Bündnis von Lehrerverbänden und der mittelständischen Wirtschaft fordert mehr Leistungsdenken in Schulen

85

BERLIN. Deutschland fällt bei der Bildung zurück. Angesichts der jüngsten Ergebnisse der IQB-Studie, die diesen Befund nahelegen, fordert ein Bündnis von Lehrerverbänden und mittelständischer Wirtschaft die Politik auf, endlich zu handeln. Konkret: ein Prozentpunkt der Mehrwertsteuer zusätzlich für die Bildung aufzuwenden – und: Schülerinnen und Schülern mehr Leistung abzuverlangen.

Fehlt es an Leistungsdenken in der Schule? Foto: Shutterstock

„Wie viele Studien und Gutachten brauchen wir denn noch“, so fragt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Martin Wortmann, Generalsekretär der „Bildungsallianz des Mittelstandes“, rhetorisch – und meint damit den aktuellen IQB-Leistungsvergleich, dem zufolge jeder fünfte Grundschüler nach vier Jahren nicht die Mindeststandards in Lesen, Schreiben und Rechnen erreicht. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz stellte daraufhin in einem jüngst veröffentlichten Gutachten fest: „Der Grundschule gelingt es in vielen Fällen nicht, grundlegende Kompetenzen an alle Kinder zu vermitteln.“ (News4teachers berichtete.)

Das seien „alarmierende Befunde“, die als Weckruf verstanden werden müssten, so Wortmann. Er vertritt den Bundesverband Mittelständische Wirtschaft, der sich in der Bildungsallianz mit dem Realschullehrerverband VDR, dem Deutschen Philologenverband, dem Deutschen Lehrerverband sowie dem Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BVLB) zur „Bildungsallianz des Mittelstandes“ zusammengeschlossen hat. „Die nächste Pisa-Studie wird dramatische Ergebnisse haben”, sagt Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (und Vorstandsmitglied der Bildungsallianz).

„Die Politik muss Bildung neu denken, die Bildungssysteme an die gesellschaftlichen Herausforderungen anpassen“

Weitere Mitglieder des prominent besetzten Vorstands des Bündnisses sind unter anderem VDR-Bundesvorsitzender Jürgen Böhm und Philologen-Chefin Prof. Susanne Lin-Klitzing. Auch im politischen Beirat des Bundesverbands Mittelständische Wirtschaft finden sich illustre Namen, darunter Ex-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour, Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne), der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff und Gregor Gysi (Linke).

Die Bildungsallianz stellt der deutschen Bildungspolitik nach eigenem Bekunden ein miserables Zeugnis aus. „16 Länder beschäftigen sich nun seit Jahrzehnten damit und schaffen es nicht, den Personalmangel zu bewältigen, Gebäude ausreichend zu erneuern oder zu sanieren, geschweige denn die Digitalisierung überhaupt auf einen angemessenen Stand zu bringen. Es ist an der Zeit, radikaler zu denken“, betont Wortmann. „Die Politik muss Bildung neu denken, die Bildungssysteme an die gesellschaftlichen Herausforderungen anpassen. Flickschusterei reicht nicht.“

Natürlich hätten sich die Rahmenbedingungen für Bildung in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Gesellschaft, Umwelt, Technik und Technologie, Gesundheit, demografischer Wandel und Migration seien zentrale Themen, die es den Bildungseinrichtungen in ihren traditionellen und bürokratischen Strukturen schwer machen, richtig zu reagieren. Wortmann: „Das ist doch Grund genug, (Aus-)Bildung wieder in die Mitte der Gesellschaft, ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit zu führen.“ Nach seiner Ansicht benötigt das deutsche Bildungssystem eine komplette Revision. Es fehlten eine belastbare Finanzierung durch den Bund, gestaltende Eigenverantwortung der Schulen vor Ort, eine gezielte Orientierung der Ausbildung und Bildung an den realen Anforderungen sowie eine verbesserte praxisbezogene Ausbildung besonders für Lehrerinnen und Lehrer und grundsätzlich mehr Lehrpersonal, Schulpsychologen und Sozialarbeiter und Therapeuten.

