Zu wenig Inklusion an Bayerns Schulen – Landesverband mahnt

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MÜNCHEN. Die Schulen sollten offen für alle – Regelschüler ebenso wie körperlich oder geistig behinderte Kinder – sein. Das ist in Bayern längst nicht so, sagt der Landesverband.

Der Landesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (LVKM) hat eine bessere Integration von Kindern und Jugendlichen mit Handicap in den Schulen angemahnt. Die Schule müsse allen offenstehen – Regelschülern genauso wie körperlich oder geistig behinderten Kindern, sagte LVKM-Vorstandsmitglied Konstanze Riedmüller aus München der Nachrichtenagentur dpa. Es gebe noch immer zu wenige Inklusionsschulen in Bayern. Zudem sollten auch schwer mehrfach behinderte Kinder Inklusionsklassen besuchen dürfen.

Inklusions-Pädagogik bedeutet ein selbstverständliches Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Kindern. «Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif», sagt Riedmüller. Schließlich müsse in Inklusionsschulen auch entsprechend ausgebildetes Personal vorhanden sein, um den Kindern eine Betreuungsqualität wie an Förderschulen zu bieten. Sie findet es erfreulich, dass es immer mehr Inklusionsschulen gibt – auch wenn es ihrer Ansicht nach noch viel zu wenige sind. Erst vor wenigen Tagen hat Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) 45 Schulen zu Inklusionsschulen ernannt. Insgesamt gibt es laut Kultusministerium nun 86 Inklusionsschulen im Freistaat.

Förderqualität muss stimmen

«Wir wollen jedoch keine Inklusionsschulen um jeden Preis. Die Förderqualität muss stimmen», sagt Riedmüller. Idealerweise sollte in Inklusionsklassen mit einem Zwei-Lehrer-System unterrichtet werden, also mit einem Regel- und einem Förderschullehrer. «Schließlich sind nicht alle Regelschullehrer in Sonderpädagogik geschult.» Für schwer mehrfach behinderte Schüler in Inklusionsschulen fordert der LVKM laut Riedmüller spezielle Therapiemöglichkeiten und gesondertes Pflegepersonal.

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Eltern müssten ein echtes Wahlrecht haben, sie sollten frei wählen können, ob sie ihr behindertes Kind in eine Förder-, Inklusions- oder auch Regelschule schicken. Umgekehrt müssten Eltern nichtbehinderter Kinder die Möglichkeit haben, sie in Förderschulen unterrichten zu lassen – sofern dort auf Grundlage der allgemeinen Schule gearbeitet wird. Dadurch würde das Miteinander und gegenseitige Verständnis von behinderten und nichtbehinderten Schülern gestärkt. Ein großer Schritt auf dem Weg zur Inklusion wären Riedmüller zufolge auch Kooperationsklassen zwischen Regel- und Förderschulen.

Inklusion setze zudem voraus, dass Schulgebäude barrierefrei seien. Hier gebe es noch viel zu tun, so Riedmüller. Der Besuch einer wohnortnahen Schule dürfe für ein behindertes Kind nicht an den baulichen Gegebenheiten scheitern. dpa

(14.10.2012)

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