Kultusminister rechnet mit Regelbetrieb – Tests nur im Notfall

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BREMEN. Der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) rechnet trotz steigender Corona-Infektionszahlen mit einem Regelbetrieb der Schulen nach den Sommerferien. «Darauf laufen alle Vorbereitungen hinaus», sagte er in einem Interview der Bremer Zeitung «Weser-Kurier» vom Samstag. «Aber wir gucken schon mit sehr großer Aufmerksamkeit und ich persönlich mit einer gewissen
Sorge auf die aktuelle Entwicklung des Infektionsgeschehens.»

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„Klar ist: Die, die in die Kita oder Schule gehen, müssen sich dort sicher fühlen können.“: Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Foto: Foto-AG Melle, derivative work Lämpel – Own work / WIkimedia Commons / CC BY 3.0

Die Sommerferien in Niedersachsen dauern noch bis zum 26. August. Sein Ministerium beobachte die Erfahrungen anderer Bundesländer, in denen die Schule jetzt schon wieder beginne, sagte Tonne.
Den Vorschlag, Schülerinnen und Schüler anlasslos vor der Rückkehr in die Schulen zu testen, nannte der Kultusminister schwierig. Er schloss eine solche Maßnahme aber auch nicht völlig aus. Das hänge vom Geschehen der kommenden Wochen ab. «Wie entwickeln sich die Infektionszahlen, insbesondere bei Reiserückkehrern? Das alles
müssen wir sehr genau beobachten», sagte er. «Klar ist: Die, die in die Kita oder Schule gehen, müssen sich dort sicher fühlen können.» (dpa)

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Marcus
3 Jahre zuvor

Der Herr Minister soll sich dann bitteschön unters Volk mischen und sein Büro für die Dauer der Pandemie in eine der Schulen verlegen!

Illy
3 Jahre zuvor

Was Herr Tonne da Preis gibt, ist auch nur für die Tonne ….

Es wird deutlich, wieviel unserem Staat die Gesundheit seiner Zukunft (Jugend) wert ist.
Erschreckend.
Wenn ich könnte würde ich abreisen.

Besorgter Bürger
3 Jahre zuvor

Zitat: “ […] Regelbetrieb der Schulen nach den Sommerferien. ‚Darauf laufen alle Vorbereitungen hinaus‘.“
Wow. Alle Planungen Richtung Regelbetrieb? Wirklich? Wie verantwortungslos kann man als Minister sein.

Man kann sich ja auf den Regelbetrieb vorbereiten. Aber sollte nicht auch wenigstens ein klitzekleiner Teil der Planungen Alternativen berücksichtigen?

Die Verantwortungslosigkeit in den Kultusministerien führt hoffentlich hinterher zu Konsequenzen. Hoffentlich nicht nur Amts- bzw. Mandatsverlust, sondern auch strafrechtliche Folgen.

„Haltet alle schön 1,5 m Abstand, tragt alle MNB. Aber Lehrer und Schüler müssen sich mit 30 Leuten ein kleines Klassenzimmer teilen, oft mit schlechter Lüftung und ohne MNB-Pflicht.“ Das ist grob fahrlässig und sollte juristisch auch entsprechend behandelt werden.

Palim
3 Jahre zuvor

In NDS gibt es seit dem 7.7. das ABC-Modell mit 3 Möglichkeiten (—eingeschränkter!— Regelbetrieb, Wechselmodell, Distanzlernen),
allerdings weiß niemand,
– womit Ende August begonnen wird, was ja auch wirklich schwierig abzuschätzen ist,
– was im angekündigten neuen Hygieneplan stehen könnte – bisher Masken auf dem Schulgelände außer im Unterricht, Lehrkräfte halten Abstand, der noch gar nicht veröffentlicht ist, aber alle Planungen beeinflusst,
– ob es kurzfristig dann doch noch Änderungen gibt.

Was ich bisher einigermaßen umsichtig fand, wird nun zu unkonkretem Geschwurbel, z.B. eine Handreichung zum Distanzlernen mit der Aussage: alles ist möglich, sollte aber vor Ort differenziert entschieden werden.
siehe https://www.mk.niedersachsen.de/download/156803/MK_Handreichung_Distanzlernen_-_Lernen_zu_Hause_SJ_20_21.pdf

Ohne klare Vorgaben ist die Vorbereitung nicht möglich, entweder man überschlägt sich, um auf alles vorbereitet zu sein, oder man resigniert.

Zur Niedersächsischen Bildungscloud hätte man einen zeitlichen Ablauf geben können, damit Lehrkräfte und Öffentlichkeit wissen, wann mit etwas zu rechnen ist und warum Schulen noch nicht ausgestattet sind.

Ebenso klare Ansagen hätte es vielleicht zum Lehrkräftemangel gebraucht, aber der wird ja auch ohne Corona nicht kommuniziert, damit niemand die tatsächliche Versorgung bemerkt. Gibt es da eigentlich eine unabhängige Überprüfung, einen Schul-TÜV, der die tatsächlichen Zahlen in den BL, Regionen, Schulen mit immer gleichem Maßstab erhebt, sowohl für die personelle, als auch für die räumliche und sächliche Ausstattung und für Unterstützungsformen in der Schulumgebung (HA-Betreuung, Therapeuten, SchulpsychologInnen etc)?

