FRANKFURT/MAIN. Elterntaxis sorgen immer wieder für Ärger: Denn viele Mütter und Väter kutschieren ihre Kleinen am liebsten direkt vor die Schule. Studien zeigen: Den Kindern tun sie damit keinen Gefallen.
Nach den Sommerferien kommt es vor vielen Schulen in Hessen zu ähnlichen Bildern: Autoschlangen, wildparkende Fahrzeuge, riskante Wendemanöver. Eltern, die ihre Kinder bis vor den Eingang kutschieren und Schüler, die sich durch die parkenden Autos einen Weg über die Straße bahnen müssen.
Schuldirektorin Anita Weber kennt solche Szenen nur zu gut. «Die Elterntaxis gefährden die Kinder, die zu Fuß zur Schule kommen», sagt die Leiterin der Theobald-Ziegler-Grundschule in Frankfurt. Zudem sei die Zufahrt zum Lehrerparkplatz häufig blockiert, so dass die Kollegen zu spät zum Unterricht kämen. Die Schuldirektorin spricht von «teils chaotischen Zuständen» – gerade zu Stoßzeiten wie morgens kurz vor Schulbeginn um halb neun. Etwa einmal im Monat gebe es brenzlige Situationen mit Beinahe-Unfällen.
Mit dem Auto zum Unterricht – am liebsten direkt vors Schulhoftor
Für viele Eltern oder Großeltern scheint es die einfachste, sicherste und bequemste Variante zu sein. Die Kleinen im Auto zum Unterricht fahren, am besten direkt vor das Schulhoftor. Doch Experten warnen schon seit Jahren, dass sie den Kindern damit keinen Gefallen tun. Vielmehr sei der eigenständige Schulweg wichtig für die Selbstständigkeit der Kinder.
«Das Phänomen Elterntaxi gibt es seit vielen Jahren», sagt ADAC-Sprecher Johannes Boos in München. «Das ist häufig eine Kettenreaktion.» Wenn die einen Kinder zur Schule gefahren würden, zögen andere Eltern nach und ließen ihren Nachwuchs nicht mehr oder noch nicht zu Fuß gehen. «Dabei wäre das für die Kinder besser, sofern die Wege nicht zu lang und sicher sind und auch eingeübt werden.» Der Experte verweist auf verschiedene Studien. «Sie alle besagen: Der Schulweg zu Fuß wirkt sich positiv aus, dazu gehören eine höhere Konzentration im Unterricht oder eine gesteigerte körperliche Fitness.»
Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) sagt: «Wir bitten die Eltern, aufs Elterntaxi zu verzichten.» Wenn die Kinder nicht alleine gehen könnten, sei es sinnvoller, die Kinder zu Fuß oder im Bus zu begleiten, damit sie den Weg kennenlernten und sich Gefahrenpunkte einprägten. Auch Polizeidirektor Erik Hessenmüller mahnt, dass Kinder im Elterntaxi nicht vernünftig lernten, sich im Verkehrsraum zu bewegen. Sie könnten Entfernungen und Geschwindigkeiten schlecht abschätzen und nicht angemessen auf Situationen reagieren.
Dennoch kann Oesterling eine positive Bilanz ziehen: Obwohl die Zahl der Schüler in Frankfurt mit der wachsenden Einwohnerzahl in den letzten Jahren gestiegen ist, ist die Zahl der Beteiligung von Kindern an Verkehrsunfällen zwischen 2016 und 2018 von 223 auf 181 zurückgegangen. Aber der Dezernent betont auch: «Wir wollen uns nicht auf den Zahlen ausruhen.»
Kinder können allein zur Schule gehen – schon ab dem ersten Schuljahr
Natürlich können Elterntaxis in manchen Fällen auch Sinn machen. Etwa wenn der Fußweg zu lang oder zu gefährlich ist und es keine Alternative mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. «Im Sinne der Verkehrssicherheit ist es dann aber wichtig, dass der Verkehr vor der Schule entzerrt wird», sagt ADAC-Experte Boos. Das bedeutet geeignete Haltestellen im Umfeld der Schule, sogenannte Hol- und Bringzonen. Der restliche Weg wird dann zu Fuß zurückgelegt.
Und ab wann könnten die Kinder alleine zur Schule gehen? «Das geht schon ab dem ersten Schuljahr», meint Boos. «Wichtig ist dann aber, dass der Schulweg mit den Eltern richtig geübt wird.»
Schuldirektorin Weber stößt mit ihren Appellen, auf Elterntaxis zu Verzichten, zumeist auf taube Ohren. Da käme von den Eltern wenig Verständnis, sagt sie. An ihrer Grundschule wurde aber die Aktion «walk to school» ins Leben gerufen: Dabei bekommen Kinder eine Woche lang einen Stempel, wenn sie zu Fuß in die Schule laufen. Von Jenny Tobien, dpa
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers kommentiert.
Polizei stellt bei Schulwegkontrollen viele Verstöße fest – auch von Eltern
Woher kommen denn im deutschen Schul- und Bildungssystem diese englisch-flippigen-Huch-wie sind wir up to date- Floskeln? Liebe Kids, Walk to school oder fahrt mit eurer schoolcard mit dem Bus und dann bridge the gap, weil ihr ja im lockdown nix gelernt habt und wegen social distancing sonst die lost generation seid!