Luftfilter konstruiert: Jugend-forscht-Teilnehmer zeigen Politikern, wie Problemlösen geht

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LÜBECK. Die Preisträgerinnen und Preisträger des 57. Bundeswettbewerbs Jugend forscht stehen fest – Deutschlands beste Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler wurden im Bundesfinale 2022, für das sich 168 junge MINT-Talente mit 108 innovativen Forschungsprojekten qualifiziert hatten, ausgezeichnet. Darunter: ein Raumluftreiniger, der mit LEDs arbeitet.

Vier Honoratioren und ein Preisträger: Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesbildungsministerin Jens Brandenburg (r.), die Präsidentin der KMK Karin Prien (3.v.l.), die Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales Leonie Gebers (l.) sowie der Präsident des Forschungsforums Schleswig-Holstein Philipp Murmann (2.v.l.) gratulieren dem Bundessieger im Fachgebiet Arbeitswelt, Vincent Nack (15 Jahre, 4.v.l.), aus Bayern. Foto: Jugend forscht

Ab heute präsentiert Jugend forscht Bundessieger Amon Schumann (17) aus Berlin sein innovatives Verfahren zur Wetterdatenmessung auf der weltweit wichtigsten Industriemesse in Hannover. Besucherinnen und Besucher können das innovative Forschungsprojekt noch bis zum 2. Juni 2022 am Stand C46 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Halle 2 besichtigen.

Jeden Tag steigen auf der Welt Tausende Wetterballone in eine Höhe von 30 bis 40 Kilometern auf. An Bord haben sie kleine Sonden, die Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdruck erfassen und die Messdaten laufend an die Wetterdienste auf der Erde funken. Amon Schumann entwickelte in seinem Forschungsprojekt zwei Ansätze, um die traditionellen Verfahren zur Wetterdatenmessung zu optimieren. Zum einen fängt er die Funksignale von gelandeten Wetterballons auf und kann sie so bergen und wiederverwenden – wodurch sich Kosten sowie Umweltbelastung verringern lassen. Zum anderen entwickelte er eine eigene Sonde, die sich unter anderem durch ein extrem geringes Gewicht, die Stromversorgung über Solarzellen sowie die Nutzung eines offenen Amateurfunknetzwerkes auszeichnet.

Für sein Projekt erhielt Amon Schuman beim Jugend forscht Bundesfinale 2021 gestern den von der Bundesbildungsministerin gestifteten Preis für die beste interdisziplinäre Arbeit. Zudem wurde er mit dem Eduard-Rhein-Jugendpreis für Rundfunk-, Fernseh- und Informationstechnik ausgezeichnet. Der Jungforscher wird in diesem Sommer sein Abitur am Robert-Havemann-Gymnasium in Berlin machen und plant anschließend Elektrotechnik zu studieren. Dem Messeauftritt in Hannover blickt der talentierte Nachwuchsforscher mit viel Vorfreude entgegen: „Ich freue mich, mein Projekt auf der Hannover Messe vielen fachlich interessierten Besucherinnen und Besuchern vorstellen zu können. Ich habe die Hoffnung, dort wertvolle Kontakte für die Zukunft knüpfen zu können.“

Als Bundessiegerinnen und -sieger ausgezeichnet wurden gestern noch weitere Nachwuchsforscherinnen und -forscher – darunter:

Hendrik Ridder aus Bremen baute eine 2,5 Meter lange Wasserrakete, die bis in eine Höhe von 270 Metern fliegen kann. Sein Flugkörper startet von einer selbst konstruierten Startrampe, wird vollautomatisch gesteuert und dient als fliegende Wetterstation. Der 16-Jährige erhielt den Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit. Intakte Moore speichern große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Cornelius-Ägidian Quint (18) aus Schleswig-Holstein entwickelte eine innovative Methode, mit der sich Moose auf ehemaligen Moorflächen schneller wieder ansiedeln lassen, um diese zu renaturieren. Er wurde mit dem Preis des Bundeskanzlers für die originellste Arbeit ausgezeichnet.