Hilfe wäre nötig, damit in jeder Klasse 2-3 Waschgelegenheiten stehen und 30 Kinder der Klasse nur 1/3 der Zeit zum Händewaschen benötigen,
damit genügend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, um das Schulgeschehen entzerren zu können, z.B. ein großer Raum als Lehrerzimmer, denn in den jetzigen Räumlichkeiten ist Abstand gar nicht möglich, ohne Lehrerzimmer ist aber die Arbeit der Kommunikation und Absprachen erschwert, die wirklich zwingend ist für ein Gelingen des Schulalltages.

Den Rahmen hätte man sicher besser stecken können, an den digitalen Möglichkeiten in der Schule und bei den SuS zu Hause ändert sich so schnell tatsächlich nichts, das schnelle WLAN-Kabel liegt zwar bis ins Schulhaus, ist aber nicht angeschlossen, einige Familien sind gar nicht online erreichbar, vielen fehlen die Fähigkeiten (vielleicht hätte es dazu Fortbildungen geben sollen oder es braucht nach den Ferien kleine Elternkurse mit ausreichend Abstand und Erläuterungen und Einüben der Möglichkeiten per BYOD).
Aber habe ich zuvor 80% der Klasse nicht digital erreichen können, ist das alles womöglich vergebliche Mühe und der analoge Weg der effizientere.

Den rechtlichen Rahmen hätte man klar formulieren können, damit Lehrkräfte, Eltern und Öffentlichkeit wüsste, was möglich ist und was genau nicht, mit Kommentar dazu, wo Persönlichkeitsrechte oder DSGVO o.a. Grenzen setzen. Es ist nicht gut, dass Lehrkräfte da im Unsicheren bleiben und selbst Positionen oder Rechtssicherheiten suchen und verantworten müssen.

Auch hätte man in den letzten Monaten personelle Hilfe für die Schulen organisieren können, nach der schon so lange gefragt wird und die nun noch nötiger wäre, um Familien oder SuS zu unterstützen, um nachmittags Hausaufgabenhilfe oder Digitalzeit anzubieten und zu betreuen, um Support zu gewähren (vielleicht ein Studierende/Eltern helfen Eltern/Schülern).
Und nein, das schaffen Lehrkräfte nicht alles zusätzlich und nebenbei.

Man hätte die Junglehrkräfte zum Schuljahresbeginn (1.8.) einstellen können, damit sie ab dem 1.8. involviert wären und nicht erst 3 Tage vor Unterrichtsbeginn. Mit welcher Rechtfertigung kann man erwarten, dass sie ein Schuljahr vorbereiten, wenn ihre Wege zur Schule nicht versichert sind und sie kein Gehalt beziehen?

Es hätte einen Monat vor den Sommerferien Vorgaben für reduzierte Lehrpläne geben sollen, sodass man diese sichten und dann bei der Planung des Jahres hätte einbeziehen können: Was muss unbedingt sein? Was ist verkürzt zu vermitteln? Was kann ein fakultativer Baustein werden, den man als Differenzierung, als weiteren Inhalt einsetzen kann? Was wird in einen Schwerpunkt gesetzt, sodass es in anderen Jahren vielleicht erlässlich ist, in einem Halbjahr aber ganz sicher Inhalt ist?
Die Übergangsphase, die man sich für neue Curricula auch wünscht, damit man diese erarbeiten kann, hätte man als Probephase gesetzt und evaluieren können, eine landeseinheitliche Plattform würde da viele Möglichkeiten bieten und Austausch trotz physischer Distanz bieten.

So hängen alle in der Luft, niemand kann konkret planen, viele machen sich Sorgen und am Ende muss man wieder alles von jetzt auf gleich planen und entscheiden.
Mir geistern die 3 Szenarien im Kopf herum, was ist möglich/ was muss ich sein lassen?
Digitale Möglichkeiten kann man pflegen, aufräumen, ggf. abstoßen oder erweitern und die Kommunikation dazu vorbereiten.

Ich bin froh, dass es, anders als in anderen Ländern, überhaupt Äußerungen und Veröffentlichungen für NDS gibt, aber die Lehrkräfte in den Schulen müssen den Alltag bewältigen und vor den Eltern verantworten, da wäre es gut, den Rücken gestärkt zu wissen. Deshalb ist der Wunschzettel lang, Weihnachten kommt immer so plötzlich, der Schulanfang offenbar auch.

Illy
3 Jahre zuvor

Palim: hätte hätte Fahrradkätte….
Alles nicht gewollt.
Auf der Wunschliste der Landesregierungen stehen ganz andere Wünsche….die nichts mit Infektionsschutz gemein haben.

Aber das wissen wir auch nicht seit gestern.
Wilkommen in der Realität.

Vanessa schröder-Sperandio Schröder-Sperandio
3 Jahre zuvor

Der Minister sagt es sollten sich in der Schule alle sicher fühlen. Lieber Herr Tonne, es gibt wirklich sehr viele Eltern, Schüler und Angestellte, die gerade jetzt durch steigender Infektionen sehr große Angst haben. Wer möchte denn im schlimmsten Fall die Verantwortung tragen? Wenn man sich in der Schule Infiziert und keinen milden Verlauf erlebt?

Österreich und die Niederlande haben keine Schulpflicht, sondern eine „Unterrichtspflicht“, der auch außerhalb eines Schulgebäudes entsprochen werden kann. In Irland, Italien und Spanien hat die „Bildungsfreiheit“ sogar Verfassungsrang. Warum kann dies nicht auch in dieser Zeit für Deutschland so geregelt werden?