Kiel. Eine Woche lang hatte ein 38-jähriger in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Schulen in Angst und Schrecken versetzt. Er soll vergiftete Marzipan-Herzen ausgelegt und Bombendrohungen an mehrere Bildungseinrichtungen verschickt haben. Von der Handelskette Coop wollte er damit drei Millionen Euro in Bitcoins erpressen. Am Montag beginnt der Prozess.
Ein halbes Jahr nach dem Fund vergifteter Marzipanherzen an einer Kieler Schule muss sich ein 38-Jähriger ab Montag wegen versuchter räuberischer Erpressung vor Gericht verantworten. Bislang schweigt der gebürtige Kieler zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Nach Einschätzung seines Verteidigers Gerd-M. Achterberg wird sich der Angeklagte vor dem Landgericht Kiel jedoch voraussichtlich zu den Vorwürfen äußern.
Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hatte den Mann Mitte September in dessen Wohnung festgenommen. Der Beschuldigte sitzt seitdem in Untersuchungshaft. «Wir gehen davon aus, dass er voll schuldfähig ist», sagte Oberstaatsanwalt Axel Bieler Ende Januar nach Erhebung der Anklage. Bei einer Verurteilung drohen dem Mann bis zu 15 Jahre Haft.
Der Kieler soll zwei Schachteln vergiftete Marzipanherzen an einer Schule ausgelegt haben. Per E-Mail waren im September Bombendrohungen gegen drei weitere Schulen eingegangen, um von der Handelskette Coop drei Millionen Euro in der digitalen Währung Bitcoins zu erpressen. Bis zu seiner Festnahme verschickte der mutmaßliche Täter etwa 20 Droh-Mails.
Die Marzipanherzen waren mit einem natürlichen Insektenmittel manipuliert worden, wie Untersuchungen später ergaben. Der Stoff wirkt gegen Insekten, soll für Menschen aber nicht tödlich sein.
Am ersten Verhandlungstag ist außer möglichen Einlassungen des Angeklagten auch die Vernehmung einer Polizeibeamtin als Zeugin geplant. Ein Urteil in dem Prozess vor der 10. Strafkammer des Landgerichts unter dem Vorsitzenden Richter Ralph Jacobsen könnte Ende April fallen. (dpa)