„Girls‘ Day“: Kanzler ermuntert Mädchen zu technischen Berufen

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Mädchen dazu ermuntert, sich auch für technische und naturwissenschaftliche Berufe zu begeistern. «Ihr bestimmt, was ihr machen wollt, und nur ihr», sagte Scholz am Mittwoch bei der Eröffnung des «Girls‘ Day» in Berlin.

„Quatsch“: Bundesfinanzmininster und Vize-Kanzler Olaf Scholz. Foto: Bundesfinanziministerium

Leider sei es nicht immer so gewesen, dass Frauen naturwissenschaftliche oder technische Berufe intensiv hätten ausüben können. «Es wurde Frauen oft einfach gesagt, dass Naturwissenschaft und Technik nichts für sie seien, dass es nicht ginge. Das ist natürlich Quatsch», sagte der Bundeskanzler.

Mittlerweile hätten Mädchen deutlich mehr Interesse an den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Mehr als jede vierte Studienanfängerin in Informatik sei eine Frau, sagte Scholz. Dennoch gebe es noch immer zu wenige Frauen in diesen Branchen.

Zusammen mit 18 Schülerinnen aus Berlin erkundete Scholz einen Technikparcours, der die MINT-Berufe repräsentierte. Die Mädchen programmierten zum Beispiel selbst die Steuerung einer Drohne oder bedienten per Sprachsteuerung einen 3D-Drucker, um Schokolade herzustellen.

Der «Girls‘ Day» findet am Donnerstag bundesweit zum 21. Mal statt. Der Aktionstag soll Mädchen bei der Berufsorientierung unterstützen. Betriebe, Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit technischen und naturwissenschaftlichen Schwerpunkten öffnen ihre Türen für den weiblichen Nachwuchs und stellen ihre Ausbildungsmöglichkeiten vor. dpa

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8 Kommentare
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Georg
1 Jahr zuvor

Wieso schreibt der Kanzler den Mädchen vor, was sie zu tun und zu lassen haben? Ein Job im Bereich MINT ist eher mit 60 als 40 Stunden pro Woche verbunden. Zudem gehen Menschen unabhängig vom Geschlecht, wenn sie das wollen und können, sowieso in den Bereich. Seriöse Firmen werben für sich mit Ergebnissen, nicht mit Frauenquoten oder Diversität. Wer als Naturwissenschaftler gleich welchen Geschlechts etwas von sich hält, meidet Werbesprech über letzteres.

Eine Mutter
1 Jahr zuvor

Klingt überhaupt nicht neu. Bereits während meiner Schulzeit wurden gezielt Mädchen aufgefordert, sogenannte Männerberufe zuerlernen. Am Ende wird der Beruf erlernt, der den Neigungen entspricht oder zu den man gezwungen wird. Denn das Umfeld und in einigen Kreisen das Jobcenter, bestimmt den Weg in die Berufstätigkeit. Jahre später, wechseln die jungen Frauen dann in Mutterschaft und Halbtagstätigkeit oder in einen Beruf der ihnen mehr liegt. Wenn es die Möglichkeit gibt. Herr Scholz sollte ganz allgemein die Arbeits- und Lebensbedingungen von Familien im Blick haben.
Solange es Lehrer gibt, die nur Jungs zur Mathematik-Olympiade schicken, die Mädchen für sehr gute Leistungen weniger loben und fördern als Jungs, wird sich nicht viel ändern.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Eine Mutter

Haben Sie mal die Aufgaben zu vergangenen Mathematik-Olympiaden gesehen? Die sind schwierig und erfordern eine Art von „mathematischer Improvisation“, also eigenen ad-hoc Ideen, und das unter Zeitdruck.
Kürzlich hat Lisa Sauermann Furore gemacht bei der Mathematik-Olympiade. Inzwischen ist sie „assistant professor“ für Mathematik an einer hochrangigen Universität in USA. Man konnte lesen, ihre Eltern sind beide Naturwissenschaftler, einer von beiden sogar Professor. Zum Vorzeigen für einen Aufstieg von Kindern aus bildungsfernem Hause eignet sie sich damit nicht.
In den letzten Jahren waren die Sieger bei der Mathematik-Olympiade übrigens immer aus China, dem Land der unerschöpflich vielen Talente. Da haben von 6 Teilnehmern dann oft alle 6 eine Goldmedaille bekommen (das ist anders als bei der sportlichen Olympiade).

