Stiefkind Musikunterricht: Schulmusiker klagen

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WEIMAR. Musiklehrer klagen über Vernachlässigung ihres Faches in den Schulen. Seit heute treffen sich die Musikfachleute in Weimar zum 1. Bundeskongress Musikunterricht.

Der Musikunterricht in Deutschland muss nach Ansicht der Lehrer gesellschaftlich besser anerkannt und gefördert werden. «Musik ist kein Neben-Neben-Fach», sagte Ortwin Nimczik, Bundesvorsitzender des Verbands Deutscher Schulmusiker. «Musik ist auch Bildung», sagte er. Sie dürfe deshalb nicht vernachlässigt werden.

Instrumente sind nicht selbstverständlich in den meisten Schulen. (Foto: Eldersign/Flickr CC BY-NC-SA 2.0)
Instrumente sind nicht selbstverständlich in den meisten Schulen. (Foto: Eldersign/Flickr CC BY-NC-SA 2.0)

Nimczik sprach sich entschieden gegen Pläne aus, Singen und Musizieren in einem «ästhetischen Fächerbund» etwa mit Kunsterziehung aufgehen zu lassen. Nur ein Drittel der Musiklehrer in Grundschulen beispielsweise habe eine entsprechende Ausbildung, oft fielen Stunden ersatzlos weg. Zu dem fünftägigen Kongress werden 1500 Teilnehmer erwartet.

Die Situation des Musikunterrichts sei jedoch von Land zu Land und in Grundschulen und Gymnasium sehr verschieden, sagte Nimczik. Es gebe insgesamt zu wenig ausgebildete Schulmusiker. Vor allem in den Grundschulen gäben oft engagierte Lehrer mit Musikkenntnissen den Unterricht. Ihnen müsse – auch mit Freistellungen und anderen Anreizen – die Möglichkeit zur Weiterbildung gegeben werden. «Dies ist jedoch – wie auch eine Aufstockung von Studienplätzen – eine politische Entscheidung», sagte Nimczik, der an der Hochschule für Musik in Detmold die Schulmusikabteilung leitet. An den Gymnasien sei die Situation günstiger: Zwei Drittel bis drei Viertel aller Musiklehrer hätten eine entsprechende Ausbildung.

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Das Kongressprogramm bis Sonntag ist gespickt mit mehr als 300 Kursen. In Workshops holen sich die Teilnehmer beispielsweise Anregungen für die Unterrichtsgestaltung: Trommeln und Singen, Tanzen oder das Analysieren von Musikstücken. «Musik darf und muss nicht trocken sein.» Vom Rhythmus-Schlagen auf der Schultasche oder auf Schulbänken bis zu Rap und Stepptänzen sei alles erlaubt.

Der Bundeskongress vereint laut Nimczik zum ersten Mal die Mitglieder des Verbandes Deutscher Schulmusiker und des Arbeitskreises für Schulmusik, die zusammen rund 7500 der gut 45 000 Schulmusiker vertreten. Beide Verbände wollen sich Nimczik zufolge vereinigen. dpa

(19.9.2012)

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