WINCHERINGEN. „22 Schulen haben sich in Rheinland-Pfalz um das Prädikat Europaschule beworben, 18 bekamen es, aber nur eine davon ist eine Grundschule. Und die steht in Wincheringen. Hier lernen Kinder von Anfang an, dass mit Verständigung, Toleranz und Akzeptanz auf Dauer Frieden gesichert werden kann“, so berichtete der „Trierische Volksfreund“ im Mai 2015. Im Kollegium ist die Botschaft allerdings offenbar nicht angekommen, jedenfalls nicht bei jedem – es knallt dort. Und zwar so heftig, dass ein Lehrer zwangsversetzt wurde, acht Kollegen daraufhin selbst einen Versetzungsantrag stellten, Eltern protestierten, die Rektorin zurücktrat und nun der Landtag von Rheinland-Pfalz sich mit den Vorgängen in der Dorfschule beschäftigt.
Der Ärger begann offenbar mit dem Amtsantritt einer neuen Schulleiterin im vergangenen Jahr. Ob fachliche Auseinandersetzungen oder menschliche Differenzen hochkochten, ist unklar. Fakt ist: Ein Lehrer aus dem Kollegium, der selbst erst zu Beginn des laufenden Schuljahres gekommen war, wurde zum Ende des ersten Halbjahres zwangsversetzt – was den Eltern der Schüler aus der Klasse des Pädagogen gehörig gegen den Strich ging. „Hier werden Dissonanzen auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Das geht nicht“, so schimpfte ein Vater gegenüber dem „Volksfreund“. „Wir wollen unseren Lehrer zurück!!!“ und: „Wir streiken“ – mit solchen Transparenten erschienen empörte Viertklässler in der Schule.
Beachtliche 274 Eltern schrieben eine gemeinsame Mail an die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Darin wird laut Lokalbericht beklagt, dass sich das Schulklima mit der neuen Schulleitung drastisch verschlechtert habe. Dabei leisteten die Lehrer großartige Arbeit, gäben den Kindern Vertrauen und Sicherheit. Wörtlich heißt es: „Wir möchten verhindern, dass dies durch den Führungsstil der Schulleitung in Gefahr gerät.“ Ein wesentlicher Kritikpunkt: Die Schulleitung sei nicht kommunikativ genug; es gebe keine Informationen über wichtige Entscheidungen. Die Schulleiterin wies das allerdings gegenüber dem Blatt zurück: Neuigkeiten würden durch regelmäßige Elternbriefe bekannt gegeben, erklärte sie.
Zwei Wochen später wurde bekannt: Acht von 13 Lehrern des Kollegiums haben mittlerweile einen Versetzungsantrag gestellt. Der Druck auf die Schulleitung wurde so groß, dass sie kurz darauf von ihrem Amt zurücktrat. „Die bisherige Schulleiterin hat die Leitungsaufgaben auf eigenen Wunsch niedergelegt. Bis auf weiteres wird die Leitung der Schule vom Kollegium im Team wahrgenommen. Verantwortliche Ansprechperson ist die dienstälteste Kollegin, die das Team koordiniert und nach außen vertritt”, so teilte die zuständige Schulaufsicht mit. Dies sei mit dem Kollegium so vereinbart worden. Die Schulleitungsstelle werde so schnell wie möglich ausgeschrieben
Ist jetzt also alles wieder in Butter? Keineswegs. Mittlerweile ist der Fall ein Politikum geworden – weil sich (die ebenfalls von den Eltern angeschriebene) Oppositionsführerin Julia Klöckner, CDU, eingeschaltet hat. „Da es sich dabei um eine derart außergewöhnliche Situation handelt, hat sich die CDU-Landtagsfraktion dazu entschieden, die Vorgänge an der Grundschule Wincheringen zum Thema im Landtag zu machen“, so heißt es in einem Antwortschreiben an die Elternsprecherin, aus dem der „Volksfreund“ zitiert. „Im kommenden Bildungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtages am 16. März werden wir von Frau Ministerin Hubig eine Stellungnahme und eine Erklärung verlangen.”
Denn jenseits des Streits vor Ort in der Schule stelle sich die Frage nach der Verantwortung der Schulaufsicht. Wieso habe die Auseinandersetzung derart eskalieren können, ohne dass die übergeordnete Stelle eingegriffen habe, so will die CDU jetzt wissen. Gute Frage. Agentur für Bildungsjournalismus
Hier geht es zum aktuellen Bericht im “Trierischen Volksfreund”.
Ein deutliches Zeichen dafür, wie unattraktiv Schulleiterstellen mittlerweile sind. Man hat zu wenig Bewerber und nimmt dann – wie offenbar in diesem Fall – völlig ungeeignete Lehrer.
Wenn die Hälfte des Kollegiums einen Versetzungsantrag stellt, kann man nur von vollständigem Versagen der Schulleiterin ausgehen.