Wortmann: „Dazu braucht es eine leistungsfähige digitale Infrastruktur für alle Bildungseinrichtungen und ihre Mitglieder und letztlich Gebäude mit qualitativ hochwertiger Labor- und digitaler Ausstattung, die einer hochentwickelten Industrienation auch entsprechen. Kurz: Nur eine ernstgemeinte nationale Bildungsinitiative wird unsere Schulen in eine erfolgreiche Zukunft führen.“

„Wir halten es für falsch, dass im kooperativen Bildungsföderalismus Leistungsgrenzen und -anreize nach unten verschoben werden”

Die Bildungsallianz fordert unter anderem, dass ein Prozentpunkt der Mehrwertsteuer in Deutschland zusätzlich in die Bildung fließt.Das wären 100 Milliarden Euro in zehn Jahren und der Start in eine wirkliche Bildungsdekade.“ Innerhalb der föderalen Strukturen müssten die Schulen darüber hinaus mehr Autonomie erhalten, um über ihre eigenen Finanzen zu entscheiden. Sie sollen Personal, Investitionen und Organisationsstrukturen planen können.

Der Leistungsgedanke müsse an Schulen wieder stärker betont werden. „Dazu brauchen wir klare Leistungskriterien für Übergänge und Anschlüsse im differenzierten Bildungssystem wie auch ein transparentes Notensystem. Wir halten es für falsch, dass im kooperativen Bildungsföderalismus Leistungsgrenzen und -anreize nach unten verschoben werden und dass in einigen Bundesländern sogar die Benotung abgeschafft wird.“ Lehrkräfte seien die wichtigsten Träger der Bildung, so heißt es. „Wir brauchen in Deutschland wieder mehr Respekt, Anerkennung und Wertschätzung gegenüber der Leistung von Lehrerinnen und Lehrern sowie Erzieherinnen und Erziehern.“ News4teachers / mit Material der dpa

Keine anspruchsvollen Bildungsziele mehr? Philologen-Chef fordert Rückkehr zum Leistungsprinzip an Schulen

 

 

 

 

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

85 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Ron
1 Jahr zuvor

Ich schließe mich dem Bündnis als Dritter an. Schluss mit Schneeflocken-Pädagogik!

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Interessant, dass in diesen Punkt die Mehrheit der Leser, egal welcher Coleur, der gleichen Meinung zu sein scheint (siehe die anderen Kommentare). Und befremdlich, dass trotzdem keine der gewählten Parteien in den jeweiligen Bundesländern hier spürbar etwas voranbringt.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Man hat Eltern und SuS über Jahre daran gewöhnt ohne Anforderungen gut Noten zu bekommen und das Versprechen in den Raum gestellt, dass es ein Grundrecht ist zu studieren oder mindestens einen sitzenden und gut geheizten Büro-Job zu bekommen.
Das jetzt für mehr Anforderungen zurück zu nehmen wird bei SuS und Eltern nicht auf Begeisterung treffen.
Unpopuläre Entscheidungen, die auch noch Arbeit machen, sind leider nicht die Stärke der KMK.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Die Frage ist bei Pädagogen immer, was mit Worten wirklich gemeint ist.

1) Malte Müller, Doktor der Mathematik am privaten katholischen Jungengymnasium “Zur Reichenleutehalle” , 64 Jahre, findet binomische Formeln für Kinder der 5. Klasse fast schon zu leicht, verdammte Überverwöhnung!

oder

2) Gerda-Shambala Meiershofer-Mustermann, Studium der Theaterwissenschaft (abgebrochen) sowie “Kunst auf Lehramt, Schwerpunkt post-modern feminism in art” an der “Antonio-Amadeu-Gesamtschule für anders begabte Kinder” ist dagegen der Meinung, dass Mathematik an sich eine überkommene Erfindung eurozentristischer Kolonial-cis-Patriarchen wäre.

Beide werden von “Leistung” sprechen.

Beide werden radikal unterschiedliche Dinge darunter verstehen, die einer Person ohne Insiderwissen teils unüberbrückbar scheinen.

Eltern oder Politiker hören nur, dass beide “pro Leistung” sind…

Last edited 1 Jahr zuvor by 447
Lehrerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

zu 2) Super, selten so gelacht, treffender kann man gewisse Personen nicht beschreiben! Leider sitzen derartige “Expert-Innen und -Außen” in gewissen farblich passenden Parteien an Schaltstellen der Macht und können versuchen, ihren gequirlten Quark auch noch umzusetzen oder zumindest als Richtlinie in die präferierte Art von Bildungspolitik einzuschleusen. Dann ist es nur noch zum Heulen und Zähneklappern …

Georg
1 Jahr zuvor

Das Problem ist doch, dass die Politik seit Jahrzehnten Bildung immer wieder neu gedacht hat und dabei insbesondere die Anforderungen zusammen mit dem Leistungsgedanken reduziert hat. Leistungsdenken bedeutet nichts anderes als Rückkehr zum Leistungsprinzip und damit mindestens 30 Jahre zurück. Ob das mit rotgrün zu machen ist, weiß ich nicht, zumal mit den Anforderungen von vor 30 Jahren auch nur noch maximal 30% des Jahrgangs das Abitur schaffen würden, je nach Schulstandort auch eher 20-25%.

