Kein Geld vorhanden: Brandenburg stoppt Klassenfahrten

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POTSDAM. Das Brandenburger Bildungsministerium hat für das nächste Schuljahr einen Planungsstopp für Klassenfahrten verhängt. Denn erst einmal müsse klar sein, wie solche Reisen künftig zu finanzieren sind. Auch in Nordrhein-Westfalen und Berlin gab es Streit über die Finanzierung von Klassenfahrten.

Grund für den Stopp sei eine «Regelungslücke» bei der Finanzierung, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Er bestätigte einen entsprechenden Bericht der «Märkischen Allgemeinen».

Anfang April hatte das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) einem Lehrer recht gegeben, der gegen die Praxis des Landes geklagt hatte, wonach Pädagogen ihre Klassenreisen weitgehend aus eigener Tasche zahlen müssen. Der Planungsstopp sei nur vorübergehend, erläuterte Breiding. Fest geplante oder gar gebuchte Reisen könnten stattfinden. Für genehmigte und stattfindende Fahrten seien die Kosten im vollen Umfang zu erstatten, verlangte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nach einer Sitzung des Landesvorstands am Samstag.

Klassenfahrten sind pädagogisch wertvoll – und für Lehrer bislang häufig auch teuer. Foto: Train Chartering and Private Cars /Flickr CC BY-SA 2.0)
Klassenfahrten sind pädagogisch wertvoll – und für Lehrer bislang häufig auch teuer. Foto: Train Chartering and Private Cars /Flickr CC BY-SA 2.0)

In wenigen Wochen soll eine «Zwischenregelung» vorliegen, die bis zum Inkrafttreten einer Rechtsvorschrift zum Schuljahr 2014/15 gelten wird. Die Vorarbeit dafür hat eine Arbeitsgruppe geleistet, die das Ministerium im vergangenen Dezember eingesetzt hatte. Es reagierte damit auf Gerichtsurteile in Nordrhein-Westfalen zu der Problematik.

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Im Kern gehe es darum zu definieren, welche Klassenfahrten «pädagogisch sinnvoll» sind, sagte Breiding. Für sie werde es auch in Zukunft «keinen Blankoscheck» geben. Zu der jetzt ergriffenen Maßnahme bemerkte er: «Es ist eine Planungspause für Klassenfahrten für das nächst Schuljahr.» Der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs stellte fest: «Schul- und Klassenfahrten sind sinnvolle und pädagogisch wertvolle Ergänzungen des schulischen Alltags.» Sie dürften nicht von den Lehrkräften finanziert werden.

Im vergangenen Jahr hatte das Bildungsressort 150 000 Euro zur Verfügung gestellt. Seinem Sprecher zufolge wird jetzt berechnet, wie viel Geld es in Zukunft sein soll. Ausschlaggebend dafür seien Zahl, Sinn und Zweck von Klassenreisen. Breiding geht davon aus, dass sich die Summe erhöht. «Wir werden etwas mehr bereitstellen als wir es bisher gemacht haben.» Priorität habe jedoch die Absicherung des Schulunterrichts. Die GEW forderte, für Klassenfahrten zwei Millionen Euro in den Haushalt einzustellen.

Zwar hätten Lehrer in Brandenburg bisher nicht wie in Nordrhein-Westfalen eine Erklärung zum Verzicht auf Reisekostenerstattung unterschreiben müssen, ihnen sei aber klargemacht worden, dass sie für bestimmte Klassenfahrten nicht mit Geld vom Land rechnen könnten. Daraufhin hatten etliche Pädagogen in der Vergangenheit die Reisen privat finanziert. Schulleiter, der Landeselternrat und die GEW kritisieren schon seit längerem diese Praxis. dpa

(27.4.2013)

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Jürgen Stobbe
10 Jahre zuvor

Grundsätzlich ist das Thema kein Problem. (Fast) alle Reiseveranstalter von Klassenfahrten geben Freiplätze für Lehrer. Somit müssen weder Länder noch Lehrer dafür zahlen. Ich weiß, jetzt kommt das Argument, dass dann die Teilnehmerpreise für Schüler höher liegen. Wir Reiseveranstalter erzielen durch Mengeneinkauf und durch professionelle Verhandlungen bessere Konditionen, als Lehrer oftmals erreichen. Häufig planen Lehrer nur einmal im Jahr und suchen dann eine Unterkunft. Oder sie fahren immer ins gleiche Haus und fragen nicht mehr groß nach dem Preis. Reiseveranstalter, die auf Klassenfahrten spezialisiert sind können oft die gleichen Unterkünfte oder zumindest vergleichbare zu gleichen oder günstigeren Preisen anbieten. Und dazu noch Freiplätze einräumen. Und wenn das mal nicht so sein sollte, entsteht ja kein Schaden, denn im Vergleich der eingeholten Angebote werden Preis-/Leistungsunterschiede schnell deutlich. – Also: Das Problem wird eigentlich „nur“ hochgehängt. Ein tatsächliches Problem ist es nicht.

Vergleich gerne bei HORiZONTE – Klassenfahrten (einfach mal googlen) oder auf der Webseite unseres Verbandes: „das Reisenetz“