Digitalisierung: KI-Branche fordert Pflichtfach Informatik in der Schule

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BERLIN. Vor einem Jahr hat die Bundesregierung eine «Nationale Strategie für Künstliche Intelligenz» beschlossen und zieht nun eine positive Zwischenbilanz. Doch die Branche übt auch Kritik und fordert: Deutschlands Schüler müssen viel besser auf die digitale Welt vorbereitet werden.

Wer die digitale Welt verstehen will, muss deren Grundlagen kennen. Illustration: Shutterstock

An den Schulen in Deutschland müsste nach Auffassung der im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) tätigen Unternehmen dringend ein Pflichtfach «Digitale Bildung» oder «Informatik» eingeführt werden. «Es geht dabei nicht nur darum, mehr Datenwissenschaftler zu schulen, sondern dass man Jugendliche ohne aktive Unterstützung in die zunehmend digitalisierte Welt entlässt. Das ist unverantwortlich», sagte der Vorsitzende des KI-Bundesverbandes, Jörg Bienert, im Gespräch.

Typische Beispiele für Künstliche Intelligenz sind selbstfahrende oder selbst einparkende Autos oder Amazons Alexa.

Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU), Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zogen am Freitag in Berlin eine erste Bilanz der «Nationalen Strategie für Künstliche Intelligenz», die vor einem Jahr auf den Weg gebracht wurde. Die Regierung steckt im Zuge dieses Vorhabens nach eigenen Angaben zusätzliche drei Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung im KI-Bereich.

Wissenschaftler fordern mehr Anstrengungen im Bildungsbereich

Deutschland sei bei dem Thema auf einem guten Weg, sagte Karliczek. Sie verwies unter anderem darauf, dass 58 Prozent der Patentanmeldungen rund um selbstfahrende Autos aus der Bundesrepublik kämen. Altmaier sagte, in den vergangenen Monaten seien bundesweit sogenannte KI-Trainer an den Start gegangen, «die kleinen und mittleren Unternehmen KI-Kompetenzen vermitteln». Nach Angaben der Regierung sind außerdem verschiedene Wettbewerbe angelaufen, mit denen KI-Forschungsprojekte gefördert werden.

Dennoch stecke das Thema Künstliche Intelligenz in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch in den Kinderschuhen, sagte Tina Klüwer vom KI-Bundesverband am Freitag in Berlin. «Wir stellen aber definitiv eine Steigerung der Gründungen fest.» Nach Angaben des Verbandes gibt es bundesweit mittlerweile mehr als 220 KI-Unternehmen im Start-up-Bereich, die auf verschiedenen Feldern aktiv sind – von der Gesundheit über den Handel bis zur Produktion.

Wie der KI-Verband fordern auch Wissenschaftler mehr Anstrengungen im Bildungsbereich, um den Nachwuchs besser auf die Anforderungen in der digitalen Welt, einschließlich dem KI-Bereich, vorzubereiten. «Wenn man sich ansieht, was in China und anderen Ländern in dem Bereich passiert, ist es einfach wichtig, dass wir unsere nächsten Generationen entsprechend befähigen und ihnen diese Kompetenzen mitgeben», sagte Volker Markl vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Digitale Bildung sei immens wichtig, vom Kindergarten an. Es gehe dabei unter anderem um einen souveränen Umgang mit Daten – auch den eigenen.

Pflichtfach Informatik? Bundesbildungsministerin vermeidet eine Aussage

Bundesbildungsministerin Karliczek vermied eine klare Aussage zum Thema Pflichtfach Informatik und verwies auf Nachfrage auf den «Digitalpakt Schule». Über diesen finanziert der Bund den Kauf neuester Technik an den Schulen. Dafür müssen diese zuvor Medienkonzepte vorlegen und begründen, warum und wofür sie die Technik für den Unterricht brauchen. «Mit dem Digitalpakt ist angelegt, dass das Thema konzeptionell in die Schulen hineingetragen wird», sagte Karliczek. dpa

Daddeln und chatten: gut! Arbeiten und informieren: mangelhaft! Deutsche Schüler zeigen sich erneut nur mäßig digital kompetent

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