Philologenchef Meidinger zu den Thesen zur Schulpolitik von Martin Schulz: Mehr Geld für Bildung wäre gut, aber Zweifel an Machbarkeit

8

BERLIN. Die Forderung bzw. das Versprechen des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz, mehr Geld für Bildung zur Verfügung zu stellen, begrüßt der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ausdrücklich.

Heinz-Peter Meidinger ist neuer Präsident des Philologenverbands.

In einer Pressemitteilung seines Verbands, bezweifelte er allerdings, ob der SPD-Kanzlerkandidat im Falle seines Wahlsieges diese Forderung auch umsetzen werde und könne. Der Verbandsvorsitzende merkte dazu an: „Über die von ihr regierten Länder hätte die SPD bereits die Möglichkeit gehabt, Bildungsausgaben massiv zu erhöhen und so dazu beizutragen, den OECD-Durchschnitt für Bildungsausgaben zu erreichen. Dies ist jedoch leider nicht erfolgt.“ Wenig hält der DPhV-Chef auch davon, ständig das Kooperationsverbot als Haupthindernis für mehr Bildungsausgaben anzugreifen. „Das führt nicht weiter, da die Hürden für die dazu notwendige Verfassungsänderung in Bundestag und Bundesrat hoch sind. Wenn der Bund will, kann er auch im Rahmen der geltenden Verfassungslage viel Geld für Bildung zur Verfügung stellen, wie der von der Bundesbildungsministerin angekündigte, bis heute aber von Bund und Ländern nicht beschlossene Pakt für digitale Bildung zeigt!“, fügte Meidinger an.

Als Interessensvertreter eines Lehrerverbandes freue er sich natürlich, wenn die Politik mehr Geld, mehr Lehrer, mehr Bildungsgerechtigkeit, mehr Ganztagsschulangebote und mehr Kostenfreiheit für Betreuungs- und Bildungsangebote verspreche, sagte der DPhV-Vorsitzende. Gleichzeitig habe er allerdings das dumpfe Gefühl, dass hier wieder vor den Wahlen Großartiges versprochen werde, was nach den Wahlen nicht gehalten werden könne. „Genau das führt aber zu dem Frust und zu den Enttäuschungen, die gerade den rot-grünen Landesregierungen in Schleswig-Holstein und NRW große Wahlniederlagen beschert haben“, betonte Meidinger und fuhr fort: „Mir fehlt in bildungspolitischen Reden oft der Hinweis darauf, dass Bildung und Bildungsgerechtigkeit keine Dinge sind, die der Staat mit mehr Geld verordnen kann. Dabei ist man auch auf die Anstrengungsbereitschaft und den Bildungswillen von jungen Menschen angewiesen. Von Bildungsqualität und sozialem Aufstieg durch Leistung habe ich bei dem Auftritt von Martin Schulz in Berlin aber wenig gehört!“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

8 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT: „Über die von ihr regierten Länder hätte die SPD bereits die Möglichkeit gehabt, Bildungsausgaben massiv zu erhöhen und so dazu beizutragen, den OECD-Durchschnitt für Bildungsausgaben zu erreichen. Dies ist jedoch leider nicht erfolgt.“

Ja, stimmt auch wieder.

sofawolf
6 Jahre zuvor

Bei Maybritt Illner wurde es gestern gut gesagt und das ist wahrscheinlich der Grund: Im Wahlkampf wird den Menschen lieber versprochen, was sie (scheinbar) konkret im Portmonee sehen (mehr netto vom Brutto) als etwas, was sie erst „auf Umwegen“ erreicht: kostenlose Bildung von der Krippe bis zum Kindergarten.

Das ist dann eben kein Geld, was jemand konkret in die Hand bekommt, aber das zieht dann eben doch viel mehr. Ein Appell quasi an den Egosimus der Menschen.

Leider ist es wohl so.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

* von der Krippe bis zur Uni natürlich! 🙂

geli
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Ich glaube nicht so sehr wie Sie an einen Staat, der das Geld der Bürger stets sinnvoller ausgibt als sie selbst.
Diese Auffassung ist mir zu staatsgläubig.
Nein, es wird endlich Zeit, dass der Staat von seinen riesigen Steuereinnahmen und Zinsersparnissen den zahlenden Bürgern mal endlich ein wenig zurückgibt, z.B. für die private Altersvorsorge oder auch zur Erneuerung des einen oder anderen klapprigen Möbelstücks.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  geli

Ein schritt wäre z. B. Die nicht mehr Anrechnung der riester rente auf die Grundsicherung oder rin lineares steuersystem statt mittelstandsbauch.

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ geli,

will man größtmögliche Freiheit und Eigenverantwortung, ok, dann soll man aber auch nicht ständig nach dem Staat rufen, der alles regeln und bezahlen soll. Es führt jedoch am Ende dazu, dass alles kostet und man es sich leisten kann nur abhängig davon, was man verdient, d.h., der Reiche kann sich eben mehr leisten und der Arme halt weniger.

Dann muss man auch damit leben, dass die Zuzahlungen zu den Medikamenten steigen; Polizeistationen geschlossen werden; die Warteschlangen in den öffentlichen Verwaltungen länger werden und die Gebühren steigen; kein Geld da ist, um Kulturgüter zu erhalten; Programm gegen Rechtsradikalismus gestrichen werden; die Rente gesenkt wird; in den Schulen Lehrer fehlen und Gebäude nicht saniert werden können; Eintritte in kommunale Freizeiteinrichtungen erhöht werden; Theater und Museen nicht mehr unterhalten werden können, Freizeitbäder geschlossen werden; Aufgaben der öffentlichen Verwaltung ausgelagert und die Beschäftigten dann schlechter bezahlt werden und und und ……….

Man kann nicht alles haben: Keine Steuern zahlen und alles vom Staat finanziert bekommen.

Das finden Sie dann besser, geschweige denn „gerechter“?

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

PS: Ich bin mir bewusst, dass der Staat auch Gelder „verschleudert“. Ich halte aber bessere Kontrollmechanismen für sinnvoller als alles ins Private auszulagern, wo nur Einzelne sich die Taschen füllen und reich werden.

geli
6 Jahre zuvor

Nein, sofawolf, das finde ich nicht „besser, geschweige denn gerechter“.
Ich wäre auch dagegen, „alles ins Private auszulagern“, was sowieso in keinem Staat der Welt geht. Es gibt nun mal Staatsaufgaben, die nicht ins Private ausgelagert werden können. Es gibt aber auch Privataufgaben, die der Staat nicht an sich reißen sollte.
Es geht nicht um „entweder oder“ und auch nicht um „Sozialismus oder Kommunismus“ Bei uns existiert bekanntlich die soziale Marktwirtschaft, in der es sowohl um die Verantwortung des Staates als auch die Verantwortung des Individuums für sich selbst geht.
Der Vater unserer sozialen Marktwirtschaft und kurzfristige Bundeskanzler Ludwig Erhard hat es so ausgedrückt: „Zu sozial ist unsozial.“ Oder: „Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken lässt.“
Oder Abraham Lincoln:
„(…) Der Staat wird bestimmt keine Wohlfahrt schaffen,
wenn er mehr ausgibt, als er einnimmt.
Ihr werdet kein Interesse an den öffentlichen
Angelegenheiten und keine Begeisterung wecken,
wenn ihr dem Einzelnen seine Initiative
und seine Freiheit nehmt.
Ihr könnt den Menschen nicht dauerhaft helfen,
wenn ihr das für sie erledigt, was sie selber
für sich tun sollten und könnten.“
Abraham Lincoln, Präsident der USA (1861-1865)