Land genehmigt 62 neue Gemeinschaftsschulen – Stoch: Schulform ist „endgültig angekommen“

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STUTTGART. In Baden-Württemberg hält sich das Interesse der Realschulen, sich zur Gemeinschaftsschule zu entwickeln, weiter in Grenzen und ist bei den Gymnasien gar nicht vorhanden. Kultusminister Stoch gibt sich dennoch gelassen. Hauptsache sei, dass die neuen pädagogischen Konzepte greifen.

Gymnasien wollen Gymnasien bleiben.  Kultusminister Andreas Stoch (SPD) meint: Macht nichts.  Foto: Sven Teschke/Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)
Gymnasien wollen Gymnasien bleiben. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) meint: Macht nichts. Foto: Sven Teschke/Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)

Im Schuljahr 2015/16 gehen 62 neue Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg an den Start. Darunter seien acht bisherige Realschulen, teilte Kultusminister Andreas Stoch (SPD) am Montag in Stuttgart mit. Das Gros sind Haupt- und Werkrealschulen, von denen es derzeit noch rund 800 im Land gibt. Insgesamt steigt die Zahl der Gemeinschaftsschulen im vierten Jahr nach Einführung der Schulart damit auf 271, davon 26 frühere Realschulen. Das sind nur knapp zehn Prozent. «Die Gemeinschaftsschule ist endgültig im Land Baden-Württemberg angekommen», sagte dennoch Kultusminister Andreas Stoch (SPD) am Montag in Stuttgart.

Eingegangen waren 76 Anträge, von denen acht zurückgezogen wurden. Von den 68 verbliebenen Anträgen waren sechs nicht erfolgreich. Kriterien für das Plazet sind das pädagogische Konzept sowie eine stabile Zweizügigkeit der Schule. Letztere wird im Rahmen der regionalen Schulentwicklung geprüft: Diese berücksichtigt, ob die erforderliche Schülerzahl von mindestens 40 in der Eingangsstufe aufgrund der regionalen Bevölkerungsstruktur und Schülerströme auch langfristig erreicht wird.

Unter den Antragstellern war erneut kein Gymnasium. «Das macht mir keine Sorgenfalten», betonte Stoch. Denn auch die Gymnasien, auf die mehr als 44 Prozent aller Grundschüler wechseln, müssten sich mit den pädagogischen Konzepten der Gemeinschaftsschule auseinandersetzen. An Gymnasien werde das Spektrum der Fähigkeiten und Begabungen größer, sodass binnendifferenziertes Lehren und Lernen wichtiger werde, um die Schüler zum Abitur zu führen.

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Die Gemeinschaftsschule ist ganz auf individuelle Förderung der Kinder ausgelegt, allerdings zieldifferenziert: Das heißt, dort ist eine Haupt-, ein Realschulabschluss und unter gewissen Umständen auch ein Gymnasialabschluss möglich. Der Weg zum Abitur über die Gemeinschaftsschule helfe auch, den Druck vom Gymnasium zu nehmen, betonte Stoch.

Er prognostizierte eine abflachende Kurve bei den Anträgen, die Zahl werde sich zwischen 50 und 60 einpendeln, wobei die Dynamik auf dem Land größer sei als in Ballungsräumen. Für das Schuljahr 2013/14 waren mit 87 die meisten Genehmigungen erteilt worden.

Grün-Rot hat die neue Schulart eingeführt, in der Schüler aller Leistungsniveaus gemeinsam die Schulbank drücken. Ziel ist, den Bildungserfolg der Schüler von der sozialen Herkunft abzukoppeln. dpa

Zum Bericht: VBE kritisiert Qualität der Gemeinschaftsschulen

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4 Kommentare
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Milch der frommen Denkungsart
9 Jahre zuvor

Hier greift wieder einmal jenes „Pippi-Langstrumpf-Prinzip“, das der Bildungspolitik jeglicher Couleur eigen ist;
freilich ist gerade das grün-rote Konglomerat weiterhin nicht von seiner Irrlehre abzubringen, Schule sei zuvor-derst zur Herstellung von sozialer Gleichheit da (wobei die Ungleichheit der Talent- und Begabungsverteilung konsequent geleugnet wird), nicht etwa originär zur Vermittlung umfassenden Wissens.
Dabei wird die angebliche Kongruenz „gerecht = gleich“ nicht richtiger, auch wenn man sie ähnlich einem
Mantra stupide wiederholt.

Reinhard
9 Jahre zuvor

Sehr wahrscheinlich wird es gelingen, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft abzukoppeln. Offen ist noch, auf welchem Niveau der Erfolg liegen wird.

xxx
9 Jahre zuvor
Antwortet  Reinhard

Wieso vermischen auch Sie die soziale Herkunft mit genetisch bedingter Intelligenz bzw. Begabung? Es dürfte zwar eine gewisse Korrelation dazwischen geben, weil ähnliche soziale Gruppen häufiger Kontakt miteinander haben als weit voneinander entfernte, allerdings nicht in der Konsequenz wie Sie und die Politik sie verlauten.

Man müsste auch mal untersuchen, wie viele Eltern ihren Kindern den Besuch der Oberstufe trotz Potenzial verbieten, weil sie nach der 10 in die Lehre gehen sollen, um (endlich) Geld zu verdienen.

Ihre Befürchtung mit der Entkopplung auf sehr niedrigen Anforderungsniveau teile ich.

sofawolf
9 Jahre zuvor

Die Einführung der Gemeinschaftsschule finde ich begrüßenswert. Weiter so und nicht beirren lassen!