Energiekrise: Studierende müssen mit höheren Kosten fürs Mensa-Essen rechnen

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KIEL/LÜBECK. Die deutschen Unis wollen durch verschiedene Bündel an Maßnahmen Energie sparen. Auf keinen Fall sollen die enorm gestiegenen Energiekosten eins zu eins an die Studierenden weitergegeben werden – teurer wird es aber schon, wie das Beispiel Schlewsig-Holstein zeigt. An der Präsenzlehre halten die Hochschulen indes fest.

Mensaessen wird teurer. Foto: Shutterstock

Zum Start des Wintersemesters Anfang Oktober haben die Hochschulen in Schleswig-Holstein Studierende und Mitarbeitende zum Energiesparen aufgerufen. «Jede nicht genutzte Anlage, die in einen sicheren Ruhemodus geschaltet wird oder das Abschalten über den Standby-Modus hinaus, kann helfen», sagte die Präsidentin der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU), Simone Fulda. Die Uni will auch in Laboren oder Rechenzentren Energie sparen.

Es komme vor allem auf die Nutzer der Gebäude an, sagte Sandra Magens, Kanzlerin der Universität Lübeck. Die Uni plant eine Energiesparkampagne. Eine solche gebe es an der Fachhochschule Kiel bereits seit längerem, teilte dessen Präsidium mit. Die Technische Hochschule Lübeck hat zudem eine E-Mail-Adresse eingerichtet, an die Hochschulmitglieder Einsparpotenziale melden können und will über energiesparendes Verhalten informieren, wie Sprecherin Johanna Helbing sagte.

Zudem setzen die Hochschulen die Energiesparverordnung des Bundes um und senken die Temperaturen in Hörsälen und anderen Innenräumen auf 19 Grad. Sie stellen das Warmwasser zum Händewaschen ab. Flure, Treppenhäuser und Lagerräume werden nicht mehr beheizt.

Unis und Fachhochschulen merken die Energiepreiskrise. Die TH Lübeck geht von einer Steigerung der Betriebskosten um 50 Prozent aus. An der Hochschule Flensburg haben sich die Kosten für Wärmeversorgung von 40.000 auf 70.000 Euro fast verdoppelt. Auch die CAU rechnet mit einer deutlichen Erhöhung der Strom- und Wärmekosten.

Höhere Preise wirken sich laut mehreren Hochschulen auch auf Investitionen aus, etwa für Forschungs- und Lehrgeräte, Materialien, Baustoffe oder technische Anlagen. Das Entlastungspaket des Landes sieht 15 Millionen Euro für Schulen, Hochschulen und Kitas vor.

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«Wir wollen auf keinen Fall die enorm gestiegenen Energiekosten eins zu eins an die Studierenden weitergeben müssen»

Mit Kostensteigerungen kämpft auch das Studentenwerk Schleswig-Holstein. Die Preise in Mensen wurden erhöht, wie Sprecherin Kerstin Klostermann sagte. Für Pasta, Suppen und Eintöpfe zahlen Studierende 20 Cent mehr, die übrigen Tagesgerichte kosten nun 30 Cent mehr. Einige Gerichte wurden vorübergehend aus dem Sortiment genommen. Die Außentüren der Mensen sollen künftig geschlossen bleiben, Spülmaschinen effizienter genutzt werden.

Auf die Mietpreise in den Wohnheimen wirkt sich die Energiekrise laut Klostermann derzeit nicht aus. «Wir wollen auf keinen Fall die enorm gestiegenen Energiekosten eins zu eins an die Studierenden weitergeben müssen», sagte sie.

Darüber hinaus gibt es weitere Schritte: Die CAU senkt die Wassertemperatur in Schwimmbecken. Die Europa-Universität Flensburg (EUF) passt Heizzeiten in Büros und Veranstaltungsräumen an, so dass die Heizungen abends eher heruntergefahren werden. Die Umstellung auf LED-Beleuchtung sei ohnehin Teil langfristiger Energiesparziele, erklären Sprecher mehrerer Hochschulen.

Die TH Lübeck und die beiden Flensburger Hochschulen verweisen auf Klimaschutzmanager, die daran arbeiten, den Energieverbrauch der Gebäude zu optimieren. So wurde an der EUF eine Photovoltaik-Anlage installiert, an der Hochschule Flensburg werden laut Sprecher Torsten Haase neue Fernwärmeleitungen verlegt. Die TH Lübeck erfasst mit Sensoren die Öffnung der Fenster und die Nutzung der Heizungen. Auch Raumauslastungen ließen sich optimieren, sagte Helbing.

Die Lehre sollen die Pläne nicht beeinträchtigen. Wissenschaftsministerium und Landesrektorenkonferenz hatten Ende August «ein Präsenzsemester mit möglichst viel studentischer Normalität» als Ziel formuliert. Die Hochschulen seien auf allgemeine Regeln zum Energiesparen hingewiesen worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Anfang September erklärte die Bundesnetzagentur Schulen und Hochschulen außerdem zu geschützten Kunden. Das gebe Sicherheit, das Semester in Präsenz zu planen, bestätigten Sprecher. (dpa)

Bundesnetzagentur: Auch Schulen sollen Energie sparen – KMK: Aber sie bleiben offen… („unverhandelbar“)

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Carsten
1 Jahr zuvor

Mr. Spock fände es sicher faszinierend, wie hier versucht wird ein volkswirtschaftliches Problem auf der Mikroebene zu lösen