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Na, dann würden wieder mehr in die duale Ausbildung gehen. Die Industrie und Wirtschaft müsste die dual ausgebildeten besser bezahlen.

Das Problem besteht seit wir die duale Ausbildung unterhalb des Bachelor eingestuft haben. Diese internationale Einstufung hat die Besonderheiten der Länder (DE, AT CH) nie wirklich mitgedacht. Weltweit ist das ziemlich unbekannt. Das fällt uns jetzt auf die Füße.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

Deutschland könnte auch wieder zum Diplom zurückkehren. Das war international anerkannt und hoch angesehen.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die TUs können doch das Diplom nach wie vor verleihen.

Auf meiner Diplomurkunde von 1988 steht doch auch, dass ich meinen akademischen Grad auch mit Master of Engeneering angeben darf.
Umgekehrt geht das auch heute, es wird der M.Eng. verliehen, der auf Visitenkarten auch als Dipl.-Ing. angedruckt werden darf. Es gibt da kein Verbot.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

Die Industrie und Wirtschaft wollen nicht besser bezahlen

Also müssen wir – tada – nochmals Reformen ertragen.

Wenn diese endlich Erfolge bringen – gerne.

Allein, ich glaub nicht mehr dran.

Und das Hoffen habe ich aufgegeben.

Eigentlich traurig. Schule kann so schön sein.

Mo3
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

Wobei man in der Industrie (Auto/Elektro/Maschinenbau) durchaus gut verdient – es ist sehr branchenabhängig.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

… vorausgesetzt man landet bei einem großen Dax-Betrieb in der Stammbelegschaft. Als Leiharbeiter ist es auch dort schwieriger.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

Und inzwischen haben wir übergenügend Autos und der grüne Stempel für die E-Autos ist auch nocht nicht sicher….

Alles kommt ins Wanken.

Outgesourcte lohngedumpte Arbeitnehmer haben kaum eine Chance auf ein Stück vom Kuchen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

War hier nicht letztens zu lesen, dass die duale Ausbildung unattraktiv sei aus Sicht der Jugend?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ist völlig illusorisch: Welcher politische Beamte bzw. Schulleiter erklärt dem (aus Politiker”aktivitäten”) aufgeschreckten Lokalpolitiker oder gar MdB, dass angesichts jahrzehntelanger Schleifung des Niveaus zum Beispiel 10% der Abiturienten halt mit Pauken und Trompeten durchfallen, nach den kürzlichen Schullockdowns wohl eher 20%?

Stellen Sie sich das mal konkret vor… eine Twitter-jammer-pagne später wird zurück gerudert!

Last edited 1 Jahr zuvor by 447
Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

@447

“eine Twitter-jammer-pagne später wird zurück gerudert!”

Vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten, dann hat sich DAS Problem von selbst gelöst, weil Elon Musk dann alle User außer sich selbst gesperrt hat. 😉

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Eben. Die Schulleiter insbesondere der Gymnasien wollen ihre Klassenteiler ja halten.

Lehrerin
1 Jahr zuvor

Ja, nur so kann es mit den Bildungsergebnissen wieder aufwärts gehen! Ohne Leistungsanreize und ohne konsequentes Fördern UND Fordern (!) ging alles den Bach runter, das beweist jede Studie und jeder Vergleichstest in den letzten Jahren – auch der/die doofste KuMi müsste das langsam kapiert haben. Zieht endlich die Notbremse, ihr 16 Glorreichen, lasst die Lehrkräfte das tun, was ihre Aufgabe ist, nämlich Unterricht machen, statt ihnen Dokumentation, Verwaltung, ständig neue “Schulentwicklungsgruppen” und Hirngespinste von sogenannten Bildungswissenschaftlern aufzudrücken Stärkt euren Lehrern den Rücken, wenn sie renitenten, respektlosen und schulunfähigen Kindern und Jugendlichen auch mal Grenzen aufzeigen müssen – nicht nur wegen der Lehrer, sondern ganz besonders wegen der lernwilligen und “ganz normalen” Schülerinnen und Schüler, die ein Recht auf ungestörten Unterricht haben. Und werft nicht alle Kinder in einen Topf – im Sport, im Musikunterricht, in Sprachkursen, wo auch immer man zielgerichtet lernen will und muss, bringt eine einigermaßen homogene Lerngruppe die besten Ergebnisse – die Nationalmannschaft trainiert auch nicht mit dem FV Hinterlandacker.
Warum nur rennen so viele Leute den Ideologen hinterher, die schon so viel Bildungsqualität zerstört haben?? Warum denkt jetzt Thüringen darüber nach, auch noch den Weg zum Untergang einzurichten?

