Jetzt sollen Volkshochschulen fürs „Aufholen nach Corona“ sorgen – Programm floppt

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MAINZ. Die Sommerschule ist Geschichte. Jetzt gibt es neue Kurse in Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen – die aber offenbar kaum jemanden interessieren. Gerade mal etwas mehr als zehn Prozent der Fördersumme wurde zum Stichtag 8. Juli beantragt. Große Nachfrage registriert das Bildungsministerium dagegen bei den Sprachferienkursen – vor allem wegen der Ukraine-Flüchtlinge.

Erreicht mit ihrem Aufholprogramm gerade mal gut 2.000 Schüler: die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Foto: Georg Banek / Bildungsministerium Rheinland-Pfalz

Endlich Ferien – mehr als 500 000 Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz absolvieren an diesem Freitag den letzten Schultag vor den Sommerferien. Etliche brechen mit ihren Familien gleich am Wochenende zu einer Urlaubsreise auf. Andere freuen sich aufs Schwimmbad oder andere Ferienangebote vor der Haustüre. Aber auch Lernen in den Ferien ist wieder möglich.

«Der Zeugnistag ist ein besonderer Tag», sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Für viele sei er Anlass zur Freude, für andere aber auch mit Sorgen verbunden. «Wichtig ist, dass ihr alle wisst: Noten können verbessert, Lernrückstände aufgeholt werden – dafür haben wir auch in diesem Jahr wieder Ferienlernangebote und im kommenden Schuljahr wieder zusätzliche Ressourcen und digitale Werkzeuge zur Verfügung gestellt.»

Die bisherige Sommerschule für das Aufholen von coronabedingten Lernrückständen macht in diesem Jahr erstmals dem Programm «Lernen in den Ferien» (LiF) Platz. Das Bildungsministerium arbeitet dafür mit den Volkshochschulen zusammen. Die Kurse richten sich an Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen und Schulformen vor allem in den Fächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen. In Absprache mit den Schulen wird eine sinnvolle Verzahnung mit dem Unterricht angestrebt, «die Kindern und Jugendlichen bedarfsorientiertes Wiederholen von Lerninhalten ermöglicht, Familien entlastet und einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit leistet».

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Für das LiF-Programm in den Sommer- und Herbstferien stellt das Land insgesamt eine Million Euro bereit. Damit können bis zu 1.650 Kurse für 20.000 Schülerinnen und Schüler angeboten werden. Zum Stichtag 8. Juli lagen Anträge für rund 180 Kurse von 25 Volkshochschulen vor, also nur für etwas mehr als 2.000 Schüler. Zur Einordnung: In Rheinland-Pfalz gehen über 400.000 Kinder und Jugendliche zur Schule.

«Unsere Kinder und Jugendlichen konnten in ihren gewohnten Strukturen zur Kita und zur Schule gehen»

Außerdem werden ebenfalls in Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen wieder 355 Sprachferienkurse in ganz Rheinland-Pfalz organisiert, davon 178 für Kinder von Grundschulklassen und 167 für Kinder und Jugendliche an weiterführenden Schulen. Die Kosten von 470.000 Euro übernimmt im Wesentlichen das Land. Bei diesen Kursen gebe es eine große Nachfrage, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Grund sei auch die Aufnahme von mehr als 9000 Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine.

Die Schul- und Kitagemeinschaften hätten das Schuljahr 2021/22 trotz aller Herausforderungen hervorragend gemeistert, sagte Hubig und nannte neben der Corona-Situation die Flutkatastrophe im Ahrtal und die Aufnahme von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine. «Auch wenn Corona immer wieder zu Einschränkungen im Alltag führte, konnten flächendeckende Schließungen doch vermieden werden und unsere Kinder und Jugendlichen in ihren gewohnten Strukturen zur Kita und zur Schule gehen.» Auch seien zuletzt wieder Ausflüge, Feste und andere Veranstaltungen möglich gewesen, was den Alltag enorm bereichert habe. News4teachers / mit Material der dpa

Corona, und jetzt? Die „Aufholprogramme“ halten nicht das, was sie versprechen

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MaMi
1 Jahr zuvor

Entschuldigung – habe ich etwas nicht mitgekriegt?

„Aufholen nach Corona“ ???

Um welches „nach“ geht’s denn da?

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  MaMi

Na, wahrscheinlich sollte H.Lindner Covid nach Sylt locken und dort lassen.- Hat wohl nicht geklappt.

S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  MaMi

Hospitalisierungsinzidenz mit Covid-19 in RLP am 21.7.22: 7,16.
Für Hubig, Hoch und Dryer ist die Pandemie dennoch zu Ende oder um es mit den Worten der Landesregierung zu sagen: „RLP ist für die Zukunft gut aufgestellt“.
Im Herbst und Winter will man dann wieder nichts von dem bösen Virus gewusst haben.

Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor

Interessant ist, dass Volkshochschul-Dozenten, die zumeist keine ausgebildeten Lehrer sind, nun schaffen sollen, was die ausgebildeten Lehrer in den Schulen nicht schaff(t)en. Wie geht das?

Zumal man so oft hört und liest, dass Seiteneinsteiger eine „Gefahr“ für die Qualität der Bildung seien.

Alla
1 Jahr zuvor

Ich kann da nur etwas für den GS Bereich sagen. Wenn wir Kinder zu den Förderprogrammen anmelden, müssen wir genau sagen, in welchem Bereich die größten Probleme liegen. Das ist meist im Bereich sinnentnehmenden Lesens und Rechtschreibung. Es geht also meist um Üben, das was früher zu Hause gemacht wurde und wofür im Unterricht keine Zeit bleibt. Material wird zur Verfügung gestellt.
Im Bereich Mathe sind es hauptsächlich Rechenaufgaben und Einmaleins-Reihen, also auch klassisches Üben.
Eigentlich ist es eine Hausaufgabenbetreuung. Dafür braucht es keine ausgebildeten Lehrer. Bei uns haben früher die Eltern darauf geachtet, dass Hausaufgaben gemacht wurden und diese dann kontrolliert.

Das hat natürlich wenig mit Corona und „Schulschließungen“ zu tun, hilft aber gerade den ausländischen Kindern und denen die zu Hause keine Unterstützung haben weiter.

Für Kinder mit Diskalkulie und LRS gibt es ausgebildete Lerntherapeuten. Diese sind aber nicht die Corona Nachholer! Die gab es schon immer.

Last edited 1 Jahr zuvor by Alla
Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

So eine Hilfe für Kinder, denen die Unterstützung fehlt, bräuchte man an sehr vielen Schulen unabhängig von Corona. Da könnte man in frühen Jahren schon viel auffangen.
Lerntherapeuten gibt es nur regional verbreitet. Wer hier eine Diagnose hätte, bekommt leider keine Förderung, weil es dafür keine Therapeuten gibt.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Aleidis, da sind Sie etwas falsch informiert. Kursleiter der VHS haben in der Regel eine pädagogische Ausbildung, sonst werden sie gar nicht genommen. Ich kann keine Englischkurse abhalten, wenn ich nur die Sprache beherrsche. Ausbildung und Lehrerfahrung werden vorausgesetzt. Oft sind es auch Lehrer, die auf die VHS ausweichen, da sie keine Anstellung bekommen haben oder sich in Familienzeit befinden, bzw. keine Lust mehr auf den Schraubstock im Lehramt haben.
Die VHS war dennoch gut genug, die vielen Flüchtlinge mit Sprach- und Einbürgerungskursen zu versorgen. Auch das wurde von pädagogisch ausgebildetetn Lehrkräften bewerkstelligt und hat der Regierung viel Geld eingespart, da diese Lehrkräfte auf Honorarbasis arbeiten und bei mangelndem Bedarf sofort wieder entlassen werden können.
Sie sollten sich erstmal informieren, bevor Sie solche Aussagen wie „Gefahr für die Qualität der Bildung“ tätigen.

Britta Kuntz
1 Jahr zuvor

Das Programm wurde – zumindest an dem Gymnasium, das meine Kinder besuchen – komplett verschlafen! Keine Anmeldung mehr möglich!
Die örtliche VHS bekommt keine Informationen von den Schulen und operiert im luftleeren Raum.
Aber es gibt vollmundige Verlautbarungen der Bildungsministerin! Danke für garnichts!

Micky
1 Jahr zuvor
Antwortet  Britta Kuntz

Die Presse wurde am 21.7.22 informiert, in der Rheinpfalz stand es am 22.7.22 – richtig, am letzten Schultag. Und da die Schulen grundsätzlich nach der Öffentlichkeit informiert werden, wird die Email vermutlich am Freitag um 23:14 Uhr dort eingegangen sein.

Britta Kuntz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Micky

Ich bezeichne das als totales Versagen des Kultusministeriums und der Kultusministerin!

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Hier wird die VHS wieder zum kostengünstigen Helfer in der Not, wie bei der Flut der Flüchtlinge, die beschult werden müssen.
Davon abgesehen, die VHS ist in erster Linie für die Erwachsenenbildung vorgesehen, warum soll sie jetzt die Aufgaben der Schulen übernehmen? Ach ja, das spart dem Staat viel Geld.
Kinderkurse werden über die VHS auch angeboten, aber bekommen nicht die Zuschüsse, die ein Erwachsenenkurs erhält. Wird das dann auch geändert? Meines Wissens wurden die Zuschüsse (die Bildung soll ja erschwinglich bleiben) mit Beginn der Coronazeit (wie fair!!) gekürzt. Wie schön sich die Politik doch durch verschiedene Probleme hindurch lavieren kann ohne wirklich Verantwortung zu übernehmen!