GEW-Chefin Tepe rechnet vor: Noch immer fehlen bundesweit mindestens 8.000 Lehrer für die Flüchtlingskinder

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BREMEN. Im deutschen Schulsystem müssen aus Sicht der Gewerkschaft GEW mehrere Stellschrauben deutlich nachjustiert werden, um Flüchtlingskinder schneller zu integrieren. «Bildung kann nicht warten», warnte die GEW, die Empfehlungen an die Politik formulierte – darunter: mehr Lehrkräfte.

Sieht immer noch gravierende Probleme bei der Beschulung der Flüchtlingskinder: GEW-Bundesvorsitzende Marlies Tepe. Foto: GEW
Sieht immer noch gravierende Probleme bei der Beschulung der Flüchtlingskinder: GEW-Bundesvorsitzende Marlies Tepe. Foto: GEW

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ein Gesamtkonzept für eine möglichst schnelle Integration geflüchteter Kinder und Jugendliche in das deutsche Schulsystem gefordert. Es gebe immer noch zu wenig Lehrer und Sozialpädagogen, und oft müssten Kinder lange warten, bis sie einer Schule zugewiesen würden, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe bei der Vorstellung der Studie «Chancen und Hoffnung durch Bildung. Wie das deutsche Schulsystem Geflüchtete integriert» in Bremen.

Viele Kinder kämen nach Jahren der Flucht traumatisiert in Deutschland an. «Ihre erste Schulklasse ist für sie auch ihr erster sicherer Hafen», so Tepe. So schnell wie möglich müssten alle Kinder und Jugendliche in die Schule kommen oder eine Berufsausbildung annehmen können und das unabhängig vom Aufenthaltsstatus, forderte die Gewerkschafterin. Sie warb für ein kombiniertes System von Sprach- und Fachunterricht, den Ausbau des Ganztagsschulsystems sowie für kleinere Klassen und eine unbürokratische Anerkennung von Abschlüssen zugewanderter Lehrer.

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2015 habe die GEW auch angesichts der hohen Zuwanderung die Einstellung von 24.000 Lehrern gefordert. Inzwischen seien zwar etwa 16.000 Stellen geschaffen worden, bilanzierte Tepe. Davon seien aber viele Beschäftigte – wie etwa in Bremen – in prekären Anstellungsverhältnissen, da es zum Teil nur befristete Verträge gebe. In den Schulen brauche es zudem mehr Sozialpädagogen.

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Die Studie wurde von der Bildungsinternationalen, dem Dachverband von 400 Bildungsgewerkschaften, in Auftrag gegeben. Die Autorinnen Dita Vogel und Elina Stock untersuchten Strukturen, sichteten andere Studien, werteten Zahlenmaterial aus und führten Interviews. Zwar gebe es in Deutschland den Rechtsanspruch auf Schule für Minderjährige. Doch müssten geflüchtete Kinder und Jugendliche je nach Bundesland bis zu sechs Monate bis zur Aufnahme in einer Regelschule warten, so Vogel.

Vor der Zuweisung in eine Schule gebe es keine Kompetenzerfassung bei den Schülerinnen und Schülern. Das könne möglicherweise dazu führen, dass sie nicht an der richtigen Schule landeten. Als Widerspruch identifizierten die Autorinnen die in fast allen Bundesländern vorangestellte Phase der Deutschkurse. Dies sei zwar extrem wichtig, gehe aber zu Lasten des Fachunterrichtes. «Mit jedem Monat vergrößert sich dann die Wissenslücke.» GEW-Chefin Tepe regte ein gemischtes System an, das beispielsweise aus 20 Sprachstunden sowie zehn Stunden in Fächern der Regelklasse bestehen könnte. Allerdings sei es komplex, dies in den Stundenplan zu integrieren.

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Vergleichbare Studien wurden auch in Polen, Spanien und Italien durchgeführt. Der Koordinator des in Brüssel sitzenden Dachverbandes, Martin Henry, lobte am Montag die Anstrengungen in Deutschland und warnte zugleich, dass es in Mittel- und Osteuropa eine steigende Zahl von Ländern gebe, die Flüchtlinge nicht als Menschen, sondern als Problem sähen. Dies sei vor allem in Ungarn, Österreich, der Tschechischen Republik und Polen der Fall. dpa

Hier geht es zu einer Kurzfassung der Studie.

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2 Kommentare
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sofawolf
6 Jahre zuvor

… und ich weiß schon, wie wir diese 8000 fehlenden Lehrer finden. Mehr Gehalt ! 😉

(Das ist doch meist das Einzige, was den Berufsverbänden einfällt. Mehr Gehalt und schwups ist der Lehrermangel beseitigt.)

PS: Schade, dass die Smileys hier so klein sind. Man kann kaum erkennen, was für eins es ist.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

ZITAT: „Inzwischen seien zwar etwa 16.000 Stellen geschaffen worden, bilanzierte Tepe. Davon seien aber viele Beschäftigte – wie etwa in Bremen – in prekären Anstellungsverhältnissen, da es zum Teil nur befristete Verträge gebe.“

Diesen Leuten muss natürlich geholfen werden !!!