HAMBURG. Seit Jahrzehnten ist er ein Star in deutschen Kinderzimmern. Dort laufen seine Lieder wie «In der Weihnachtsbäckerei» oder «Stups, der kleine Osterhase» in Endlosschleife: Rolf Zuckowski. Im Rampenlicht will er sich rarmachen – dafür träumt er von einem Flug ins All.
Ausgerechnet Rolf Zuckowskis wohl bekanntestes Lied ist selten im Radio zu hören. Dabei wird der Geburtstagshit «Wie schön, dass du geboren bist» längst nicht mehr nur in Kindergärten voller Inbrunst geschmettert. «Es wird zwar tausende Male an jedem Tag gesungen – auch von immer mehr Erwachsenen, weil es das Lied ihrer Kindheit ist – und ist längst zu einem Volkslied geworden, aber im Radio spielt es fast keine Rolle», sagt der in Hamburg lebende Liedermacher. «Das sehe ich ja an meiner Gema-Abrechnung.» Er selbst feiert an diesem Samstag Geburtstag: Dann wird der Musiker, dessen Ohrwürmer seit Jahrzehnten Kinder immer und immer wieder hören wollen, 65 Jahre alt.
Ganz privat möchte Zuckowski das Jubiläum begehen. «Die ganze Familie wird im Wochenendhaus hinterm Elbdeich feiern», erzählt der Vater dreier erwachsener Kinder, die inzwischen zum Teil selbst in der Musikbranche unterwegs sind. «Die Kinder und Geschwister kommen zum späten Frühstück und dann wird den ganzen Tag lang gefeiert.» Auf der Bühne steht er bereits am Tag danach wieder im Hamburger Planetarium – in Zukunft aber immer seltener. Zwar denkt der Komponist, Autor und Interpret keineswegs ans Aufhören, doch mehr Zeit für den Freundeskreis und seine Frau Monika will sich der mehrfache Großvater künftig schon nehmen. Im Rampenlicht werde er sich rarmachen, kündigt Zuckowski an.
«Ich glaube, dass ich die Interpretenrolle im professionellen Sinne ab 2013 ganz stark zurücknehmen werde», sagt er. «In diesem Jahr ist das noch einmal mein absolutes Hauptthema durch mein neues Album “leiseStärke”, das sich vor allem an mein mitgewachsenes Erwachsenenpublikum richtet.» Doch im Zusammenhang mit Kindern gebe er ja ohnehin schon seit vier Jahren keine Konzerte mehr, außer manchmal für seine Stiftung «Kinder brauchen Musik» und das Projekt «Elbkinderland». Dabei hat er gerade mit seinen Liedern für die Kleinsten die größten Hits gelandet – ob als Chef der «Weihnachtsbäckerei» oder Vater von «Stups, dem kleinen Osterhasen», ob mit «Rolfs Vogelhochzeit» oder «Rolfs Schulweg-Hitparade».
Beim Grand Prix dabei
Nicht von Anfang an schlug Zuckowskis Herz für Kinderlieder, sondern zunächst für Pop, Schlager und Folk. Der gebürtige Hamburger ist studierter Diplomwirt und arbeitete nach dem Studium zunächst beim Musikverlag Hans Sikorski. Doch die Leidenschaft für Gesang und Gitarre hatte ihn schon als Mitglied der Schulband The Beathovens gepackt. Sein Vater schenkte ihm die erste Gitarre – für Zuckowski ein wichtiger Moment: «Die Gitarre in der Hand und damit so viel ausdrücken zu können, was einem auf der Seele liegt – das hat mich sehr beflügelt.» Nachdem er mit der Band Peter, Sue & Marc beim Grand Prix dabei war – als Texter und Produzent – und für zahlreiche Künstler geschrieben hatte, widmete er sich dem jungen Publikum.
Geplant war das nicht, sondern ergab sich einfach, als er und seine Frau 1971 zum ersten Mal Eltern wurden. «Die Themen meiner Lieder haben sich ja immer weiter entwickelt, allein schon dadurch, dass meine Kinder älter geworden sind», sagt der Mann, dessen Haare längst grau geworden sind. «Es gibt inzwischen kaum noch einen Anlass im Leben eines Menschen, zu dem ich nicht ein Lied geschrieben habe.» Hunderte Titel stammen aus Zuckowskis Feder – von den Kleinen oft in Endlosschleife gehört.
Der Musiker, der gemeinsam mit Peter Maffay das «Tabaluga»-Konzept entwarf, stand für TV-Sendungen vor der Kamera und erhielt den Musikpreis Echo. Ihm gelangen Hits wie «Du da im Radio» und ein Eintrag ins Guinnessbuch mit dem 3776-zeiligen Lied «…und ganz doll mich». Und sein Repertoire soll weiter wachsen: Derzeit steckt er in den letzten Vorbereitungen eines Musicals über Ernährung – «Der König hat Geburtstag». Rechtzeitig zu seinem eigenen Geburtstag geht zudem das neue Hip-Hop-Trio Deine Freunde unter anderem mit einer Version seines Dauerbrenners «Wie schön, dass du geboren bist» an den Start.
Zuckowski selbst hat noch einen «völlig verrückten Traum», den er einst in einem Duett mit seinem damals zehn Jahre alten Sohn Andreas besungen hatte: «Wenn dieses Lied ein Oldie ist und ich bald siebzig werde, fliegst du wohl dann mit mir noch mal im Raumschiff um die Erde?» Zuckowski: «Ich würde dafür keine Millionen ausgeben. Aber unseren wundervollen blauen Planeten, den ich so oft besungen habe, einmal von da draußen zu sehen – das wäre etwas ganz Besonderes.» DORIT KOCH, dpa