Umfrage: Schüler erhalten immer früher Nachhilfe

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BERLIN/MAGDEBURG/POTSDAM. Die Nachhilfe boomt deutschlandweit. Nach einer aktuellen Umfrage steigt dabei besonders die Zahl Grundschüler, die Nachhilfe bekommen stark an.

Ob es um drohendes Sitzenbleiben, den Notendurchschnitt beim Abitur oder nur um die nächste Klausur geht – in kritischen Situationen nehmen viele Schüler Nachhilfe. Dabei gehen Schüler verschiedene Wege, wenn bessere Noten gefragt sind. Die einen nutzen die Dienste professioneller Institute, andere nehmen Nachhilfe bei älteren Schülern, Nachbarn oder Bekannten. Während die gefragtesten Nachhilfefächer unverändert Mathematik, Englisch und Deutsch sind, zeichnet sich laut einer aktuellen Umfrage ein neuer Trend ab: Nachhilfeschüler werden immer jünger. Zunehmend lassen sich auch Grundschüler außerhalb der Schule auf die Sprünge helfen.

Zwei Schüler vor einem Poster
Mit steigendem Druck auf Familien erhalten immer mehr Grundschüler Nachhilfe. Foto: Dieter Schütz / pixelio.de

«Die Nachfrage ist stabil auf hohem Niveau», sagte der Sprecher des bundesweiten Nachhilfeanbieters Studienkreis, Thomas Momotow. Vor allem die Nachfrage im Grundschulbereich habe zugenommen. Nach seinen Worten waren mehr als die Hälfte der 2000 Nachhilfeschüler im Alter zwischen elf und 15 Jahren. Schon zwölf Prozent waren erst zehn Jahre alt oder jünger.

Einen Trend zu immer jüngeren Nachhilfeschülern sieht auch Cornelia Sussieck, Vorsitzende des Verbands der Nachhilfe- und Nachmittagsschulen (VNN). Immer mehr Grundschüler würden bereits Nachhilfeunterricht nehmen. Ihrer Einschätzung nach findet Nachhilfe zu Zweidrittel auf dem «Schwarzmarkt» statt – etwa durch Nachbarn und Verwandte.

Am häufigsten für die Nachhilfe gefragt wird das Fach Mathematik. Laut Aussagen Studienkreis macht Mathe 50 Prozent der Nachhilfe aus, gefolgt von anderen Hauptfächern wie Deutsch und Englisch.

Nach Angaben von Momotow ist der Grund für das sinkende Durchschnittsalter der Nachhilfeschüler steigender Druck des Arbeitsmarktes auf die Familien, der bereits in der Grundschule beginnt. «Wo früher niedrigere Abschlüsse genügt haben, ist heute Abitur nötig.» Dies sei tendenziell ein neueres Phänomen. Steigende Anforderungen an die Schüler beobachtete auch der VNN. «Aus unserer Erfahrung kommen jetzt auch ehrgeizige Schüler, nicht mehr nur die ganz schlechten», sagte Sussieck.

Auch Reformen im Bildungswesen würden zur Verunsicherung von Eltern führen, die dann ihre Kinder zur Nachhilfe schicken. «Wir haben in Berlin Früheinschulung, das bringt Druck rein, ebenso wie die Nach-PISA-Zeit», so Swantje Goldbach, Gründerin der Berliner Reformnachhilfeschule «Lernwerk».

Ganztagsschulen und Nachmittagsunterricht machten es dabei oft schwer, Zeit für Nachhilfe zu finden. Deshalb bieten immer mehr Institute am Wochenende oder in den Ferien Nachhilfe an.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt kritisiert, dass Nachhilfeunterricht überhaupt nötig sei. «Die Alternative ist doch nicht, dass die Leute zur Kasse gebeten werden, sondern dass das System alle richtig bildet», sagte GEW-Sprecher Hans-Dieter Klein. Gegen die kommerziellen Institute und gegen Nachhilfeunterricht sei die Lehrergewerkschaft aber nicht. Sie habe die Arbeitsagenturen etwa gebeten, die Lehrer besser über die Möglichkeiten des Bildungspakets zu informieren, aus dem Nachhilfe für bedürftige Kinder und Jugendliche bezahlt werden kann.

Auch die Berliner Landesschülervertretung sieht die Entwicklung kritisch. Robert Schneider, Vorsitzender der Landesschülervertretung Berlin: «Die Schüler werden gezwungen, die wenige Freizeit mit Nachhilfe zu verbringen. » Oft trügen Eltern auch Mitschuld, indem sie ihre Kinder unter Druck setzen. (News4teachers mit Material der dpa)

(30.03.2013)

Verband der Nachhilfe- und Nachmittagsschulen

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