BERLIN. In zehn deutschen Universitätsstädten wurde am Freitagabend, 19. Juli 2019, gejubelt. Aachen, Berlin, Bonn, Dresden, Hamburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, München, Tübingen: Sie alle sind oder bleiben Städte mit «Elite-Unis». Ein Gremium aus Wissenschaft und Politik kürte in Bonn die Hochschulen, die künftig den Titel «Exzellenzuniversität» tragen dürfen und sich auf viel Extra-Geld freuen können. Nach der Entscheidung üben aber nicht nur Oppositionspolitiker Kritik.
Der FDP-Bildungspolitiker Thomas Sattelberger sieht «zwei Wermutstropfen». Er spricht vom «Problem des abgehängten Ostens», weil in Ostdeutschland mit der TU Dresden nur eine Universität den begehrten Titel bekommen hat. Die Anstrengungen der Bundesregierung in der Forschungsförderung reichen seiner Ansicht nach außerdem nicht aus: Unter den Top-50-Universitäten der Welt seien regelmäßig nur drei deutsche. «Die Bundesregierung muss endlich ranklotzen, damit es mehr international relevante Spitzenunis in Deutschland gibt.»
Der Sprecher der ostdeutschen SPD-Bundestagsabgeordneten, Frank Junge, kritisiert die Auswahlentscheidung der zuständigen Exzellenzkommission. Zwar sei es richtig, dass Leuchttürme in der Hochschullandschaft gefördert würden. Er bemängelt dabei aber eine «Bevorzugung ohnehin schon begünstigter Standorte». «Aus meiner Sicht wird das Bildungssystem damit deutlich ungleicher und elitärer.»
Die Grünen fordern, dass die anderen Hochschulen neben den «Exzellenzunis» nicht vernachlässigt werden. Der Kreis der auserwählten Universitäten müsse offengehalten werden, forderte der forschungspolitische Sprecher Kai Gehring. «Eine dauerhaft zweigeteilte Hochschullandschaft mit exklusiver erster Klasse und unbequemer Holzklasse würde mehr schaden als nutzen.» Es brauche an jeder Hochschule erstklassige Bedingungen und gute Chancen.
Zusätzliche staatliche Fördermittel
In den ausgewählten Hochschulen war die Freude am Freitag groß. Die Verkündung der Entscheidung in Bonn wurde zum Teil per Livestream verfolgt. An der TU Dresden brach im Festsaal kollektiver Jubel aus. Rektor Hans-Müller Steinhagen und seine Rektoratskollegen stießen mit Bier an, das von Ernährungswissenschaftlern der Uni gebraut wurde. Michael Hoch, Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die ebenfalls zu den Gewinnern zählt, sagte in einer ersten Reaktion: «Der heutige Tag ist ein Meilenstein in der 200-jährigen Geschichte unserer Universität».
Der Titel «Exzellenzuniversität» geht einher mit zusätzlichen staatlichen Fördermitteln. Vom 1. November an bekommen die Hochschulen zusätzliche Fördergelder von jeweils zehn bis 28 Millionen Euro im Jahr. Drei Viertel davon kommen vom Bund und ein Viertel von den Bundesländern, in denen die Hochschulen ihren Sitz haben.
Gestartet wurde der Exzellenzwettbewerb vor mehr als zehn Jahren, unter anderem um den internationalen Ruf und das Image der deutschen Unis aufzupolieren. Inzwischen gab es mehrere Runden. Der Exzellenzstatus wurde den Hochschulen dabei jeweils befristet verliehen. Das ändert sich jetzt. Die gekürten Hochschulen können den Titel dauerhaft tragen, müssen aber alle sieben Jahre nachweisen, dass sie die entsprechenden Förderbedingungen noch erfüllen. dpa
Exzellent forschen, besser studieren? Studenten sind skeptisch