwa 30 Jahren zu DDR-Zeiten in Berlin auf Wohnungssuche war.

Die Bundeskanzlerin im Klassenzimmer: Aktuelle Aufmachung der "Spiesser"-Homepage. Foto: Screenshot
Die Bundeskanzlerin im Klassenzimmer: Aktuelle Aufmachung der „Spiesser“-Homepage. Foto: Screenshot

Und so begrüßte die Bundeskanzlerin „ihre“ Schülerinnen und Schüler: „Guten Tag! Man hat mir gesagt, als erstes solle ich einmal meinen Namen an die Tafel schreiben, damit Sie wissen, wie man mich anspricht.“ Die Bundeskanzlerin sei schnell die wenigen Schritte zur Tafel gegangen und habe ihren Namen angeschrieben. „Sie können ‚Frau Merkel‘ zu mir sagen. Wir machen heute Geschichtsunterricht und es geht um den Mauerbau. Heute ist der 13. August, am 13. August 1961 ist die Mauer gebaut worden. 1961 war ich sieben Jahre alt. An seine Zeit als Siebenjährige hat man ja nicht so viele Erinnerungen; ich weiß nur, dass meine Eltern und alle unheimlich traurig waren. Nun wollen wir anfangen, indem Sie aufmalen, wo die Mauer überhaupt war. Wer hat Lust, hier vorne einmal auf der einen und einmal auf der anderen Karte zu zeichnen?“

Später erzählt Merkel laut Bericht folgende Anekdote: „Als ich mich von meinem ersten Mann getrennt habe, brauchte ich eine Wohnung. Da hat mir jemand den Tipp gegeben: in der Templiner Straße. Dann bin ich dort in die leer stehende Wohnung eingebrochen mit einem Schlüssel – nein, mit einem Schlüssel eben nicht. Ich habe das Schloss aufgebrochen.“ Die Redaktion vermerkt dazu: „Während Frau Merkel von ihren Einbruchtricks berichtet, lockert die Stimmung merk(e)lich auf.“

Mit Wahlkampf hat die Merkel-Geschichte für Stephanie Forner von der «Spiesser»-Geschäftsleitung nichts zu tun. „Angela Merkel, Sebastian Vettel und Matthias Schweighöfer stehen beziehungsweise standen ganz oben auf der Wunschliste unserer Leser für die Rubrik ‚Vertretungsstunde‘. Wir konnten dem jetzt an einem Punkt nachkommen.“ Tatsächlich übernehmen für die Rubrik Prominente aus unterschiedlichen Bereichen eine Vertretungsstunde. Zudem: Zur Reportage gibt es im jüngsten Heft einen für Jugendliche aufgearbeiteten Vergleich von Parteiprogrammen zur Bundestagswahl.

Natürlich verspreche man sich durch die Story mit und über Merkel noch mehr Aufmerksamkeit als bisher, sagt Forner. Das in Dresden herausgegebene Jugendmagazin, das bundesweit sechsmal im Jahr erscheint, versteht sich ihren Worten zufolge mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren und mehr als 570.000 Lesern als Marktführer und Trendsetter. Es wird an mehr als 10.000 Orten – an Schulen, Hochschulen oder in Bibliotheken – kostenlos ausgelegt.

Das Magazin entstand aus einer Schülerzeitung, auf dem Markt ist es seit 1994. Zunächst eroberte der «Spiesser» den Osten, seit 2007 ist er bundesweit zu haben. Zum Redaktionsteam gehören heute zehn Mitarbeiter. «Wir können inzwischen auf ein bundesweites Autorennetzwerk von 450 Leuten zurückgreifen», so Forner. Diese Mitarbeiter sind zwischen 16 und 24 Jahren alt. «Das ist auch unser Erfolgsrezept: Die Zielgruppe bringt selbst ihre Ideen ein.» Forner glaubt, dass die Druckausgabe – die ohne Hochglanz auskommt – trotz der immer stärkeren Hinwendung zu Internet und Smartphone noch eine lange Zukunft hat. «Denn in der Schule wird immer irgendwie gelesen.» News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum Original-Beitrag sowie einem Video vom Merkel-Auftritt auf der Homepage des „Spiesser“,

 

 

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