Kurz vor Schuljahresbeginn: Kultusminister weiß (noch) nicht, wie viele Lehrer fehlen

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MÜNCHEN. Corona-Ausfälle und Tausende zusätzliche Schüler aus der Ukraine: Das kommende Schuljahr wird auch in Bayern eine Herausforderung. Und ob dafür genügend Lehrer da sind, ist noch unklar.

„Personalplanung läuft auf Hochtouren“: Bayerns Kultusminister Michael Piazolo. Foto: Andreas Gebert / StMUK

Knapp drei Wochen vor dem Ende der Sommerferien weiß das bayerische Kultusministerium noch nicht, wie viele Lehrer zu Beginn des Schuljahres möglicherweise fehlen. «Belastbare Angaben, wie sich die Unterrichtsversorgung zu Beginn des Schuljahres darstellen wird, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich», sagte ein Ministeriumssprecher in München.

Denn bis zum Schuljahresbeginn gebe es «erfahrungsgemäß noch viele Veränderungen» wie Erkrankungen und Schwangerschaften bei Lehrkräften oder zusätzlichen Personalbedarf «durch weiteren Zuzug von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine». Das neue Schuljahr beginnt in Bayern am 13. September.

Derzeit laufe «die Personalplanung und Personalgewinnung hierfür auf Hochtouren», sagte der Sprecher und betonte: «Bayern steht insgesamt, was die Versorgung mit Personal betrifft, im bundesweiten Vergleich immer noch gut da.»

Zum vergangenen Schuljahr seien mehr als 4600 Lehrkräfte eingestellt worden, 1000 von ihnen auf neu geschaffenen Planstellen. Erstmals wurde nach Ministeriumsangaben die Grenze von 100.000 beim Freistaat unbefristet beschäftigten Lehrkräften überschritten. «Es gab noch nie so viele Lehrkräfte in Bayern wie heute», sagte der Sprecher.

Die Personalplanung für das kommende Schuljahr sei aber «von besonderen Herausforderungen geprägt»: Wegen der Corona-Pandemie müsse mit Ausfällen gerechnet werden. Im vergangenen Schuljahr seien beispielsweise knapp 3000 Schwangere ausgefallen, weil sie wegen des Infektionsrisikos nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden durften.

Außerdem rechnet das Kultusministerium für das kommende Jahr mit rund 30 000 zusätzlichen Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine. Um diese zu unterrichten seien kurzfristig 1620 «Vollzeitkapazitäten» geschaffen worden – das bedeutet: neue Stellen, Aushilfslehrer oder Anpassung von Teilzeitarbeit. Der Lehrermarkt sei aber bundesweit «angespannt». Darum müssten möglicherweise «Wahl- und Neigungsangebote» eingeschränkt werden.

Weil der Lehrerbedarf vor allem an Mittel- und Förderschulen herrsche, setzt Bayern dort inzwischen auch auf Quereinsteiger: Akademiker, die nach einem zweijährigen Vorbereitungsdienst einen Lehramtsabschluss bekommen und an der jeweiligen Schulform unterrichten können.

An Gymnasien wird es den Angaben zufolge in den kommenden Jahren vor allem in den Fächern Physik, Informatik und Kunst knapp. Zu diesem September und zum Februar 2023 sollen darum Bewerber mit Masterabschluss oder Diplom in den entsprechenden Fachrichtungen zum zweijährigen Vorbereitungsdienst zugelassen werden. Rund 60 Quereinsteiger nehmen nach Ministeriumsangaben voraussichtlich ab September an der Sondermaßnahme teil. News4tachers / mit Material der dpa

Der Lehrermangel erreicht die Gymnasien. Teilzeit aufstocken? Nein, danke – Lehrer schrecken Zusatzaufgaben ab

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6 Kommentare
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Exit
1 Jahr zuvor

Ich habe für dieses Schuljahr einen unumstößlichen Vorsatz gefasst:

Es gibt eine von mir exakt festgesetzte und nur mir bekannte Zahl an Elternbeschwerden, Gemecker über angebliche Bevorteilung der Parallelklassen und ewige Feilschereien um Korrekturen und noch dringend für die Erreichung der besseren Note erforderlichen halben Punkte, die ich hinnehmen und bearbeiten werde.

In Form von Mails, Anrufen, Klebezetteln an Probearbeiten, Briefchen, Beschwerden bei der Schulleitung,… -egal.

Jedes Nachverhandeln und Nachfordern nach einer Antwort oder Bearbeitung zählt zusätzlich.

Ist an einem Tag diese Zahl erreicht, werde ich mich umdrehen, das Schulhaus verlassen, meine Kündigung beim Schulamt einreichen und meine minimale Alterabsicherung in Kauf nehmen.

Bin mal gespannt, ob ich mir meine dienstliche Beurteilung nach Weihnachten überhaupt noch eröffnen lassen muss.

Last edited 1 Jahr zuvor by Exit
447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Exit

Krasse Einstellung – kann ich aber nachvollziehen. Wäre ein ehrlicher Arztbesuch und eine ausgiebige gesundheitliche Sanierung nicht eine Alternative, um den Zähler wieder temporär „auf Null“ zu setzen?

Ich persönlich „zähle“ auch und handel entsprechend, habe aber nicht vor zu kündigen, da mir der Beruf an sich sehr viel Spaß macht. Interessanterweise scheint das dazu zu führen, dass das Gemecker radikal einschmilzt.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

„Versuchen/Probieren darf man es.“
Das habe ich mal von meiner (damals neuen) Versicherungsgesellschaft gehört, als mich meine alte Versicherung versuchte rechtswidrig zu behalten und mir Kosten aufbrummte.
Das wurde dann ganz schnell auch geklärt zu meinen Gunsten.

Nicht nur Kindern, sondern auch (manchen) Erwachsenen und Unternehmen muss man eben Grenzen setzen.
Ansonsten wird man ganz schnell mal leider ausgenutzt.
Ich bin da auch sehr direkt inzwischen, wenn ich etwas nicht einsehe oder als falsch empfinde oder einfach gar keine Kapazitäten dafür aufbringen kann.
Konfliktbereitschaft – wo/wenn nötig – musste ich aber auch erstmal sehr bitter lernen.

Semmi
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Kündige auch!

Semmi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Exit

Mach das.

Semmi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Exit

„Gefeilsche“ scheint halt zu funktionieren im Schulleben. Unterhalte dich doch mal mit dem Kollegium, wer da alles nachgibt. Weils bequem ist.