Bayerische Junglehrer: Berufliche Perspektiven mit Licht und Schatten

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MÜNCHEN. Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer (ABJ), Kerstin Polster, kann sich nach eigenen Angaben über die heute veröffentlichten Staatsnoten zum Schuldienst nicht nur freuen.

An diesem Freitag entscheide sich für tausende von jungen bayerischen Lehrkräften der weitere Berufsweg, so heißt es in einer Erklärung der ABJ: Die heute veröffentlichte Staatsnote lege fest, welche Absolventen des zweiten Staatsexamens im Schuljahr 2013/14 eine Stelle im Staatsdienst bekommen und wer erst einmal auf der Straße steht. „Damit hat die Politik ein machtvolles Instrument, welches darüber entscheidet, wie die Personalversorgung an den bayerischen Schulen im nächsten Jahr sein wird. Dieses Instrument muss klug und sorgfältig eingesetzt werden, denn es hängt viel davon ab: Nicht nur Existenzen junger Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch Bildungsbiografien von Schülerinnen und Schülern“, erklärte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer (ABJ), Kerstin Polster.

Sie zeigte sich in einer ersten Reaktion erleichtert, weil knapp 1300 Lehramtsanwärter an Grundschulen mit einer Zusage auf Verbeamtung rechnen könnten. Hinzu kämen noch 424 befristete Verträge. „Das ist zweifellos ein Signal in die richtige Richtung, das anzuerkennen ist, aber angesichts der gewaltigen Herausforderungen vor denen die Grundschulen stehen, nicht nur bitter nötig, sondern immer noch nicht ausreichend ist“, stellte Polster fest. Dass Lehramtsanwärter an Mittelschulen zu 100 Prozent eingestellt würden, sei eine sehr gute Nachricht, die Polster ausdrücklich begrüßt. Für junge Fachlehrer sei die Anstellungssituation in diesem Jahr leider nicht ganz so günstig.

Vergessen werde dürfe bei aller Freude nicht, dass immer noch zu viele, bestens motivierte junge Lehrer ausgebremst würden, weil es für sie keine Verwendung gebe, sagte Polster. „Jeder einzelne wird an den Schulen dringend gebraucht, um Reformvorhaben, wie zum Beispiel den vor wenigen Tagen angekündigten Ausbau von Ganztagsangeboten, umsetzen zu können.“

Für rund 550 Lehramtsanwärter gebe es keine Planungssicherheit, denn sie würden mit befristeten Verträgen abgespeist, gab die ABJ-Vorsitzende zu bedenken. „Viele werden heute zwar euphorisch sein, doch zum Ende des nächsten Schuljahres wissen sie nicht, wie es weitergeht.“ Hinzu komme, so Polster, dass keine Aussage darüber gemacht werde, wer zum November 2013 mit einem befristeten Arbeitsvertrag rechnen könne. Da es sich dabei um 20-Stunden-Veträge handle, sei abzusehen, dass viele dieses Angebot gar nicht annehmen könnten, da das verdiente Geld zum Leben nicht reiche.

Der Handlungsbedarf im Bildungsbereich sei immens: „Es gibt gute Gründe dafür, dass Bildungspolitik ein zentrales Thema im Landtagswahlkampf ist. Menschen bewegt eben, was mit ihren Kindern passiert und wie es ihnen in den Schulen geht und die Klagen vieler Eltern reißen nicht ab“, erklärte die ABJ-Vorsitzende. Stichwort individuelle Förderung: „Damit geht der Kultusminister hausieren – umsetzen lässt sie sich aber nicht, weil das Personal und die Zeit dafür fehlen. Daran wird wohl auch die aktuelle Einstellungssituation nicht viel ändern, da immer noch Förderlehrer an den Schulen fehlen und von den insgesamt 58 eingestellten Förderlehrern elf lediglich einen befristeten Vertrag bis zu den nächsten Sommerferien erhalten.“

Gerade die individuelle Förderung an allen Schularten liege aber den jungen Lehrkräften am Herzen. „Sie basiert auf Beziehungsarbeit zwischen Lehrer und Schüler, wird aber konterkariert durch Notendruck und Zeitmangel und sie wird erschwert, weil das dafür nötige Personal fehlt.“

Auch der vor wenigen Tagen angekündigte Ausbau von Ganztagsangeboten in Bayern bis zum Jahr 2018 erfordere mehr Personal, wenn qualitätsvolle Angebote vorgehalten werden sollten. Das gleiche gelte für Reformen wie Inklusion, jahrgangskombinierte Klassen oder flexible Eingangsstufen an Grundschulen. „Ohne Lehrer geht es nicht.“

Die ABJ sammelt bis Ende November Unterschriften, damit Planstellen auch als solche vergeben werden. Die Petition wird im Dezember an den Bayerischen Landtag übergeben. Die Petition ist auf der BLLV-Homepage unter http://abj.bllv.de/petition nachzulesen.

Die ABJ vertritt die Interessen von rund 12.000 jungen Lehrkräften. Sie gehört dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) an.

 

 

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