Waldorflehrer sind zufriedener als Kollegen an staatlichen Schulen

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ALFTER. Rund 90 Prozent der Lehrer an Waldorfschulen sind mit ihrer beruflichen Situation zufrieden – an staatlichen Schulen geben dies nur 70 Prozent der Lehrer an. Das ist ein Ergebnis der ersten repräsentativen Studie zu den Arbeitsbedingungen von Waldorflehrern.

Große Gestaltungsspielräume machen zufrieden: Waldorflehrer mit seinen Schülern. Foto. g.pleger / flickr (CC BY-SA 2.0)
Große Gestaltungsspielräume machen zufrieden: Waldorflehrer mit seinen Schülern. Foto. g.pleger / flickr (CC BY-SA 2.0)

Die zufriedenen Waldorflehrer geben an, sich in ihrem Beruf verwirklichen zu können, sie schätzen darüber hinaus ihren großen pädagogischen Gestaltungsspielraum. Die Folge: Jeder Siebte möchte seinen Beruf auch nach dem Eintritt ins Rentenalter ausüben – das sind vier Mal so viele wie an staatlichen Schulen.

Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt eine Studie, die Dirk Randoll, Professor an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn, vorgelegt hat. An der repräsentativ angelegten Untersuchung, die in Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt wurde, nahm ein Drittel aller deutschen Waldorflehrer teil. Ausgewählte Ergebnisse vergleichen Randoll und sein Team mit Aussagen von Lehrern an staatlichen Schulen aus einer Befragung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung. Die Studie ist weltweit die erste, die das Arbeitsfeld des Waldorflehrers repräsentativ und umfassend untersucht.

Hohe Zufriedenheit – wenig Geld

„Auffallend ist die hohe Berufszufriedenheit vor allem vor dem Hintergrund zusätzlicher Arbeitsbelastung durch die an Waldorfschulen praktizierte Selbstverwaltung sowie der verhältnismäßig geringen Besoldung“, sagt Randoll. „Wir konnten zeigen, dass die aktive Mitgestaltung der Schule und das dadurch ausgeprägte Gefühl der Selbstwirksamkeit verantwortlich für die Zufriedenheit sind“, so der Professor für empirische Sozialforschung weiter. Waldorfschulen sind nach dem Prinzip der Selbstverwaltung ohne Direktor organisiert. Im Rahmen dieser „kollegialen Schulführung“ bringt sich jeder Lehrer in Schulorganisation und Gestaltung des Schullebens ein, pädagogische Entscheidungen werden gemeinsam durch das Kollegium getroffen.

Auch die Beschäftigung mit Anthroposophie, der Lehre Rudolf Steiners, trägt laut Studie zur Berufszufriedenheit an Waldorfschulen bei: Für mehr als 80 Prozent der Lehrer sind die Ideen Rudolf Steiners wichtige Unterstützung und Motivation bei der Bewältigung des anspruchsvollen Berufsalltags. Darüber hinaus zeigt Randoll auch Herausforderungen und kritische Aspekte auf. Beispielsweise bringt die Selbstverwaltung neben großen Gestaltungsmöglichkeiten auch Unzufriedenheit über ineffiziente Entscheidungsprozesse und unklare Informationswege sowie ein erhöhtes Belastungserleben mit sich. Desweiteren konstatiert Randoll eine Überalterung der Kollegien an Waldorfschulen, stellt aber einen anstehenden Generationswechsel hin zu jüngeren Lehrern mit einer „kritisch-sympathisierenden“ Einstellung zur Anthroposophie fest, die offener für Neuerungen sind. News4teachers
(1.2.2013)

Zum Bericht: „Wissenschaftler geben Waldorfschulen gute Noten“

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K. Geffers
11 Jahre zuvor

Warum nicht selbst Waldorflehrer werden? Fast alle Waldorfschulen haben offene Stellen und suchen motivierte Lehrer, die sich für die Waldorfpädagogik interessieren.