Psychologen fordern Öffnung der Notbetreuung für psychisch kranke Kinder

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BERLIN. Die Betreuung ihrer Kinder zu Hause stellt viele Eltern derzeit vor große psychische Belastungen. Mit den beginnenden „echten“ Ferien unter Lockdownbedingungen verschärft sich nun durch die ausbleibenden schulischen Aufgaben die Situation noch weiter. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) weist in diesem Zusammenhang auf die besondere Lage psychisch kranker Kinder hin.

Tausende von Kindern in Deutschland sind von psychischen Erkrankungen betroffen. (Symbolbild) Foto: Shutterstock

Mit einer Stellungnahme haben sich die Psychologen an die Landesregierungen gewandt. Daten aus anderen Ländern zeigten einen deutlichen Anstieg von Konflikten und Misshandlung in Familien als Folgen der Ausgangsbeschränkungen, heißt es darin. Die aktuelle Lage erlaube überdies keine Einschätzung, wann Kitas und Schulen wieder geöffnet werden sollen.

Der Verband fordert die Notbetreuung in Kitas und Schulen für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen und von psychisch kranken Eltern bei individuellem Bedarf zu öffnen beziehungsweise die Notbetreuung aufgrund der fachlichen Einschätzung eines Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Psychologischen Psychotherapeuten oder eines Facharztes zu ermöglichen.

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Situation von betroffenen Schülern hat sich dramatisch verschärft

Die aktuellen Regelungen zur Notbetreuung der einzelnen Bundesländer sind nach Meinung der DGPs nicht ausreichend, da in der Regel nur eine Notbetreuung bei akuter Kindeswohlgefährdung durch Veranlassung der Jugendämter möglich sei. Dies stellt eine hohe Hürde dar und gehe am Bedarf von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen und Kindern von psychisch kranken Eltern in den meisten Fällen vorbei.

Insbesondere die Situation von Kindern und Jugendlichen, die selber an psychischen Erkrankungen leiden, oder mit psychisch kranken Eltern in einem Haushalt leben, habe sich durch Ausgangsbeschränkungen und die fehlende Außerhausbetreuung dramatisch verschärft. Sowohl die ambulante wie die stationäre Betreuung seien derzeit stark eingeschränkt.

Der Verlust an Tagesstruktur, sozialen Kontakten und dem gewohnten sozialen Umfeld stelle gerade für diese Kinder eine große Belastung dar. Vielfach drohe eine starke Verschlechterung der psychischen Erkrankungen. Die Öffnung der Notbetreuung in Kitas und Schulen für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche und für Kinder psychisch kranker Eltern sei daher dringend notwendig. (zab, pm)

Kassenstudie: Ein Viertel aller Schüler ist psychisch auffällig – im Schnitt zwei Kinder pro Klasse leiden unter Depressionen

 

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Heinz
3 Jahre zuvor

Psychisch kranke Kinder stellen viele Eltern vor besondere Belastungen? Ach aber Lehrer und Mitschüler nicht? Lehrer sind dafür genauso wenig ausgebildert, was hat man denn infektionsmäßig gewonnen, wenn die Kinder sobald man nicht hinsieht direkt aufeinander losgehen und sich schlagen, nur weil eines der besonderen Kinder wieder der Meinung war, man hätte es schräg angesehen?