Nach drohendem Unterrichtsausschluss – Elfjährige springt aus Schulfenster im dritten Stock

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LÜNEBURG. Die Polizei ermittelt im Fall eines elfjährigen Mädchens, das vor den Augen von Mitschülern aus dem dritten Stock der Schule gesprungen war. Zuvor soll das Mädchen auf eine mögliche islamistische Radikalisierung angesprochen worden sein.

Die Polizei ermittelt nach dem Sprung eines Flüchtlingsmädchens aus dem dritten Stock einer Schule in Lüneburg. «Wir haben bislang keine Hinweise auf Fremdverschulden», sagte eine Polizeisprecherin. Es handele sich nach den vorliegenden Unterlagen um ein elf Jahre altes Flüchtlingsmädchen aus Syrien. «Wir prüfen, ob jemand verantwortlich gemacht werden kann. Auch eine mögliche Radikalisierung des Mädchens als Hintergrund des Sprunges wird derzeit geprüft», erklärte die Sprecherin.

Noch ist vieles unklar im Fall um die elfjährige, die in Lüneburg aus dem dritten Stock gesprungen ist. Die Polizei untersucht derzeit unter anderem, ob es eine islamistische Radikalisierung gegeben hat. Foto: Marco / flickr (CC BY 2.0)
Noch ist vieles unklar im Fall um die elfjährige, die in Lüneburg aus dem dritten Stock gesprungen ist. Die Polizei untersucht derzeit unter anderem, ob es eine islamistische Radikalisierung gegeben hat. Foto: Marco / flickr (CC BY 2.0)

Nach einem Bericht der Lüneburger «Landeszeitung» soll das Mädchen, das seit rund drei Jahren in der Stadt lebt, vor dem Sprung auf kritische Aussagen und eine mögliche islamistische Radikalisierung angesprochen worden sein. Laut dem Bericht sollen eine Klassenkonferenz und der Ausschluss vom Unterricht im Raum gestanden haben. Das Kind erlitt bei dem Sprung aus dem Fenster einer Oberschule am Dienstag komplizierte Brüche an Armen und Beinen. Es wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik nach Hamburg geflogen.

«Nach unserem Wissen waren andere Schülerinnen und Schüler im Raum, als das Mädchen gesprungen ist», sagte eine Sprecherin der Landesschulbehörde. Die Kinder und ihre Lehrkräfte würden psychologisch betreut. «Zu weiteren Einzelheiten machen wir aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine Angaben», erklärte sie.

Der Vater des Mädchens sei am Mittwoch mit Familienmitgliedern und einigen Jugendlichen vor der Schule erschienen und habe ein Gespräch mit der Landesschulbehörde in Lüneburg gefordert, sagte die Polizeisprecherin. «Die Polizei ermöglichte dem Vater einen Demonstrationszug zu der Behörde am Rande der Altstadt», sagte die Sprecherin. Die etwa 30 Teilnehmer hätten Fotos des Mädchens hochgehalten.

«Der Vater bezweifelt das von der Schule geschilderte Verhalten seiner Tochter», sagte die Sprecherin. Er habe keine Hinweise darauf, dass seine Tochter sich islamistisch radikalisieren wollte, sagte der Vater dem NDR. Die Tochter sei ein modernes Mädchen, trage kein Kopftuch und kenne kaum ein Wort aus dem Koran.

«Dem schwer verletzten Mädchen und seiner Familie gilt mein tiefes Mitgefühl», sagte Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD). «Was niemand in dieser Situation weiterhilft, sind Spekulationen und Gerüchte», mahnte er. «Was immer sich genau an der Schule und im Kopf des Mädchens abgespielt hat, dass es zu dieser Ausnahmesituation kam, das zu erfassen ist in erster Linie die Aufgabe der Schulbehörde und der Polizei», sagte Mädge. (dpa)

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