Gescheitert: Hessische Landesregierung gibt Vorschläge des Bildungsgipfels dennoch nicht verloren

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WIESBADEN. Kultusminister Lorz ist enttäuscht. Er hatte sich mehr erhofft vom Bildungsgipfel, den viele Teilnehmer als gescheitert ansehen. Und doch gibt es Ideen, an denen der Minister weiterarbeiten will.

Die schwarz-grüne Regierungskoalition in Hessen will die Anregungen des Bildungsgipfels auch ohne offizielles Abschlussdokument weiterverfolgen. Trotz Uneinigkeit der Teilnehmer in Grundsatzfragen habe die Diskussion wichtige Ideen erbracht, sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) in Wiesbaden. Deshalb gebe es auch keinen Grund, die letzte Sitzung des Gipfels am kommenden Freitag (17.7.) abzusagen. «Wir werden darüber beraten, was man mit den vorliegenden Ergebnissen macht, und dabei gerne weitere abschließende Hinweise aufnehmen.»

Mit Ausnahme des Philologenverbandes hätten bislang alle Beteiligten ihre Teilnahme angekündigt – auch diejenigen, die das Abschlusspapier verworfen und eine Unterschrift ausgeschlossen hätten. «Das zeigt, dass auch sie offenbar der Sitzung noch einen Wert beimessen.» In dem Entwurf waren die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen zusammengetragen worden.

Steht vor den Scherben seines Bildungsgipfels: Alexander Lorz, Kultusminister von Hessen. Foto:
Steht vor den Scherben seines Bildungsgipfels: Alexander Lorz, Kultusminister von Hessen. Foto:
Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC-by-sa 3.0/de

Danach seien zwar einzelne Änderungsanträge eingereicht worden. Doch nachdem in den vergangenen Wochen Vertreter von Schülern, Lehrern und Eltern und die drei Oppositionsfraktionen erklärt hätten, dass sie nicht unterzeichnen, sei «die Sinnhaftigkeit fraglich, einzelne Änderungen noch zu diskutieren».

Es habe beim Gipfel bedenkenswerte Anregungen zur Schulstruktur, zu Studien- und Berufsorientierung und Lehrerbildung gegeben, sagte Lorz. Weiter nannte er den «Pakt für den Nachmittag» und die Ganztagsbetreuung. Die Koalition werde beraten, wie sie dies politisch umsetzen wolle, kündigte der Minister an. Man suche dabei auch weiter Verbündete.

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Der seit September letzten Jahres laufende Bildungsgipfel habe eines seiner Ziele erreicht, nämlich Schulpraktiker miteinander ins Gespräch zu bringen und sich wertvolle Hinweise von ihnen zu holen. Die Arbeitsgruppen hätten gute, an der Sache orientierte Arbeit geleistet. Das andere Ziel sei gewesen, eine umfassende Verständigung über die Entwicklung des hessischen Schulsystems für die kommenden zehn Jahre zu finden. «Dieses Ziel hat sich als nicht erreichbar erwiesen.»

Für die Landesregierung und die Regierungsfraktionen sei der Gipfel «keine einfache Übung» gewesen. Sie hätten mehrfach ihre Kompromissbereitschaft unter Beweis gestellt, andere hätten aber auf ihren Maximalforderungen bestanden. Für sich selbst sagte Lorz deshalb: «Ich will nicht leugnen, dass dieser Prozess auch mit Enttäuschungen verbunden war.» Friedemann Kohler

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