Der Wirtschaft gehen die Lehrstellenbewerber aus

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BERLIN. Die Wirtschaft ruft immer lauter nach Lehrlingen und klagt über viele unbesetzte Ausbildungsplätze. Doch nach wie vor gibt es Probleme, alle Bewerber zu versorgen. Sicher ist: Die Zahl der Schulabgänger wird in den nächsten Jahren weiter rapide zurückgehen.

Im vergangenen Jahr konnten mehr als 33.000 angebotene Lehrstellen nicht besetzt werden - deutlich mehr als in den Vorjahren. Foto: Tognum / flickr  (CC BY-NC 2.0)
Im vergangenen Jahr konnten mehr als 33.000 angebotene Lehrstellen nicht besetzt werden – deutlich mehr als in den Vorjahren. Foto: Tognum / flickr (CC BY-NC 2.0)
Der Wirtschaft gehen zunehmend die Bewerber um eine Lehrstelle aus – vor allem im alten Bundesgebiet. Nach dem jetzt vom Bundeskabinett verabschiedeten Berufsbildungsbericht wird die Zahl der Schulabgänger mit und ohne Abitur in den kommenden zehn Jahren im Westen von gut 780 000 (2014) auf unter 600 000 (2024) sinken. Im Osten wird sich die Zahl bei etwa 110 000 Abgängern pro Jahr einpendeln. Das ist weniger als die Hälfte als noch 2000.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) verwies darauf, dass bereits im vergangenem Jahr mehr als 33.000 angebotene Lehrstellen nicht besetzt werden konnten – deutlich mehr als in den Vorjahren. Gleichzeitig gebe es immer noch zu viele Jugendliche, denen der Übergang von der Schule in die Ausbildung nicht unmittelbar gelinge. «Auch diese Jugendlichen werden gebraucht, um den Fachkräftenachwuchs in Deutschland langfristig zu sichern», mahnte Wanka.

Laut Bilanz des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) fanden 76.000 an einer betrieblichen Ausbildung Interessierte bis zum gesetzlichen Stichtag 30. September keinen Platz. Das waren 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei der Vermittlung gab es regionale Probleme, aber auch Besetzungsschwierigkeiten in bestimmten Berufen. Frei blieben vor allem Lehrstellen in der Gastronomie, etwa bei Köchen, oder im Nahrungsmittelgewerbe, zum Beispiel bei Metzgern und Bäckern.

Diese Berufe weisen laut Berufsbildungsbericht auch extrem hohe Abbruchquoten auf. Im Bundesschnitt wird etwa jeder vierte Lehrvertrag vorzeitig gelöst, im Restaurantgewerbe und bei Köchen dagegen jeder zweite. Zum Vergleich: Die Zahl der Studienabbrecher im Bachelor-Studium liegt bei 28 Prozent.

Von den 20- bis 29-Jährigen in Deutschland hat jeder siebte keinen Berufsabschluss und ist auch nicht mehr in Fortbildung. Das sind knapp 1,4 Millionen junge Menschen. Die SPD-Arbeitsmarktpolitiker Katja Mast und Willi Brase forderten ein Sofortprogramm «2. Chance auf Berufsbildung». Mit entsprechender Hilfe könnten mindestens 100.000 sofort eine Ausbildung oder eine Einstiegsqualifizierung starten.

Wanka hob hervor, dass die Zahl der «Altbewerber», die sich bereits seit längerem vergeblich um eine Lehrstelle bemüht hätten, erneut zurückgegangen sei. Auch die Zahl der Jugendlichen, die nach der Schule zunächst in sogenannten Warteschleifen des Übergangsbereichs landeten, sei auf knapp 267.000 gesunken. Vor einigen Jahren waren dies noch mehr als 400.000. Das Hilfsprogramm «Jobstarter» ihres Ministeriums, das besonders Klein- und Mittelbetriebe im Blick habe, werde deshalb auch 2014 fortgesetzt. 2012 wurden von Betrieben und Verwaltungen 551 000 Lehrverträge neu abgeschlossen. Das ist der niedrigste Wert seit 2005. Das Lehrstellenangebot von Unternehmen und Verwaltung sank bundesweit um 14.500 Plätze auf 584 500 (minus 2,4 Prozent). Zugleich ging die Zahl der Bewerber demografisch bedingt weiter zurück, um 2,2 Prozent. dpa

(23.5.2013)

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