ADAC mahnt bundesweit Pläne an, die Kinder auf sichere Schulwege führen

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STUTTGART. In den meisten Bundesländern ziehen die ABC-Schützen schon los in Richtung Schule. Beschreibungen über den sichersten Weg gibt es aber eher selten. Ein Problem, meint der ADAC. 

Risiko Schulweg: 411 Kinder sind von Januar bis Juli dieses Jahres allein in Baden-Württemberg auf dem Weg zum oder vom Unterricht verunglückt. Ein Kind kam dabei nach Angaben des Innenministeriums ums Leben, 77 wurden schwer verletzt. In der Landeshauptstadt Stuttgart sind laut Polizei im Jahr 2011 insgesamt 183 Kinder unter 14 Jahren bei Verkehrsunfällen verletzt worden, ein Kind starb.

Viele Unfälle seien von Autofahrern verursacht worden, die an Überwegen nicht vorsichtig genug waren, erläuterte Stuttgarts Polizeipräsident Thomas Züfle. Immer wieder liefen aber auch Kinder auf die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten. Mit der Aktion «Sicherer Schulweg 2012» haben Polizei und Automobilclub ADAC Württemberg knapp eine Woche vor Schulstart auf die Gefahren aufmerksam gemacht.

Der ADAC fordert unter anderem Standards für Schulwegpläne – bundesweit. «Es gibt lediglich in vier Bundesländern vorbildliche Regelungen hinsichtlich von Schulwegplänen. Baden-Württemberg gehört nicht dazu, das ansonsten in der Verkehrspräventionsarbeit sehr gut aufgestellt ist», sagte Dieter Roßkopf, Vorsitzender des ADAC Württemberg. Die Städte und Gemeinden könnten sich hier ein Beispiel an der Stadt Stuttgart nehmen.

In der baden-württembergischen Landeshauptstadt gibt es für jede Grundschule einen Lageplan, der die sichersten Schulwege ausweist. Die insgesamt 74 Schulwegpläne sind im Internet zu finden, unter www.stuttgart.de/schulwegplan. «Sie weisen die sichersten Wege aus, nicht unbedingt die kürzesten», machte ein Stadtsprecher deutlich. Gedacht seien sie als Empfehlung für die Eltern.

Die ersten 24 Pläne wurden bereits 1977 aufgelegt, seit 1984 gibt es sie auch in anderen Sprachen. Erstellt wurden sie in Abstimmung zwischen Elternbeirat, Schülern, Polizei, Stadtverwaltung und Schulleitung. 1000 Pläne würden pro Schule und Jahr gedruckt, die Kosten seien überschaubar, sagte der Sprecher. Erste Anfragen von anderen Kommunen habe es dazu bereits gegeben. «Wir beraten sie natürlich gern.»

Stuttgarts Polizeipräsident Züfle, der auch Schirmherr der Aktion «Sicherer Schulweg 2012» ist, machte deutlich: «Präventive Maßnahmen wie Schulwegtraining und Schulwegpläne sind elementare Bestandteile einer erfolgreichen Verkehrssicherheitsarbeit.» ABC-Schützen bekommen auch Besuch von Verkehrspolizisten, die mit ihnen das richtige Verhalten im Straßenverkehr üben. Polizei und ADAC appellierten deutlich an Autofahrer, in den kommenden Wochen in der Nähe von Schulen besonders aufmerksam zu sein.

Vorsicht muss nach Erkenntnissen des Autoclub Europa ACE nicht zuletzt ausgerechnet an vermeintlich sicheren Zebrastreifen walten. Sie könnten schnell zur Unfall-Falle werden. In geschlossenen Ortschaften passiere fast jeder fünfte Fußgängerunfall mit Verletzten auf diesen Überwegen.

Nach Beobachtung von Peter Schwarz, Leiter der Verkehrserziehung beim Polizeipräsidium Stuttgart, lauert die Gefahr oft da, wo Fußgänger es am wenigsten erwarten. An gefährlichen Kreuzungen würden die Menschen besser aufpassen, sagte er. Meist komme es eher da zum Zusammenstoß, wo der Betroffene schon 100 Mal langgelaufen und wo ihm schon 100 Mal nichts passiert sei.

Das gelte auch für Jugendliche, die oft cool sein wollten und – womöglich noch mit Kopfhörern auf dem Ohr – schnell mal über die Straße oder die Stadtbahnschienen springen würden. Die kleineren Schüler dagegen lebten häufig noch in ihrer Spielwelt und würden die Gefahren einfach vergessen.

Die Zahl der Schulwegunfälle in Baden-Württemberg schwankte in den vergangenen Jahren laut Ministerium nur leicht. In den ersten sieben Monaten 2011 verunglückten 409 Kinder, zwei weniger als 2012. In den Vergleichszeiträumen 2008 bis 2010 waren es im Schnitt 422. Die Zahl der Schwerverletzten ging zurück. 2008 bis 2010 waren es noch durchschnittlich 96, im vergangenen Jahr noch 90 und jetzt 77. dpa

(4.9.2012)

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