Wissenschaftler geben Waldorfschulen gute Noten

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DÜSSELDORF/BERLIN. Namen tanzen lernen, Klangschalen fertigen und Baumrinden sortieren – das und vieles mehr sind die Vorurteile über Waldorfschulen. Eine solide Schulbildung wird den Schulen nach Rudolf Steiner nur selten nachgesagt. Eine Studie der Universität Düsseldorf hält überraschende Ergebnisse dagegen. 
Ein wichtiges Element in der Waldorfpädagogik: Musisch-künstlerische Entfaltung. Foto: g.pleger/Flickr (CC BY-SA 2.0)
Prof. Dr. Heiner Barz (Universität Düsseldorf) und Dr. Sylvia Liebenwein (Universität Düsseldorf) sowie von Prof. Dr. Dirk Randoll (Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter/Bonn) befragten für die Studie „Bildungserfahrungen an Waldorfschulen“ rund 800 Schülerinnen und Schüler aus zehn Schulen. Ihre Ergebnisse: Waldorfschüler lernen freudiger als Regelschüler, finden ihre Schule überwiegend einladend und fühlen sich zu zwei Dritteln individuell von den Lehrern wahrgenommen. Außerdem lernen sie in der Schule ihre Stärken kennen.

Barz wies bei der Vorstellung der Studie in Berlin darauf hin, dass der enge Zusammenhang zwischen Bildungserfolg, Gesundheit und Schulklima zunehmend in den Fokus der Wissenschaft rücke. „Schüler, die frei von Leistungsdruck, Prüfungsstress und Angst vor Mobbing in die Schule kommen, bringen eindeutig günstigere Voraussetzungen für das Lernen mit“, so Barz. Die Ergebnisse der Studie belegten, dass die Waldorfschüler in diesen Punkten bessere Werte erzielten als die Schüler an den Regelschulen. Gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen oder Nervosität werden von den Waldorfschülern seltener genannt.

Auch die Beziehungen zu den Lehrern würden als deutlich besser beschrieben. Der Aussage „Unsere Lehrer interessieren sich für den Lernfortschritt jedes einzelnen Schülers“ stimmten danach 64,8 Prozent der Waldorfschüler, aber nur 30,5 Prozent der Regelschüler zu. 83 Prozent der Waldorfschüler bestätigten, dass sie in der Schule vermittelt bekommen, „Stärken zu haben“.

Auf dem richtigen Weg
Henning Kullak-Ublick, Vorstandsmitglied des Bundes  der Freien Waldorfschulen (BdFWS) sagte, die Studie zeige, dass die Waldorfpädagogik mit ihrer Berücksichtigung des Lernumfelds, der Lernatmosphäre und der aktiven Beteiligung der Schüler an der Gestaltung des Unterrichts auf dem richtigen Weg sei. Es komme – auch nach den Ergebnissen der modernen Hirnforschung – darauf an, Eigenaktivität und Kreativität der Schüler einzubeziehen und ihnen damit die Motivation zum lebenslangen Lernen zu vermitteln. Kullak-Ublick: „Wir freuen uns über die neue Studie, die mit empirischen Mitteln belegt, dass die Bildungserfahrungen an den Waldorfschulen genau diejenigen sind, die die Schüler in der heutigen Welt brauchen.“
Auch PISA-Koordinator und OECD-Bildungsexperte Professor Andreas Schleicher sieht Waldorfschule gut für ein Bestehen in einer immer komplexer werdenden Welt ausgestattet. In seinem Vorwort zur Studie erklärt er, dass soziale Intelligenz, emotionale Sicherheit und Gründergeist die entscheidenden Dimensionen seien, um sich zurechtzufinden. Die Untersuchungen zeigten, dass die Waldorfschulen für diese Zukunft gut aufgestellt seien. Lernfreude, Anstrengungsbereitschaft und Selbstwirksamkeit seien nicht nur wichtige Voraussetzungen für Lernerfolg, sondern sie seien heute zu Schlüsselfaktoren geworden.
(28.09.2012)

 

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