Gymnasialdirektoren wollen das Wiederholen beibehalten

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KARLSRUHE. Der Vorsitzende des Direktorenverbands Nordbaden bezeichnet die Forderungen da Sitzenbleiben abzuschaffen als populistisch und verweist auf Zusammenhänge in Skandinavien.

Das Sitzenbleiben von Schülern kann aus Sicht der Gymnasialdirektoren durchaus sinnvoll sein. «Ein Jahr wiederholen ist nicht unbedingt schlecht. Mancher braucht die Zeit», sagte der Vorsitzende der Direktorenvereinigung Nordbaden, Hugo Oettinger im Interview. Der früherer Vize-Chef der Bundesdirektorenkonferenz (BDK) kann sich zwar bessere Lösungen als im Moment vorstellen. «Die Forderung, das Sitzenbleiben abzuschaffen, ist aber rein populistisch.»

Können verpflichtende Nachhilfe oder Sommerschulen das Sitzenbleiben überflüssig machen? Foto: schemmi  / pixelio.de
Können verpflichtende Nachhilfe oder Sommerschulen das Sitzenbleiben überflüssig machen? Foto: schemmi / pixelio.de

Baden-Württembergs Kultusminister Andreas Stoch (SPD) will die Nichtversetzung durch individuelle Förderung überflüssig machen, weil das Sitzenbleiben von den betroffenen Schülern als persönliche Niederlage empfunden werde.

Auch Oettinger sagte: «Ich würde zunächst Angebote machen.» Der Rektor des Karlsruher Helmholtz-Gymnasiums kann sich eine verpflichtende Nachhilfe oder sogenannte Sommer-Schulen in den Ferien vorstellen, bei denen die Wissenslücken geschlossen werden sollen. Auch die bereits praktizierte Möglichkeit zur Probe ins nächste Schuljahr zu wechseln, findet er gut.

«Es gibt aber auch Schüler, die haben keinen Bock auf Schule», betont er. Und: «Wenn ein Kind in drei oder vier Kernfächern Fünfen hat, tut man ihm keinen Gefallen, wenn man es in die nächste Klasse versetzt.» Oettinger empfiehlt in einem solchen Fall das Wiederholen einer Klasse oder notfalls den Wechsel in eine andere Schule.

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Das Beispiel der skandinavischen Länder, in denen es die «Ehrenrunde» nicht gibt, findet der Direktor nicht ermutigend. Schließlich gebe es dort mehr Jugendarbeitslosigkeit. «Gibt es einen Zusammenhang?», fragt sich Oettinger.

Hintergrund der Debatte ist, dass Rot-Grün in Niedersachsen mittelfristig das Sitzenbleiben abschaffen will. In Baden-Württemberg haben im vergangenen Schuljahr 13 316 Schüler die Klasse wiederholt. Das entspricht einem Anteil von 1,2 Prozent. Das Land liegt damit unter dem Durchschnitt: Bundesweit wiederholen pro Jahr etwa zwei Prozent aller Schüler eine Klasse. An den neuen Gemeinschaftsschulen im Südwesten können Schüler nicht mehr sitzenbleiben. (dpa)

(12.03.2013)

zum Bericht: Streit ums Sitzenbleiben: Stoch schlägt sich auf die Seite der Reformer

zum Bericht: CDU-Fraktionschefs und Philologen für das Sitzenbleiben

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