Wanka: Studienabbrecher für betriebliche Lehre gewinnen

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BERLIN. Gut jeder Vierte bricht sein Bachelor-Studium ab. Was dann? Bildungsministerin Wanka will diese jungen Menschen ermutigen, ihre Ausbildung fortzusetzen – nicht mehr im Hörsaal, sondern im Betrieb.

Will Pilotversuche für Studienabbrecher iniitiieren: Johanna Wanka. Foto: Axel Hindemith / Wikimedia Commons
Will Pilotversuche für Studienabbrecher iniitiieren: Johanna Wanka. Foto: Axel Hindemith / Wikimedia Commons

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will Studienabbrecher für eine betriebliche Ausbildung gewinnen und strebt dazu mit den Kammern Pilotversuche an. Zuvor an Hochschulen erbrachte Leistungen könnten auf die Ausbildungszeit angerechnet werden, sagte Wanka der Nachrichtenagentur dpa. «Wer bereits einige Semester Maschinenbau studiert hat und dann in die berufliche Ausbildung wechselt, braucht bei einer Schlosser- oder Mechatroniker- Lehre nicht mehr bei Null anfangen. Das wäre ansonsten eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen, die wir uns nicht leisten können.»

An den Maschinenbau-Fakultäten bricht zum Teil jeder Zweite sein Studium vorzeitig ab. Insgesamt liegt die Studienabbrecherquote in der Bachelor-Studiengängen laut jüngstem Berufsbildungsbericht bei 28 Prozent.

Wanka sagte, an den Hochschulen müsse für diese Gruppe stärker über die Möglichkeiten der beruflichen Bildung aufgeklärt und auch für diese Alternative geworben werden. Zudem müssten Studienabbrecher und Unternehmen besser zueinander finden. «Wir werden weniger in Deutschland, und daher müssen wir dafür sorgen, dass wir alle jungen Leute gut ausbilden. Wir dürfen niemanden verlieren.»

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ingrid Sehrbrock, verwies darauf, dass heute schon Abiturienten ihre betriebliche Ausbildung um ein Jahr verkürzen könnten. «Trotz des vermeintlichen Fachkräftemangels nutzen die Betriebe diese Möglichkeiten kaum oder blockieren sie.» Ein Pilotversuch könne hier sicher ein neues Bewusstsein bei den Unternehmen schaffen, sagte Sehrbrock. «Wer den drohenden Fachkräftemangel bekämpfen will, muss aber auch die Ausbildungschancen von Hauptschülern verbessern. Deshalb sind ausbildungsbegleitende Hilfen zu einem Regelangebot auszubauen.»

Laut Berufsbildungsbericht der Bundesregierung muss sich die Wirtschaft in den nächsten Jahren demografisch bedingt auf erheblich weniger Schulabgänger und damit auch auf weniger Bewerber für eine betriebliche Lehre einstellen. Die Zahl der Schulabgänger mit und ohne Abitur wird im Westen von gut 780 000 (2014) auf unter 600 000 (2024) sinken. Im Osten wird sich die Zahl bei etwa 110 000 Abgängern pro Jahr einpendeln. Das ist allerdings weniger als die Hälfte im Vergleich zum Jahr 2000. Karl-Heinz Rieth, dpa

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