Schulen im Südwesten sollten nach Vorstellungen der Arbeitgeber künftig stärker wie Unternehmen geführt werden. Mit dem Projekt «Selbstständige Schule» unterbreitete die Vereinigung der Arbeitgeberverbände in Baden-Württemberg dem Land, den Kommunen und Schulen einen strategischen Vorschlag: Ein Leitfaden soll Schulen unterstützen, ihr Profil zu schärfen, mehr Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und Spielräume in der Finanz- und Personalplanung auszunutzen.
Das Kultusministerium unterstützt die Initiative, hält aber fest, dass die Schulen etwa mit Stellenausschreibungen bereits flexibel auf ihre Bedürfnisse reagieren können. Minister Andreas Stoch (SPD) forderte die Schulen bei einem Kongress der Arbeitgeber in Stuttgart auf, ihre bereits vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Die Schullandschaft verändere sich – darauf müsse reagiert werden, ohne an Qualität der Bildung einzubüßen.
«Subsidiarität, Leistung, Wettbewerb, Profilbildung und Qualität – diese Prinzipien funktionieren auch im Bildungsbereich», sagte der Präsident der Arbeitgeber, Dieter Hundt. Was für die Schüler gut ist, welcher Lehrer am besten ins Kollegium passt, welche Finanzspritze wo nötig ist – das sollte nicht das Land entscheiden, sondern wüssten die Schulen selbst am besten.
In einem ersten Schritt sollen 1000 der rund 4500 Schulen im Land die Möglichkeit bekommen, entlang des Leitfadens und in Workshops Strategieplanung zu erarbeiten. Gemeinsam mit 29 Schulen und dem Netzwerk Schulewirtschaft haben die Arbeitgeber drei Jahre lang an dem Konzept gearbeitet. Die Idee ist nicht neu: In Hessen etwa gibt es mittlerweile mehr als 70 Schulen, die den rechtlichen Status «Selbstständige Schule» haben.
Dass das Projekt «Selbstständige Schule» vergleichbare Wirkungen zeigen könne wie in Hessen, bezweifelt Werner Weber, Landesvorsitzender der Vereinigung von Schulleitern. Als Schulleiter fordert auch er mehr Selbstständigkeit und Freiheiten im Personalmanagement sowie in der Finanzplanung. Doch das Schulsystem werde stark vom Personal- und Beamtenrecht geprägt. «Ein Projekt allein kann das nicht aufweichen. Wir stoßen zu schnell an gesetzliche Grenzen.»
«In Baden-Württemberg sind die Schulen schon viel selbstständiger geworden», sagte Matthias Schneider, Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Oft werde vergessen, dass die zentrale Schulsteuerung in vielerlei Hinsicht ein Qualitätsgarant sei. So würde etwa verhindert, dass zulasten der Kinder gespart werde.
«Selbstständigkeit allein ist nicht der Weisheit letzter Schluss», sagte auch die Stuttgarter Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) auf dem Kongress der Arbeitgeber. Schulen seien der «Reparaturbetrieb der Gesellschaft», dennoch könne die Verantwortung für den Erziehungsauftrag nicht allein auf die öffentliche Hand abgewälzt werden – sie liege auch bei den Eltern. Was das Schulsystem leisten müsse: dass Schüler im ganzen Land einheitliche und verlässliche Rahmenbedingungen vorfänden. dpa