Jungen mit reichen Eltern trinken oft mehr

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BIELEFELD. Jungen aus wohlhabenden Familien trinken im Schnitt deutlich häufiger und ungehemmter  Alkohol als ärmere Gleichaltrige. Dies ist ein Ergebnis der Studie „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC) der Universität Bielefeld.

Alkoholkonsum ist im Jugendalter nach wie vor weit verbreitet. Foto: benchfrooser / Flickr (CC BY-SA 2.0)
Alkoholkonsum ist im Jugendalter nach wie vor weit verbreitet. Foto: benchfrooser / Flickr (CC BY-SA 2.0)

Für die fünfte Auflage der HBSC-Studie wurden Jugendliche in ganz Deutschland befragt. Die Erhebung wurde durch eine Repräsentativbefragung in Nordrhein-Westfalen ergänzt. Diese zeigt, dass der Alkoholkonsum im Jugendalter nach wie vor verbreitet ist: 15 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 25 Prozent der Jungen geben an, mindestens einmal pro Woche ein alkoholisches Getränk zu konsumieren. Jeder dritte 15-jährige Junge und jedes vierte Mädchen in diesem Alter gibt an, bereits mindestens zweimal betrunken gewesen zu sein. Die beliebtesten Getränke sind Biermixgetränke und Bier, gefolgt von Alkopops (Gemisch von Spirituosen wie Wodka mit Limonade oder anderen süßen Getränken), während Wein und Sekt nur selten konsumiert werden.

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Mit dem Alter steigen Alkoholkonsum und Rauscherfahrungen und es lassen sich Zusammenhänge zum familiären Wohlstand herstellen. Diese Zusammenhänge sind vor allem bei den Jungen ausgeprägt, bei den Mädchen finden sich leicht gegenläufige Tendenzen. „Interessanterweise ist der Alkoholkonsum in wohlhabenden Familien von Jungen deutlich häufiger und auch das rauschhafte Trinken tritt in diesen Familien häufiger auf“, sagt Prof. Dr. Petra Kolip, Koordinatorin der Studie. „Anders als das übliche Vorurteil, das riskanten Alkoholkonsum in sozial benachteiligten Familien verortet, zeigen unsere Daten, dass riskanter Konsum in allen Sozialschichten auftritt und in höheren Schichten zumindest bei Jungen ausgeprägter ist.“

Die Studie belegt auch Geschlechtsunterschiede: Auch wenn der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen längst nicht mehr so ausgeprägt ist, konsumieren Jungen noch immer mehr und regelmäßiger Alkohol, und sie trinken auch häufiger bis zum Rausch. Ein Migrationshintergrund hingegen scheint vor regelmäßigem und riskantem Konsum zu schützen – nicht zuletzt, weil religiöse und kulturelle Regeln dem Alkoholkonsum oftmals entgegenstehen. Als Konsequenz aus den Ergebnissen folgert das Bielefelder Forschungsteam, dass Interventionsprogramme zum maßvollen Umgang mit Alkohol individuell ausgerichtet sein sollten und dass sie vor allem die Jungen in den Blick nehmen sollten. Darüber hinaus sind nach Ansicht der Forscher auch gesellschaftliche und politische Anstrengungen notwendig: Werbung sollte beschränkt und der Zugang zu alkoholischen Produkten erschwert werden.

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