In den USA dürfen heute keine Patente mehr auf menschliche Gene erteilt werden. Das ist unter anderem der Wissenschaftlerin Tania Simoncelli zu verdanken. Indem sie dabei half, das US-Unternehmen Myraid Genetics vor Gericht zu ziehen, erzwang sie eine Entscheidung in dieser Angelegenheit. Die Firma hielt Patente auf zwei isolierte Brustkrebs-Gene. Diese sollten bei der Einschätzung des genetisch bedingten Brustkrebsrisikos helfen und dienten der Firma als Grundlage für die Entwicklung entsprechender Tests, die das Unternehmen exklusiv auf den Markt brachte.
Im Juni verbot der Oberste Gerichtshofs in Washington die Praxis der Genpatentierung – ein Erfolg den das britische Fachblatt «Nature» mit der Aufnahme von Tania Simoncelli in die Top Ten der bedeutendsten Forscher 2013 entsprechend würdigt. «Nature» stellt die Wissenschaftler in seiner letzten Ausgabe des Jahres vor.
Aus dem Bereich der Biowissenschaften wurden vier weitere Forscher in die Top Ten gewählt: Der Neurowissenschaftler Feng Zhang vom Massachusetts Institute of Technology in Cambride (USA) entwickelte ein Verfahren entscheidend weiter, mit dem sich Erbgut einfach und kostengünstig verändern lässt. Das ist eine wichtige Voraussetzung in der Genomforschung. Zhang interessiert sich aber vor allem für die praktische Anwendung des Verfahrens. Er will damit defekte Gene reparieren und Krankheiten wie Huntington oder Schizophrenie heilen.
Die Virologin Hualan Chen, Leiterin des Chinesischen Referenzlabors für Vogelgrippe in Harbin, war 2013 maßgeblich daran beteiligt, einen gefährlichen Vogelgrippe-Ausbruch einzudämmen. Anfang des Jahres hatten sich erstmals Menschen in Shanghai und angrenzenden Provinzen mit dem Virus vom Typ H7N9 angesteckt. Chen und ihrem Team gelang es, die Quellen der Infektionen zu lokalisieren, so dass die Behörden die Schließung zentraler Geflügelmärkte anordnen konnten. Die Zahl der Neuinfektionen ging daraufhin schnell zurück.
Eine weitere Virologin, Deborah Persaud vom Johns Hopkins Children’s Center in Baltimore (US-Staat Maryland), fand erstmals belastbare Hinweise darauf, dass HIV-infizierte Babys mit einer hohen Gabe von Medikamenten direkt nach der Geburt geheilt werden können.
Der Klonforscher Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health&Science University in Portland (USA) hatte eine Stammzelllinie aus geklonten menschlichen Embryonen entwickelt. Nach der Veröffentlichung war die Studie aufgrund von Fehlern – Mitalipov selbst nannte sie «Flüchtigkeitsfehler» – in die Kritik geraten. Mit der Nennung von Mitalipov stärkt «Nature» somit einem nicht unumstrittenen Wissenschaftler und der ebenso kontroversen Klonforschung den Rücken.
Der russische Forscher Viktor Grokhovsky machte nach dem Einschlag eines Meteoriten auf die Erde am 15. Februar des Jahres Jagd auf Überreste des Objekts. Den größten Brocken fand er am Boden eines Sees nahe der Stadt Tscheljabinsk – er wog 570 Kilogramm.
Den bisher erdähnlichsten Planeten entdeckte der 71 Jährige emeritierte Astronom Michel Mayor von der Universität Genf. Kepler 78b komme der Erde in Dichte und Größe am nächsten, sei aber von einer exakten Kopie weit entfernt. Mayor sagte weitere technische Verbesserungen voraus, die dazu führen könnten, dass in den nächsten fünf Jahren ein wirklich erdähnlicher Planet entdeckt werde, auf dem es Wasser und die Möglichkeit von Leben gebe.
Dem Physiker Henry Snaith von der Oxford Universität in Großbritannien gelang es, die Effizienz bestimmter Solarzellen bei gleichzeitig geringen Produktionskosten zu erhöhen.
Mit Kathryn Clancy würdigen die «Nature»-Herausgeber eine ganz besondere Leistung: Die Anthropologin deckte auf, dass viele Frauen in der Forschung, speziell in der Feldforschung abseits heimischer Institute, sexuell belästigt werden. Sie schockierte damit die Forschergemeinde und brachte sie dazu, sich mit einer zuvor nicht bekannten oder nicht beachteten Problematik auseinanderzusetzen.
Auch der philippinische Diplomat Naderev (Yeb) Saño steht auf der Liste von «Nature». Er hatte auf der Klimakonferenz im November in Warschau die Teilnehmer mit einer tränenreichen Rede gerührt und zu Ovationen gebracht, als er über die Lage in seinem Land nach dem verheerenden Taifun Haiyan sprach. Anja Garms/dpa