Gewaltbereite Jugendliche – Forscher widerlegen Klischee des auffälligen Migranten

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BOCHUM. Türkischstämmige Kinder und Jugendliche in Deutschland haben kein erhöhtes Risiko für psychische Probleme. Zu diesem Ergebnis sind Forscher der Arbeitseinheit Entwicklungspsychologie der Ruhr-Universität Bochum gekommen. Das Team der Studie „Der nächste Schritt“ hat Daten zu 480 Kindern (über deren Eltern) und von über 160 Lehrern erhoben. Die Studie wurde jetzt im Journal of Child and Family Studies veröffentlicht.

"Eine Waldorfschule, die kein Schulgeld kostet, ist ein wichtiger Baustein zur Chancengleichheit": Waldorf-Schüler. Foto: Will Merydith / Flickr (CC BY-SA 2.0)
Wer einen Migrationshintergrund hat, hat nicht unbedingt mehr psychische Probleme als andere Kinder Foto: Will Merydith / Flickr (CC BY-SA 2.0)

Die Forscher fanden heraus, dass ein türkischer Familienhintergrund per se keine kindlichen Auffälligkeiten wie emotionale Probleme, ADHS oder Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen vorhersagt. Türkischstämmige Mütter berichteten jedoch im Vergleich zu deutschen Müttern über mehr Stress im Alltag und in der Beziehung zu ihren Partnern. Diese höhere Belastung wirkte sich negativ auf die psychische Gesundheit ihrer Kinder aus. Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass das Verhalten von Jungen sowohl von Müttern als auch Lehrern insgesamt häufiger als problematisch beurteilt wurde. Türkischstämmige Jungen schnitten dabei aber nicht schlechter ab als deutsche Jungen.

Türkische Einwanderer sind die größte Migrantengruppe in Deutschland. Im Rahmen der Längsschnittstudie „Der nächste Schritt“ an der Ruhr-Universität untersuchen Psychologen, wie Schule, Familie und Freunde dazu beitragen können, dass Kinder aus zugewanderten Familien sich wohlfühlen und die Schule gut meistern. Dafür befragten sie 359 türkischstämmige und 121 deutsche Kinder und ihre Erzieher. Ihre Eltern wurden von bilingualen (Türkisch/Deutsch) Interviewern zu Hause befragt und sollten die Stärken und Schwächen ihrer Kinder beurteilen. Zusätzlich beantworteten 164 Lehrer die gleichen Fragen zum Verhalten der Kinder in der Schule; sie hatten die Fragebögen per Post erhalten und zurückgesendet.
Bei der Längsschnittstudie „Der nächste Schritt“ handelt es sich um ein internationales Projekt, bei dem parallel auch Daten in den Niederlanden und Norwegen erhoben wurden. nin

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