HANNOVER. Für werdende Eltern ist es schwierig, eine Begleiterin für Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge zu finden – der Berufsnachwuchs fehlt. Wie kann der Beruf der Hebamme attraktiver werden? In Niedersachsen gibt es darauf eine Antwort.
Wer Hebamme werden möchte, kann voraussichtlich ab dem Wintersemester 2020/21 an vier Hochschulstandorten in Niedersachsen studieren. In Osnabrück, Hannover, Göttingen und Oldenburg werden 140 Studienplätze für Hebammen neu geschaffen – jeweils 35 pro genanntem Standort. Landesweit sind es dann 185 staatliche Plätze und 25 an einer privaten Hochschule in Buxtehude.
Hintergrund ist ein neues Bundesgesetz, das Anfang 2020 in Kraft treten soll. Deutschland sei eines der letzten Länder, die beim Hebammenberuf kein akademisches Fachstudium vorschreiben, sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) am Mittwoch. Bisher werden Hebammen und Entbindungspfleger an Fachschulen ausgebildet. Rund 100 bis 120 Schülerinnen beginnen in Niedersachsen jährlich ihre Ausbildung.
Schon jetzt gibt es einen Mangel an Fachkräften in Kliniken. Werdende Mütter haben zudem oft große Schwierigkeiten, eine freiberufliche Hebamme zu finden. Die Situation wird sich noch verschärfen, weil nach Angaben des niedersächsischen Hebammenverbandes in den nächsten acht Jahren ein Viertel der aktuell etwa 2000 Hebammen zwischen Harz und Nordsee in den Ruhestand geht.
Die Verbandsvorsitzende Veronika Bujny mahnte eine schnelle Umsetzung der Hochschulpläne und ein gutes Konzept des Übergangs an. «Uns verlassen die möglichen Studiengangsleitungen und die Lehrkräfte, die zum allergrößten Teil hochschulisch ausgebildet sind, in Richtung der Bundesländer, die uns mit ihrer Planung voraus sind», sagte sie der dpa. Die Hochschule Bremen zum Beispiel startet zum Wintersemester 2020/2021 mit einem Studiengang Hebammenwissenschaft.
Der Praxisanteil während der Bachelor-Studiengänge soll an allen niedersächsischen Hochschul- und Uni-Standorten etwa ein Drittel betragen. Die niedersächsischen Krankenhäuser wollen dabei weiterhin eine wichtige Rolle spielen. «Alle, die bisher ausbilden, wollen das weiterhin tun, weil wir dringend Hebammen brauchen», sagte Helge Engelke, Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, der dpa. Wichtig sei auch, keine potenziellen Bewerbergruppen auszugrenzen.
Während bisher ein Haupt- oder Realschulabschluss für die Hebammenschule ausreichte, ist künftig das Abitur oder Fachabitur notwendig. Möglich sei aber auch der Hochschulzugang ohne Abitur etwa mit einer pflegerischen Ausbildung, sagte Minister Thümler. Nach seiner Vorstellung sollen noch 2020 und eventuell auch 2021 Hebammenschülerinnen ihre Ausbildung in den Fachschulen beginnen. Sie könnten sich mit einem Aufbaustudium weiterqualifizieren. dpa
Na, wenn das kein Beispiel für den Akademisierungswahn ist. Ein paar Professoren sichern sich da wohl ihre gutdozierten Jobs.
Haben die bisher ausgebildeten Hebammen einen schlechten Job gemacht?
Werden jetzt mehr Frauen diesen Beruf ergreifen (können)?
*gutdotierten 🙂