Hessischer Bildungsgipfel: Lorz sieht Bewegung

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WIESBADEN. Trotz Bildungsgipfel: Der Weg zum Schulfrieden in Hessen scheint noch weit. Besonders bei der Frage nach der künftigen Schulstruktur liegen die Positionen noch weit auseinander. Nach heftigen Diskussionen im Vorfeld betonen die meisten Teilnehmer das es Fortschritte gegeben habe. Einzig die FDP äußert die Befürchtung, dass der Bildungsgipfel ein „Gesprächsbasar“ bleibe.

Bewegung beim Bildungsgipfel: Nach einigen Misstönen setzen Kultusminister Alexander Lorz (CDU) und die Kritiker seiner bisherigen Versuche, einen anhaltenden Schulfrieden in Hessen herzustellen, weiter auf Dialog. «Bildungspolitik ist ein schwieriges Feld. Deshalb ist der Diskussionsbedarf auch so hoch», sagte der Minister am Freitag in Wiesbaden nach dem zweiten Treffen in großer Runde. Allen unterschiedlichen Positionen zum Trotz habe es konstruktive Gespräche und einige Zwischenergebnisse der fünf Arbeitsgruppen gegeben.

Hessens Kultusminister Alexander Lorz äußert Verständnis für den Diskussionsbedarf auf dem schwierigen Feld Bildungspolitik. Foto: Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 4.0
Hessens Kultusminister Alexander Lorz äußert Verständnis für den Diskussionsbedarf auf dem schwierigen Feld Bildungspolitik. Foto: Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 4.0

Lorz sicherte nach der Kritik von Landeselternbeirat, Landesschülervertretung, den Lehrerorganisationen GEW und VBE sowie dem Elternbund Hessen zu, dass die Abläufe in den Arbeitsgruppen effizienter gestaltet werden, es eine stärkere thematische Fokussierung geben soll und der Teilnehmerkreis erweitert wird. «Es gibt Bewegung auf allen Seiten», betonte der Kultusminister. Alle Teilnehmer seien bereit, Spielräume für Kompromisse auszuloten.

«Wir haben wahrgenommen, dass unsere Kritik gehört wurde», erklärte Karen Anschütz, Vize-Vorstandschefin des Landeselternbeirates und Leiterin einer Arbeitsgruppe. «Wir sind nun guter Dinge, dass es weiter konstruktive Gespräche geben wird.» Ähnlich äußerten sich Vertreter von den GEW und VBE sowie Landesschulsprecherin Fevzije Zeneli nach dem mehrstündigen Treffen.

Die kontroversesten Debatten habe es in der Arbeitsgruppe für die Gestaltung der künftigen Schulstruktur im Land gegeben, berichtete Kultusstaatssekretär Manuel Lösel. Dabei stünden vor allem die Positionen des «Gemeinsamen Lernens – eine Schule für alle» und die des «Lernens in homogenen Gruppen» – also im herkömmlichen gegliederten Schulsystem einander gegenüber.

«Die Diskussionen über die richtige oder falsche Schulstruktur haben über Jahrzehnte die bildungspolitische Debatte in Hessen geprägt», sagte Lösel. Die Schwierigkeiten seien daher erwartbar gewesen. In den anderen vier Arbeitsgruppen, die sich mit Auswirkungen des demografischen Wandels, individuellen Unterstützungsangeboten in der Schule, der Vorbereitung auf die Arbeits- und Lebenswelt sowie der Lehrerbildung befassen, legten die AG-Vorsitzenden bereits Zwischenergebnisse vor.

SPD-Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel sprach von kleinen Fortschritten bei dem Gipfeltreffen. Er forderte die Vertreter der Landesregierung jedoch auf, nicht nur Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Es müsse auch Bereitschaft da sein, Veränderungen im Bildungssystem anzugehen. «Der Weg zu einer Vereinbarung ist noch sehr lang, sie ist aber möglich», bilanzierte die Opposition.

Die Regierungsfraktionen von CDU und Grünen zeigten sich zuversichtlich, dass bei den nächsten Treffen die thematische Debatte wieder im Vordergrund stehen wird. Der Bildungsgipfel biete eine historische Chance, die Qualität des Schul- und Bildungssystems zu verbessern und den jahrzehntelangen Schulkampf im Land zu beenden, sagten die Fraktionschefs von CDU und Grünen, Michael Boddenberg und Mathias Wagner.

Die Linken-Fraktionsvorsitzende Janine Wissler äußerte sich skeptisch nach dem Treffen. «Es ist gut, dass die Landesregierung nach der breiten Kritik von ihrer Haltung, „der Koalitionsvertrag gilt“, abgerückt ist.» Abzuwarten sei aber, ob das nur ein Lippenbekenntnis bleibe. Der FDP-Angeordnete Wolfgang Greilich sagte: Die Befürchtung der Liberalen, dass der Bildungsgipfel nur ein Gesprächsbasar bleibe, scheine sich zu bewahrheiten.

Beim hessischen Bildungsgipfel sind noch zwei Treffen in großer Runde geplant, dann wollen die Experten ihre Ergebnisse für einen anhaltenden Schulfrieden im Land präsentieren. Die fast 40 Vertreter von Eltern, Schülern und Lehrern sowie Kommunen, Politik und der Wirtschaft kommen am 24. April und am 17. Juli nochmals zusammen. Dazwischen sind mehrere nicht öffentliche Sitzungen der Arbeitsgruppen geplant.

Fünf Themenbereiche hat sich der Bildungsgipfel vorgenommen, um die Schulstruktur in Hessen zu optimieren: Dabei geht es um die Gestaltung von Schule generell, die Auswirkungen des demografischen Wandels, individuelle Unterstützungsangebote in der Schule, die Vorbereitung auf die Arbeits- und Lebenswelt sowie die Lehrerbildung.

Die fünf dazu gebildeten Arbeitsgruppen werden von Doppelspitzen geleitet:

Arbeitsgruppe Gestaltung von Schule: Kultusstaatssekretär Manuel Lösel und Landesschulsprecherin Fevzije Zeneli.

Arbeitsgruppe Herausforderungen der Bildungsregionen, die sich mit den Auswirkungen des demografischen Wandels und dem Thema Ganztagsschulen befasst: Innenminister Peter Beuth (CDU) und der Erste Vizepräsident des Hessischen Landkreistags, Landrat Karl-Ernst Schmidt.

Arbeitsgruppe Gestaltung individueller Unterstützungsangebote in der Schule: Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) und die Vize-Vorstandschefin des Landeselternbeirates, Karen Anschütz.

Arbeitsgruppe Schule als Vorbereitung auf die Arbeits- und Lebenswelt: Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und die Vize-Präsidentin der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), Désirée Derin-Holzapfel.

Arbeitsgruppe Lehrerbildung: Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) und der Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen, Joybrato Mukherjee. (Bernd Glebe, dpa)

zum Bericht: Unter Druck: Kultusminister Lorz bietet Gipfel-Kritikern Gespräch an

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