Mangelhafte Leistungen: Jeder fünfte Azubi scheitert an den schulischen Abschlussprüfungen

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Zwei von zehn Berufsschülern in Mecklenburg-Vorpommern schließen ihre Ausbildung ohne den Nachweis ausreichender theoretischer Kenntnisse ab. Wie das Statistische Amt am Freitag mitteilte, erhielten am Ende des Schuljahres 2021/22 von den 11.243 Absolventen der beruflichen Schulen 9.239 ein Abschlusszeugnis. Rund 2000 bekamen wegen mangelhafter Leistungen lediglich ein Abgangszeugnis.

(Zu?) viele Auszubildende scheitern an der Hürde Abschlussprüfung. Foto: Shutterstock

Nach Angaben der IHK in Schwerin können allerdings nach Einzelfallprüfungen auch Azubis, die lediglich ein Abgangszeugnis erhielten, zu den Facharbeiterprüfungen zugelassen werden.

Der von den Unternehmen zunehmend beklagte Mangel an Fachkräften hat seinen Grund aber nicht vorrangig darin, dass seit Jahren ein Fünftel der Lehrlinge das schulische Ausbildungsziel verfehlt. Wie aus der Statistik weiter hervorgeht, halbierte sich die Zahl der Berufsschulabsolventen in Mecklenburg-Vorpommern seit 2007. Bis dahin hatten jährlich etwa 24.000 junge Leute eine Lehre abgeschlossen.

Unternehmen insbesondere im Gesundheitswesen und in der Gastronomie setzen zunehmend auf junge Fachkräfte aus dem Ausland, doch können diese die Lücken bei weitem nicht schließen. Laut Statistik beendeten in diesem Sommer 845 ausländische Berufseinsteiger ihre Ausbildung. Damit hat sich deren Zahl innerhalb von zehn Jahren mehr als verzehnfacht. Der Anteil an den Absolventen stieg auf 7,5 Prozent.

Die Erfolgsquote in der schulischen Ausbildung war mit knapp 76 Prozent kaum schlechter als die der deutschen Azubis, die bei 83 Prozent lag. Anfang der 90er Jahre hatten noch 90 Prozent der Lehrlinge die Berufschulprüfungen bestanden. News4teachers / mit Material der dpa

Bündnis von Lehrerverbänden und der mittelständischen Wirtschaft fordert mehr Leistungsdenken in Schulen

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Konfutse
1 Jahr zuvor

Wann wachen unsere Kultusminister endlich auf? Welche Hiobsbotschaft muss denn noch durchs Land schallen, bis die da oben endlich mal begreifen, dass es fünf nach vier ist??

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Es hibt doch theoriereduzierte Ausbildungen.

Was soll da denn schief gehen? 😉

Müssen halt nur flexibel sein, die Kleinen … 😉

Unsere KoMiks (ich kann sie beileibe nicht mehr anders bezeichnen!) gehen nahtlos in den Winterschlaf, wobei sie noch die Frühjahrsmüdigkeit zu überwinden haben.

Das wird nichts mehr mit denen.

Nur noch hektische Aktivität, um mal zu zeugen, dass es sie gibt, und fertig.

Georg
1 Jahr zuvor

Wie verteilen sich eigentlich die Deutschen mit Migrationshintergrund (ggf. welcher?) auf die mit bestandener und nicht bestandener Abschlussprüfung? Nur mit dieser Zusatzinformation lässt sich die Entwicklung seit 1990 korrekt einordnen, weil damals erstens in Meck Pomm aufgrund der noch nicht lange zurückliegenden Wiedervereinigung kaum Ausländer wohnten und zweitens die damals 18-jährigen Migranten bei der Geburt noch längst nicht so automatisch wie heute Deutsche wurden.

(Abgesehen davon müsste man all das auch mal bei allen anderen Statistiken, die Deutsche und Ausländer getrennt auflisten, mal anpassen. Könnte aber unschöne Tatsachen ans Tageslicht bringen, weshalb das wahrscheinlich nicht passieren wird.)

vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Und diese Information würde die Gesamtsituation jetzt wie genau verbessern? Wird sich das wesentlich von „ausländischen Berufseinsteigern“ aus dem Text unterscheiden (wenn Migrationshintergrund nicht sowieso in dieser Zahl enthalten ist)? Viele Flüchtlinge bei den nicht bestandenen Prüfungen würde auf eine unzureichende Betreuung, schlechte Hilfsangebote o.ä. hindeuten, also als Maßnahme bessere/andere Hilfen begründen. Intellektuelle Fähigkeiten verteilen sich nämlich nicht nach Herkunft. Wie komme ich nur auf die Idee, dass das nicht der Gedanke hinter ihrem Beitrag ist?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

„Intellektuelle Fähigkeiten verteilen sich nämlich nicht nach Herkunft.“
Das ist in irgendeiner Theorie vielleicht so, aber alle Tests des sog. Monitoring zeigen doch „migrations-bedingte Disparitäten“, und das liegt natürlich zum einen an Sprachkenntnissen (wer ständig in einer anderen als der Muttersprache oder gar Familiensprache agieren muss, der macht eben mehr Fehler und ist zumindest langsamer), zum anderen auch an gebrochenen Biographien: Ein paar Jahre in Syrien zur Schule, dann ein paar Jahre in Deutschland, das fügt sich nicht unbedingt gut zusammen. Einfach „schlechte Betreuung“ verantwortlich zu machen, ist primitiv und irgendwie hämisch. Bei der riesigen Zahl von Migrantenkindern (jedenfalls in westdeutschen Großstädten) muss jedes System an Grenzen stoßen. Man kann auch nicht bei jedem neuen Krieg in der Welt plötzlich
zahlreiche Lehrer und zusätzliche Betreuer herzaubern. Manche Leute erwarten das offenbar.

