Bizarre Würgespiele unter Jugendlichen – Minister will Lehrer besser informieren

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POTSDAM. Sich würgen bis zur Ohnmacht, um dabei einen Rausch ohne Drogen zu erleben. Manche Jugendliche suchen so nach dem besonderen Kick. Immer wieder kommt es bei den sogenannten Würgespielen oder Choking Games zu tödlichen Unfällen. Ein aktueller Fall ist nun für Brandenburgs Bildungsminister Baaske Anlass, die Aufklärung bei Lehrern über die seltsame Praktik zu verbessern.

Nach Würgespielen an einer Potsdamer Schule mit einem verletzten Fünftklässler will die rot-rote Landesregierung die Aufklärung verbessern. «Kindern und Jugendlichen sind die tödlichen Gefahren von Würgespielen oftmals nicht bekannt oder bewusst», sagte Bildungsminister Günter Baaske (SPD) in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Die Regierung habe den jüngsten Fall zum Anlass genommen, die Lehrer im Land ausführlich über mögliche Gefahren zu informieren. In Brandenburg ist 2009 sogar ein Schüler bei einem Würgespiel gestorben.

In Frankreich ist das Würgespiel als„Jeu du foulard“ („Halstuchspiel“) bekannt. Foto: Lena Glockner / flickr (CC BY-SA 2.0)
In Frankreich ist das Würgespiel als „Jeu du foulard“ („Halstuchspiel“) bekannt. Foto: Lena Glockner / flickr (CC BY-SA 2.0)

Über die Luftnot wollen die Betroffenen einen rauschähnlichen Zustand erreichen. Durch das Würgen oder Zusammendrücken des Brustkastens werde die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen. Das führe zu einer Art Rauschzustand und zur Ohnmacht, heißt es beim Bildungsserver Berlin-Brandenburg. Immer wieder sterben dabei Jugendliche.

Die «Märkische Allgemeine Zeitung» hatte im März berichtet, dass in einer Pause auf dem Hof der Potsdamer Goethe-Grundschule ein Würgespiel aus dem Ruder lief und ein Junge verletzt wurde. Er hatte sich von einem anderen Jungen so schwer würgen lassen, dass er ins Krankenhaus musste. Er trug aber laut der Zeitung keine bleibenden Schäden davon.

Bekannt ist der Landesregierung laut Baaske zudem ein Fall, bei dem im Schuljahr 2013/14 in einer Grundschule in Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) ein Schüler verletzt wurde. Es sei nicht bekannt, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelte.

Im Jahr 2009 starb ein 14-jähriger Gymnasiast aus dem Havelland: Er hatte sich mit einem Strick selbst stranguliert und dabei das Bewusstsein verloren. Der Todesfall war bereits für den damaligen Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) Anlass, die Aufklärung zu verbessern. Das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) ergänzte damals das Informationsangebot auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg entsprechend. Außerdem gab es Info-Blätter für Eltern.

Würgespiele sind etwa seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. besonders aus Frankreich und den USA kommen viele Berichte über das „Jeu du foulard“. Immer wieder kommt es dabei zu tödlichen Unfällen, insbesondere, wenn Jugendliche versuchen, sich ohne fremde Mithilfe in den Rausch zu würgen.

Auch wenn das Spiel nicht tödlich ausgeht drohen Gesundheitsgefahren und dauerhafte Schäden, etwa Hirnschäden durch länger ausbleibende Sauerstoffzufuhr, Epilepsie oder Krämpfe.

Genaue Opferzahlen sind schwer zu ermitteln, weil vielfach von einem Selbstmord ausgegangen wird, ohne das gefährliche Spiel zu erkennen. Aus den USA wird eine Zahl von 82 Opfern zwischen 1995 und 2007. (News4teachers, dpa)

zum Bericht: Jeder zehnte Jugendliche hat schon mal gekifft

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