Schavan stünde bei Entzug ihres Titels ohne Abschluss da

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BERLIN. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), die sich gegen Plagiatsvorwürfe wehren muss, hat nach Informationen des Berliner «Tagesspiegels» ihr Studium der Erziehungswissenschaft, Philosophie und Katholischen Theologie allein mit der Promotion – und nicht mit einer Magisterprüfung – abgeschlossen. Sollte ihr der Doktortitel aberkannt werden, hätte sie keinen akademischen Abschluss mehr.

Annette Schavan hat ihre Promotion vor 32 Jahren eingereicht. Foto: Andreas Schepers / Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)
Annette Schavan hat ihre Promotion vor 32 Jahren eingereicht. Foto: Andreas Schepers / Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)

Der Jura-Professor Wolfgang Löwer plädierte unterdessen für eine Verjährungsfrist bei Plagiatvergehen in Doktorarbeiten. «Wir müssen über einen Zeitraum nachdenken, nach dem wir uns die Arbeiten amtlich nicht mehr anschauen», sagte der Bonner Rechtswissenschaftler, der Ombudsmann der Deutschen Forschungsgemeinschaft für wissenschaftliches Fehlverhalten ist.

Schavan hatte ihre Promotion vor 32 Jahren eingereicht. Nach so langer Zeit jemandem «die Legitimation für eine ganze Lebensleistung zu entziehen», halte er für problematisch, sagte Löwer dem «Tagesspiegel».

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Verjährung gebe es in allen Bereichen. Bei juristischen Staatsexamen etwa gelte eine Verjährungsfrist von fünf Jahren. Für Promotionen sei ein solcher Zeitraum sicher zu kurz, er denke eher an ein Jahrzehnt, sagte Löwer. Eine Verjährungsfrist schütze allerdings nicht vor politischen Urteilen. Gerade für eine Bildungs- und Forschungsministerin seien solche Vorwürfe – sollten sie sich bestätigen – «hochpeinlich».

An deutschen Hochschulen haben im Wintersemester 2010/2011 etwa 200.400 Menschen an ihrer Doktorarbeit gearbeitet, wie das Statistische Bundesamt meldete. Erfolgreich abgeschlossen wurden 25.600 Promotionen. Die meisten Doktorarbeiten wurden in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern geschrieben (58 400 oder 29 Prozent), auf Platz zwei lagen die Ingenieurwissenschaften (22 Prozent). dpa
(9.5.2012, aktualisiert 15.10.)

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