GEW lobt Schulreformen in Schleswig-Holstein – mahnt aber ausreichend Personal an

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KIEL. Die GEW hat Zweifel an der Umsetzbarkeit der geplanten Schulreform in Schleswig-Holstein. Laut Gewerkschaftschef Heidn fehlen den Schulen dafür die Lehrer. Inhaltlich gehe vieles dagegen in die richtige Richtung.

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In Schleswig-Holstein (hier das Landeswappen) sollen die Schulreformen Ende Januar beschlossen werden.

  Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft warnt vor einem Scheitern der Schulreform in Schleswig-Holstein. «Die schönste Schulreform nützt nichts, wenn die Schulen nicht in der Lage sind, sie erfolgreich zu gestalten», sagte GEW-Landeschef Matthias Heidn. Für eine erfolgreiche Umsetzung bräuchten die Schulen mehr Lehrer.

Wenn Schleswig-Holstein seinen Rückstand in der Bildung gegenüber anderen Bundesländern aufholen wolle, müsse die Landesregierung auf alle geplanten Stellenstreichungen im Schulbereich verzichten, forderte Heidn. «Dass die Landesregierung diesen Schritt nicht geht, ist der gravierendste Fehler der Schulreform.» Laut Bildungsministerium sollen wegen rückläufiger Schülerzahlen bis 2017 insgesamt 1367 Lehrerstellen wegfallen.

Inhaltlich beurteilte der Gewerkschaftschef die geplanten Änderungen am Schulgesetz wesentlich positiver. «Wir halten die Klarstellung der Wege zum Abitur im neuen Schulgesetz für richtig: über das Gymnasium in acht Jahren und über die Gemeinschaftsschulen, auch in Kombination mit den Beruflichen Gymnasien, in neun Jahren», sagte Heidn. Gewerkschaftsziel bleibe allerdings weiter eine Schule für alle Kinder.

«Da ist ein zweigliedriges Schulsystem wie es nun in Schleswig-Holstein etabliert wird, trotz mancher Verbesserungen natürlich nicht das Gelbe vom Ei», sagte Heidn. Die Umwandlung von Regional- zu Gemeinschaftsschulen, die Schaffung neuer Oberstufen an Gemeinschaftsschulen sowie die Abschaffung von abschlussbezogenen Klassen an diesen Schulen stärkten jedoch das gemeinsame Lernen aller Kinder und Jugendlichen.

«Das drängt die soziale Auslese in unserem Schulsystem zurück und eröffnet so vielen Kindern die Chance auf das Erreichen höherer Schulabschlüsse», sagte Heidn. Auch der Ersatz der bisherigen Schulartenempfehlung nach Klasse vier durch ein Beratungsgespräch sei eine logische Konsequenz aus der Schulreform. «Wir erwarten, dass die Eltern die Informationen aus diesem Gespräch im Interesse ihrer Kinder verantwortungsvoll nutzen.»

Psychotherapeuten klagen, dass Schüler beim Turbo-Abitur G8 unter Dauerstress stünden. Nach Ansicht von Heidn sollte geprüft werden, wie sich die Belastungen der Schüler in der Mittelstufe reduzieren lassen. «Es kann nicht schaden, den Umfang des Lehrstoffs einmal genauer unter die Lupe zu nehmen», sagte er. An den meisten Schulen klappe G8 nach Beobachtung der Lehrergewerkschaft aber ganz gut.

Unzufrieden zeigte sich Heidn mit der Entwicklung im Bereich gemeinsames Lernen von Kindern mit Behinderungen und Nicht-Behinderten. Inklusion sei ein elementares Menschenrecht, sagte Heidn. Die Schulen müssten so ausgestattet werden, dass alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden könnten. «Dazu brauchen wir mindestens 1000 neue Stellen. Unter den jetzigen Bedingungen droht die Inklusion zu scheitern».

Keine Probleme sieht Heidn darin, dass Kinder künftig generell mit sechs Jahren eingeschult werden sollen. Sie würden in der Regel schon jetzt in diesem Alter in die Schule kommen, sagte Heidn. In Einzelfällen gebe es zudem die Möglichkeit, Kinder aus medizinischen Gründen vom Schulbesuch zu beurlauben.

Ende Januar wollen die Fraktionen von SPD, Grünen und SSW die geplanten Änderungen des Schulgesetzes im Kieler Landtag beschließen. Die Schulreform soll im August in Kraft treten. CDU und FDP sorgen sich insbesondere um die Gymnasien im Land. André Klohn/dpa

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