Hinzu kommt, dass „grundsätzliche Fähigkeiten“ nicht immer auch in „Leistungen“ umgemünzt werden können. Ein Hindernis können Defizite in früher Kindheit sein, was ja inzwischen auch die Spatzen von den Dächern pfeifen. Und solche Defizite können unkorrigierbar sein.
Eine Statistik nach „Deutschen“ und „Ausländern“ bringt nicht viel, da geht es nur um den Pass. Man müsste trennen zwischen „Bio-Deutschen“ oder Leuten aus dem deutschsprachigen Ausland und „Zuwanderern mitsamt Nachkommen nach 1970“. Die Wirkung einer Einbürgerung wird wohl gern überschätzt, besonders bei doppelter Staatsbürgerschaft.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

„Defizite in früher Kindheit“ – also da gibt es auch viele Bio-deutsche (40 Jahre Berufserfahrung meinerseits).

Geht's noch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Klingt wie die Einteilung in Rassen vor 80 Jahren. Mir wird richtig schlecht beim Lesen Carsten.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Auf der anderen Seite (eine Freundin gibt seit Jahren DAZ für Flüchtlinge und verfolgt deren Werdegang mit Freuden sehr genau) würde es unter Umständen zeigen, dass die Damen (jawohl!) und Herren nicht nur fähig, sondern auch willig sind, eine gute Ausbildung zu machen.

Anders als viele unserer Wohlstandsverwahrlosten, die Anstrengung in der eigenen Muttersprache, ohne die Hürden unserer Ausländerbehörden nehmen zu müssen, schon mal generell als unnötig erachten.

Und diejenigen, die wollen, haben leider das Lernen nicht gelernt und müssen deswegen scheitern.

Student
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

(Sie haben vergessen, eine Anpassung der Statistiken nach sozialer Herkunft, nach Behinderung, und nach der sexuellen Orientierung vorzuschlagen)

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Student

🙂

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Hier treffen, von den allgemeinbildenden Schulen völlig unzureichend vorbereitete SuS als Azubis auf eine verzweifelte Wirtschaft.

Firmen die händeringend, teils seit Jahren, einen Lehrling suchen sind plötzlich bereit Bewerbern eine Chance zu geben die man früher niemals in Erwägung gezogen hätte.

Alle rücken praktisch eine Qualifikationsstufe auf.

Wer früher einen anspruchsvollen Handwerksberuf gelernt hätte, geht zur Uni.
Wer einen Handwerksberuf im mittleren Segment erlernt hätte kann es jetzt mit einem anspruchsvollen Beruf versuchen.
Wer früher eine eher einfache Ausbildung gemacht hätte kann jetzt im mittleren Bereich tätig sein.

Dabei stoßen natürlich viele Auszubildenden, die eine bestimmte Ausbildung noch vor 10 Jahren niemals bekommen hätten, an ihre Grenzen. Speziell im Bereich der Theorie.

Erschwerend kommt hinzu, dass diese Entwicklung von der KMK übersehen oder ignoriert wird. Die Berufsschulen erhalten keinerlei Unterstützung um diese schwächeren Azubis mehr zu fördern, sie effektiv an ihren Ausbildungsberuf heran zu führen.

Würde am Ende ja noch Geld kosten.
Auf keinen Fall! Kein Geld für Bildung, schon gar nicht für berufliche Bildung.
Immer weiter machen.
Stur lächeln und winken.

Wie krank ist eigentlich eine Politik die zuerst die Anforderungen so weit senkt, dass die Mehrheit der SuS den Eindruck gewinnt, dass seine Leistungsfähigkeit ausreicht um zu studieren und dann von den LuL erwartet, dass diese den SuS, im Rahmen der Berufsberatung, das Studium wieder ausreden.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

„LuL erwartet, dass diese den SuS, im Rahmen der Berufsberatung, das Studium wieder ausreden“

Sollte man gar nicht erst versuchen, man kann dieses Spiel als Lehrkraft nicht gewinnen:

Redet man es den Schülern NICHT aus, sind diese irgendwann sauer auf die Lehrkräftge, weil sie nicht „richtig“ auf das Studium vorbereitet wurde.

Redet es man ihnen dagegen aus, sind diese irgendwann sauer auf die Lehrkräfte, weil sie sich im Nachhinen um ihrer Lebenschancen betrogen fühlen („Als Ingenieuer wäre ich besser dran als as Fachkraft auf dem Bau“), und werden dann zu Lehrerhassern, die in den Foren der bekannten Medien die Anti-Lehrkraft-Stimmung zusätzlich anheizen.

Also: Raushalten! Das Abitur z.B. vermittelt die „allgemeine Hochschulreife“. Wenn das mit den Studiengängen nicht mehr zusammenpasst, dann sind entweder die Hochschulen schuld (zu hohe Anforderungen im gegenwärtigen gesellschaftlich Kontext) oder die Politik (also die „Glorreichen 16“, denn die legen die Anforderungen an die allgemeine Hochschulreife verbindlich fest, an die sich jedes kleine Lehrerlein penibel zu halten hat.

Lehnstuhl auf dem Deck der Titanic reservieren und die letzten Tage auf dem Weg zum Eisberg genießen. Aber vorher informieren, wo die Rettungsboote sind…

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

@Realist

Und wer ein Instrument spielen kann sollte das tunlichst für sich behalten, sonst muss man bleiben, bis das Licht von alleine ausgeht! 😉