Den Preis der Bundesbildungsministerin für die beste interdisziplinäre Arbeit erhielten Maximilian Pfannkuch (19), Jaro Filip (19) und Dominik Hein (19) aus Hessen. Die drei haben sich eines Problems angenommen, das seit Pandemiebeginn von der Politik ignoriert wird: das Infektionsgeschehen in vollbesetzten (Klassen-)Räumen nämlich. Sie konstruierten ein neuartiges, per App gesteuertes Reinigungssystem, das Raumluft mit dem Licht von LEDs wirkungsvoll desinfiziert. Ein Modell für Deutschlands Schulen?

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Bundessieger im Fachgebiet Arbeitswelt wurde Vincent Nack (15) aus Bayern. Er konzipierte ein autonomes Notbrems-Assistenzsystem für Fahrräder, das Zusammenstöße verhindern kann. Dazu nutzte er Ultraschall- und Lagesensoren sowie eine elektromechanische Ansteuerung der Hinterradbremse.

Dihydroxybenzene kommen als Abbauprodukte bestimmter organischer Stoffe in der Umwelt vor. Am Beispiel der Acker-Schmalwand untersuchte David Sauer (18) aus Rheinland-Pfalz den Einfluss dieser toxischen Substanzen auf Pflanzen. Er errang den Bundessieg in Biologie. Die Chemie-Bundessiegerinnen Hannah Amrhein (17), Lena Fries (16) und Hanna Fries (16) aus Bayern fanden einen neuen Ansatz, um den Pflanzennährstoff Phosphor aus Abwasser zu recyceln. Sie nutzten die sogenannte Elektroflotation, bei der winzige Flocken Phosphate binden.

Können Sternhaufen Gammastrahlung erzeugen? Vanessa Guthier (18) aus Sachsen-Anhalt schrieb ein Computerprogramm, mit dem sie die spezifischen Bedingungen identifizieren konnte, die erfüllt sein müssen, damit Gammastrah­lung entstehen kann. Sie siegte im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften. Elian Terelle (18) aus Rheinland-Pfalz überzeugte die Jury in Mathematik/Informatik. Der Jungforscher entwickelte ein eigenes, kostengünstiges System für Video-Liveübertragungen im Sportbereich. Mit diesem lassen sich spannende Spielszenen zurückspulen und in jedem gewünschten Tempo wiederholen.

Der Physik-Bundessieger Carlos Steiner Navarro (18) aus Nordrhein-Westfalen befasste sich mit dem Effekt des magnetischen Schwebens. In Experimenten gelang es ihm, einen kleinen Magneten beständig zum Schweben zu bringen, die Schwebeposition zu berechnen und das Phänomen theoretisch zu erklären. Im Fachgebiet Technik setzten sich Johann Elias Stoetzer (17) und Steven Gurgel (17) aus Mecklenburg-Vorpommern durch. Die beiden entwickelten ein Verfahren, um selbst hergestellte 3-D-Sensoren auf Textilien aufzudrucken. Ihr Ansatz ermöglicht künftig eine Reihe neuer Anwendungen, so etwa zur Ausstattung von Schutzkleidung.

Der Preis „Jugend forscht Schule 2022“ der Ständigen Konferenz der Kultus­minister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, überreicht von der KMK-Präsidentin und Bildungsministerin des Landes Schleswig-Holstein Karin Prien, ging an das Wieland-Gymnasium Biberach für seine exzellente MINT-Förderung.

«Die Corona-Pandemie hat uns stark zugesetzt», erklärte der Leiter des Wettbewerbs, Sven Baszio. Die Zahl der Teilnehmer sei im Vergleich zu 2019 um fast 30 Prozent zurückgegangen. «Das liegt auch an der Mehrfachbelastung der Lehrkräfte, die zur Betreuung der Wettbewerbsprojekte erforderlich sind», sagte Baszio. News4teachers

Hier gibt es die Broschüre mit allen Preisträgerinnen und Preisträgern zum Download.

Vom (fast) normalen Teenager zur Nachwuchsforscher-Hoffnung: „Jugend forscht“-Sieger Hähne

 

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