Sprachförderung: Die meisten Lehrer fühlen sich überfordert

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KÖLN. Viele Lehrer fühlen sich unzureichend ausgebildet, um Kinder mit Deutsch-Problemen richtig zu fördern. Nach einer repräsentativen Umfrage unterrichten gut 70 Prozent der Lehrer in Deutschland Schüler mit Sprachförderbedarf. Doch 66 Prozent fühlen sich durch ihr Studium nicht ausreichend darauf vorbereitet.

Eine Bildungslaufbahn sei zum Scheitern verurteilt, wenn der Schüler den Lehrer nicht verstehen können, sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz, Ties Rabe. Vor allem in den Ballungsräumen belasteten Sprachprobleme teilweise den ganzen Unterricht. Viele Lehrer seien durchaus bereit, sich weiterzubilden, um den Schülern besser helfen zu können. Laut Rabe betrifft der Förderbedarf nicht nur Schüler mit ausländischen Wurzeln; auch andere hätten oft Schwierigkeiten, bedingt durch ihr soziales Umfeld.

An deutschen Schulen sprechen nach Angaben der Mercator-Stiftung 30 Prozent aller Kinder und Jugendlichen eine andere Erstsprache als Deutsch. Dies müsse nicht grundsätzlich ein Problem sein: Mehrere Studien hätten ergeben, dass die Erstsprache den Erwerb der Zweitsprache – in diesem Fall also Deutsch – nicht behindern müsse, sondern sogar erleichtern könne. Für die Umfrage „Sprachförderung in deutschen Schulen“ wurden ausserdem 512 Lehrer von 394 Schulen befragt. 83 Prozent der Lehrer unterrichten Schüler mit ausländischen Wurzeln. 13 Prozent der Lehrer haben Klassen, in denen mehr als die Hälfte der Schüler einen Migrationshintergrund hat.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte zusätzliches Personal für die Schulen. Ohne eine zweite Kraft im Klassenzimmer werde es in der Praxis oft nicht machbar sein, sagte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer. Entscheidend sei außerdem, dass nicht nur Lehrer sprachlicher Fächer entsprechend ausgebildet würden, sondern auch Lehrkräfte mit naturwissenschaftlichen Fächern. „Die Defizite liegen oft nicht so im Alltäglichen, sondern in der Unterrichtssprache“, sagte sie. Und dafür müsse eben auch der Mathematiklehrer sensibilisiert sein.

Um Sprachförderung künftig stärker in der Lehrerausbildung zu verankern, haben die private Stiftung Mercator und die Universität Köln das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache eröffnet. Das Institut, das von der Stiftung in den kommenden fünf Jahren mit 13 Millionen Euro unterstützt wird, soll Lehrer bundesweit besser auf die Förderung von Schülern mit unzureichenden Deutsch-Kenntnissen vorbereiten. dpa

(04.06.2012)

 

 

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