Wie Wende die Inklusion umsetzen will

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KIEL. Unter anderem mit schulischen Assistenzen, Schulsozialarbeit und Förderzentren will Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Waltraud Wende die Inklusion im Land praktisch umsetzen. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Waltraud Wende (parteilos) hat am Mittwoch ihr Inklusionskonzept für die Schulen vorgestellt.

«Wir begreifen Inklusion nicht als Wettlauf um die höchste Inklusionsquote», sagte Wende. In den kommenden zehn Jahren gehe es in erster Linie um eine deutliche Verbesserung der Qualität von Inklusion. Damit die inklusive Schule ihren pädagogischen Auftrag erfüllen könne, seien eine angemessene Ausstattung, eine verlässliche Organisation sowie qualifizierte Lehrer erforderlich, erklärte die Ministerin.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Waltraud Wende. (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)
Schleswig Holsteins Bildungsministerin Waltraut Wende geht es nach eigenen Worten nicht um die höchste Inklusionsquote. Foto: BAG „Gemeinsam leben – gemeinsam lernen“. Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein

Die Regierungsfraktionen SPD, Grüne und SSW begrüßten das am Vortag im Kabinett beschlossene Konzept als gute Grundlage. Dagegen übten CDU, Piratenpartei und GEW teils massive Kritik.

So soll zunächst an den Grundschulen eine zusätzliche schulische Assistenz eingeführt werden. Hierfür sind ab 2015 jährlich 13,2 Millionen Euro für rund 314 schulische Assistenzstellen veranschlagt, der Landtag muss dem aber zustimmen. Mittelfristig ist vorgesehen, die übrigen Schularten in gleicher Weise zu unterstützen. Das Konzept sieht außerdem vor, den Einsatz der Sonderpädagogen verlässlicher zu gestalten. Außerdem soll die Lehrkräfteausbildung und Fortbildung im Bereich der Inklusion verbessert werden.

Die Schulsozialarbeit wird langfristig vom Land abgesichert. Das Land werde die bisherigen Bundesmittel übernehmen. Kreise und kreisfreie Städten sollen zur Weiterleitung an die Schulträger ab 2015 dann 17,7 Millionen Euro erhalten.

Wende will Förderzentren flächendeckend als ein bewährtes Unterstützungssystem des inklusiven Unterrichts erhalten. Solche Zentren werden auch künftig selbst Schüler – besonders diejenigen mit einer geistigen oder schweren körperlichen Behinderung – unterrichten. Kinder und Jugendliche mit einem Förderbedarf im Bereich Lernen oder sozial-emotionale Entwicklung sollen überwiegend inklusiv auf allgemeinbildende Schulen gehen, weil sie dort eher die Chance auf einen qualifizierten Abschluss hätten.

Aus den größeren Förderzentren, die selbst keine Schüler auf Dauer unterrichten, soll in jeder kreisfreien Stadt bis zum Ende der Legislaturperiode mindestens ein Standort zu einem «Zentrum für inklusive Bildung» (ZiB) weiterentwickelt werden. Diesen Zentren sollen eine zentrale Rolle bei der Qualitätsentwicklung übernehmen.

Der Übergang Schule-Beruf wird verstärkt inklusiv ausgerichtet. Außerdem sind mehr Stellen für den schulpsychologischen Dienst vorgesehen. Bis Ende 2015 soll der schulpsychologische Dienst auf 32 Stellen nahezu verdoppelt werden. «Mit dieser Erhöhung können insbesondere die Aufgabenbereiche Krisenintervention und Lehrergesundheit umfassender als bisher wahrgenommen werden», betonte Wende.

Die CDU-Bildungspolitikerin Heike Franzen nannte Wendes Konzept einen «Ausdruck der Handlungsunfähigkeit» und warf der Ministerin Arbeitsverweigerung vor. Wendes Vorschläge lösten keines der akuten Probleme an den Schulen. Zudem sei die Finanzierung der Schulbegleitung ungelöst. «Auch die Frage der Stellen für die Inklusion unbedingt notwendiger Sonderpädagogen bleibt ungeklärt. Für das laufende Schuljahr gibt es genau null.»

Der Piraten-Abgeordnete Sven Krumbeck sprach von einer Ideensammlung und keinem Konzept. «So manche gute Idee bleibt ohne Substanz, wie etwa der Einsatz von Schulassistenten, deren Arbeits- und Wirkungsweise im Dunkeln bleibt.» Kritik kam aber auch von Gewerkschaftsseite. Der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Matthias Heidn, forderte: «Das Inklusionskonzept muss in elementaren Punkten überarbeitet werden.» Eine personelle Unterfütterung mit Lehrerstellen fehle völlig. «So kann die inklusive Schule nicht gelingen.» (dpa)

zum Bericht: Trotzt des Verdachts der Bestechung und des Betrugs: Regierungsfraktionen lassen Bildungsministerin Wende nicht fallen

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