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Oh ja, die Lehrer thematisieren diese Problematik immer wieder, aber haben Sie schon bemerkt, dass diese “glorreichen 16” die Einwände der Lehrer seit jeher übergehen, da sie meinen, sie sind die guten Politiker (gut bezahlt), und daher das Recht gepachtet haben, immer und überall alles besser zu wissen? Sollte es nicht funktionieren, dann wird schnell nachgebessert oder ein Schuldiger gefunden. So wird das nichts mit der Zusammenarbeit auf Augenhöhe, welche durchaus zielführend wäre. Die Gewerkschaften der Schule (ha, ha) reden auch nur den Politikern nach dem Mund. Kritik wird sofort abgeschwächt, denn die “normalen” Lehrer sind ja nicht kompetent genug, die Tragweite ihres Wirkens zu überschauen, das können nur gutbezahlte Politiker, wobei das Amt des Kultusministers erfahrungsgemäß von besonders fähigen Leuten besetzt wird, das dies so absolut beliebt ist.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Oder kurz: Orientierung am oberen und nicht am unteren Drittel.

Rhauda
1 Jahr zuvor

Eine “neue Zeit” bricht schon seit 30 Jahren an. Jedes Schuljahr aufs Neue.

Was es vor allem braucht, ist eine radikal ehrliche Arbeitsplatzbeschreibung im IST-Zustand. Danach müssen alle Bereiche, die nicht Lehren, Beraten und Beurteilen sind, aus dem Aufgabenbereich von Lehrkräften herausgenommen werden und von zusätzlichen nichtlehrenden Kräften versehen werden. Und ich wette, da kommen pro 100 Schülerinnen und Schülern 40 Stunden Arbeitszeit zusammen. Die Einarbeitung von Ferienzeiten miteingerechnet wären das zwei Kräfte à 25 Stunden pro Woche und das pro 100 SuS.
Dann haben Lehrkräfte die Zeit und die Kraft, um sich mit Verbesserung von Unterricht zu befassen.

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rhauda

Rhauda ist wieder da, wie schön ! Abgesehen davon schließe ich mich inhaltlich Deinem brillanten Beitrag bedingungslos an 🙂

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Wieso sind Sie jetzt auf einmal so reaktionär drauf? In einem anderen Artikel verteidigten Sie vehement die Stuhlkreise, die genau das Gegenteil vom Leistungsprinzip und der genauen Analyse des Ist-Zustandes sind.

Unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Offensichtlich haben Sie keine Ahnung von Problemanalysen in einem Stuhlkreis und nein, da wird nicht gekuschelt.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Entschuldigung – aber das ist Unsinn.

Als wären Stuhlkreise schuld an dem sinkenden Niewo!

Stuhlkreise erfüllen ihren Zweck und sind damit notwendig. Sie rauben keine Lernzeit.

In der Regel sind sie – zum Beispiel für die Arbeit des Klassenrats – gut für das Sozialgefüge.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Sowas wie Klassenrat kennt Georg nicht, denke ich.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Das sind sie, ja. Keine Frage.

Der Stuhlkreis ist nicht die Ursache, sondern das Symptom:
Wenn Kinder in weiterführenden Schulen so schlecht sozialisiert sind, dass sowas ÜBERHAUPT NÖTIG ist liegt das schlicht daran, dass
a) Schulen und Lehrer zu wenig Respekt erhalten,

da sie

b) politisch gewollt keinerlei Autorität oder Machtmittel mehr besitzen.

und

c) die Lehererschaft ***selbst*** oft genug völlig unerwachsen ist und/oder (jugendliche!) Anerkennung bzw. “Freundschaft” erhaschen will… von den Kindern und Jugendlichen, denen sie unentrinnbar vorgesetzt sind.

Last edited 1 Jahr zuvor by 447
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Ich gehe mit bei c).