Marion
1 Jahr zuvor

Ich bin Ü-50. Auch zu meiner Schulzeit, wurden Mädchen schon dazu motiviert typische „Männerberufe“ zu ergreifen.
Wenn sie das bis heute trotzdem nicht vermehrt tun, liegt es ja vielleicht ganz einfach daran, daß es sie nicht so sehr interessiert.
Gibt es auch einen Boys‘ Day?
Vielleicht sollte man einfach jedem selbst überlassen, welchen beruflichen Weg er gehen möchte.
Wir leben im 21. Jahrhundert. Nie hatten die Menschen mehr Möglichkeiten, ihr Leben frei und selbstbestimmt zu gestalten.
Wenn Frauen sich für technische und naturwissenschaftliche Berufe interessieren, dann werden sie sie auch ergreifen. Wenn sie es nicht tun, interessieren sie sich offensichtlich nicht so sehr dafür.
Warum will man da immer irgendwas erzwingen? Vielleicht, weil das Offensichtliche partout nicht ins Weltbild passt?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

„Girls‘ day“ ist gut gemeint, aber erfolglos. Die Vorstellung, die Talente UND Interessen für ALLE denkbaren Richtungen von Berufen bzw. Studienfächern müssten zwischen m und w gleichverteilt sein, ist durch nichts begründet. Es ist ein reiner Glaube bzw. Wunschdenken.
Viele Mädchen sind gut in Mathematik, wollen sowas aber partout nicht zu ihrem Beruf machen. Schließlich gibt es Alternativen. So wie nicht jeder Berufsmusiker werden muss, der musikalisch ist und ein Instrument gut spielt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Den Boys day gibt es ebenso wie Schulen, die ein verbindliches Sozialpraktikum durchführen.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Ja, es gibt auch den Boys day, an dem Jungen sich frauentypische Berufe anschauen sollen und nein, es geht nicht um zwingen oder umpolen – sondern um Nachteilsausgleich! Wir werden definitiv von vielen Dingen unbewusst beeinflusst wenn wir unsere Persönlichkeit entwickelt, wir anfangen uns mit etwas zu identifizieren, uns über etwas zu definieren. Nicht nur im Bereich typisch männlich/weiblich! Möchte ein Kind zum Beispiel im Bereich Pflege arbeiten, dann antwortet die Nicht-Akademiker- Familie unbewusst “ Dann werd doch Krankenschwester!“ und die Akademiker-Familie unbewusst „Dann werd doch Ärztin!“ Und das lange bevor das erste Zeugnis auf dem Tisch liegt und man überhaupt einschätzen könnte, für was genau die Leistung des Kindes reichen würde. Das viele Unterschiede auch genetisch und evolutionsbedingt zwischen männlich und weiblich existieren ist klar.
Es soll aber verhindert werden, dass man womöglich nicht mal auf die Idee kommt eine eventuelle andere Seite an sich überhaupt entdecken zu wollen oder sich dies von vornherein garnicht zutraut. Die äußere Beeinflussung ist nicht zu unterschätzen und braucht ein Gegengewicht. Deshalb sind diese Girls/Boys days eine gute Sache.

@Eine Mutter

In der Schule sehe ich in jüngeren Jahren übrigens viel eher die Mädchen im Vorteil, und zwar in einem vierfachen Vorteil :

1. Es sitzt uns immer noch in den Knochen, dass Mädchen angeblich das liebe, unschuldige, schwache, „gute“ Geschlecht sind. Deshalb haben Mädchen immer noch das Privileg, dass ihnen eher geglaubt wird, sie mehr in Schutz genommen werden, ihre eventuellen böswilligen Absichten, Aggressionen ect verharmlost/verniedlicht werden. <- Ein Junge im Grundschulalter, der ein gleichstarkes Mädchen schlägt = Katastrophe – Therapie – Schulverweis?

2. Gleichzeitig vertreten wir stolzen Hauptes die Emanzipation und trauen uns nicht, kratzbürstige Mädchen zu kritisieren aus Sorge dann als altmodisch zu gelten. <- Ein Mädchen, das einen gleichstarken Jungen schlägt = Banalität – Niedlich – Mutig – Heldin – emanzipiertes Mädchen – starke Frau von morgen?

3. Die Stärken von Mädchen liegen oft im Bereich Kommunikation und Anpassungsfähigkeit – dies ist in der Schule von Vorteil. ( im späteren Berufsleben dagegen ist es kariereförderlicher, wenn man eigensinniger, risikofreudiger und selbstüberzeugter ist, weshalb sich der Vorteil der Mädchen in der Schule nicht auf den Beruf ausweitet )

4. In der Unter-und Mittelstufe dominieren weibliche Lehrkräfte!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Es fehlt noch
5. Es ist durch Untersuchungen gezeigt worden, dass Mädchen in der Schule bei gleichen Leistungen bessere Noten bekommen als Jungs.