Das ist ein riesen Problem. Sie haben noch nicht begriffen, dass sie (auch) Erzieher und Ausbilder sind.

b) ist politisch gewollt und trägt zum Kuschelkurs bei – ist aber absolut nicht mehr zeitgemäß.

Autorität und Machtmittel würde ich wirklich gern durch Konsequenzen ersetzen – dennoch ist sehr leicht nachvollziehbar, sich ohnmächtig zu fühlen und ohne sinnvolle Unterstützung da zu stehen.

a) Stimmt.

Wo ich nicht so ganz mitgehe….

Sitzkreis am Montag, nach dem Wochenende erzählt jede(r), was erlebt wurde.

Sitzkreis mit stummen Impulsen als Unterrichtseinstieg.

Sitzkreis für den Klassenrat – ja, dann können sich alle sehen.

Der Sitzkreis als Symptom,…., ein wenig.

Ich selbst verzichte seit Jahren auf den Montagssitzkreis – Themen nur noch zocken und ballern. Jemand, der da nicht mitmacht, ist ganz schnell ein Sonderling….

Der Sitzkreis lässt sich um den “heißen Stuhl” erweitern.

Das ist bei weitem nicht so kuschelig. Das ist hochgradig unangenehm und wird von Eltern nicht gern gesehen….

unverzagte
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Stuhlkreise, als direkt zugewandte Kommunikationsform sollen ein Zeichen für die Folge schlechter Sozialisation sein?
Eine interessante, aber vollkommen haltlose Ansicht.
Warum sonst sollten Erwachsene in z.B. in Hochschulseminaren diesen Kreis zum Austausch wählen? Nein, die sind da bestens sozialisiert.
Der Prof/Dozent hat sich dadurch nicht angebiedert, vielmehr einen erwachsenen Eindruck gemacht und wirkte keinesfalls machtlos.
Sind Sie ein Troll?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  unverzagte

Lesen Sie nochmal genauer nach. Dann kommen Sie drauf.

Lehrerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rhauda

Unsere GEW?? Meine nicht…
Die stehen nicht für Bildungsqualität, auch wenn sie sich fälschlicherweise als “Bildungsgewerkschaft” bezeichnen, sondern für Gleichheit auf unterstem Niveau, damit ja niemand “sozial ungerecht” behandelt wird. Alle gleich doof ist auch schön…
Und dir Lehrkräfte sollen nicht mehr lehren, sondern “Lernbegleiter” sein, aber der Denkfehler ist, dass intrinsisches Lernen in manchen Kreisen der Schülerschaft absolut nicht “in” ist, sondern cooles Nichtstun oder gar Störung bevorzugt wird.
Lernen ist nicht ohne Bereitschaft zur Anstrengung, zur Arbeit, zum Üben und Wiederholen möglich, das macht nicht immer nur Spaß, muss aber sein. Zur Not muss dafür auch pädagogisch Druck gemacht werden. Alles andere ist realitätsfremd.

Mo3
1 Jahr zuvor

Es lernt sich halt nicht alles so nebenbei, ohne Anstrengung und Fleiß. Die Kinder müssen nicht in Watte gepackt werden, sondern dazu motiviert werden, was sie alles können, auch wenn die Eltern da manchmal Zweifel haben.

447
1 Jahr zuvor

Das klingt angesichts der gesellschaftspolitischen Position der überragenden Mehrheit der Lehrkräfte, der Schulleitungen und angesichts der bald neu hinzukommenden Denunziationsgefahr für Erteiler missliebiger Noten (“Hinweisgeberschutzgesetz”) mit umgekehrter Beweislast ziemlich utopisch.

Ich persönlich stelle mich auf eine Absenkung des Niveaus (und als Entschädigung für mich: Weniger Arbeit,wenn man sie schon nicht richtig machen darf) ein.

Für glaubwürdig halte ich solche Forderungen, wenn…

1) Durch eine Veränderung des Schulrechtes dafür Sorge getragen wird, dass offensichtlich unbegründete Notenbeschwerden OHNE lange Berichte durch die Lehrkraft sofort abgeschmettert werden

2) Schulleitungen in der Schulrealität anfangen, Unterricht und Wissen den Vorzug vor den ausufernden Veranstaltungen zu allen möglichen, gerade zeitgeistig-opportunen Themen zu geben

Bis dahin verbleibt mit (jetzt) entspannten Hippieunterrichtsgrüßen,
447

Geht's noch
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Wovon fantasieren sie hier? Niemand wird aufgrund von schlechten Noten denunziert. Das sind Narrative, die zur Zeit anscheinend gerne in die Welt gesetzt werden, die aber mit der Realität überhaupt nichts zu tun haben.
Sie sollten froh sein, dass die Mehrheit der Lehrkräfte nicht denkt wie vor 80 Jahren. Und mit Hippies hat das auch nix zu tun. Vielleicht Mal den Aluhut absetzen, dann klappt’s auch wieder mit dem klaren Denken.

Last edited 1 Jahr zuvor by Geht's noch
Küstenfuchs
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Ich weiß nicht, wo das immer herkommt: Ich bin jetzt über 20 Jahre und 6 Schulleiter im Dienst und bei mir ist noch nicht eine einzige Note “umgedreht” worden. Ich musste meine Noten auch nie besonders lange begründen (der “schlimmste” Fall waren 3 Minuten mündlich im Gespräch, und der war eine absolute Ausnahme).

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Bei mir auch nicht. Versucht wurde und wird das bei uns immer wieder, besonders bei Probezeitlern und Referendaren, immer natürlich getarnt als “harmlose Nachfrage”.

Sobald die Kundschaft mitkriegt, dass es so nicht läuft – erst dann hört es auf.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Glück gehabt. Bei uns gibt es immer wieder Diskussionen mit den Eltern. Einige gehen gleich zur Schulleitung andere sogar gleich zum Schulamt. Darauf hat keiner Lust. Also machen alle es so wasserdicht wie möglich, was auf allen Seiten zu Stress führt, weil man jede Klausur besser nachschreiben lässt, um alles schwarz auf weiß zu haben. Bei einigen SuS kopiert man sicherheitshalber Arbeiten, falls herum manipuliert wird usw. Und im Zweifel ging es meistens gegen die LuL aus oder war mir sehr viel Aufwand und Ärger verbunden.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Stimmt leider.

Ich scanne jetzt alles ein, was die Schülys geschrieben haben.

Klassenarbeiten mehrfach geschrieben, drei Wiederholungsstunden zwischengeschaltet, zweiter Durchgang war das Überarbeiten der Klassenarbeit…

Trotzdem noch genügend unter dem Strich.

Eine Leistungsprämie krieg ich wohl nicht – obwohl doppelt korrigiert und zig graue Haare mehr.

Last edited 1 Jahr zuvor by Riesenzwerg
PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

“Durch eine Veränderung des Schulrechtes dafür Sorge getragen wird, dass offensichtlich unbegründete Notenbeschwerden OHNE lange Berichte durch die Lehrkraft sofort abgeschmettert werden”

Kritisiere ich ja auch regelmäßig als ein m.E. gar zentrales Problem der Derogation / Erosion des Leistungsgedankens (zuletzt hier: https://www.news4teachers.de/2022/11/burnout-im-lehrberuf-psychologe-warnt-vor-folgeerkrankungen/- leider funktioniert über das Handy die Direktlinkanzeige zum Beitrag gerade wieder nicht), weil es – sehenden Auges – eine Abwärtsspirale der Niveaureduzierung bewirkt.

Dabei müsste hier – ohne jede Diskussion – in dubio pro reo bzw. Hitchen’s Razor (s.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hitchens%27s_razor#:~:text=It%20implies%20that%20the%20burden,context%20of%20refuting%20religious%20belief.) gelten:

“The elementary rules of logic: that extraordinary claims require extraordinary evidence and that what can be asserted without evidence can also be dismissed without evidence.””

nuff said

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Durch die langen Schultage durch G8 und das Ganztagsformat sind viele Schüler erst um 17 Uhr oder später zu Hause. Dann wird natürlich kaum mehr gelernt aufgrund von Erschöpfung. Entsprechend schlecht sind die Klausuren, die dann so korrigiert werden müssen, dass nicht 80 Prozent unterpunkten. Kein Wunder, dass der Output dann so gering ist.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ganztag gibt es auch an allen anderen Schulformen, an den G9-Gymnasien nach wie vor. Das Argument zieht also nicht.

Ojemine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Bei uns sind in der OS 3x bis zur 11. Stunde nicht selten. 16.55 Uhr ist dann Schluss. Das IST krass.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ojemine

Nee, ‘ne Folge von vielen Springstunden. Ein Schüler der GOSt hat nicht mehr als 30 Unterrichtsstunden und beim Schulsport werden die gerne in die frühen Abendstunden geschickt. Das ist aber in erster Linie Folge fehlender Hallenkapazitäten, da die Hallen am Vormittag und am frühen Nachmittag von der SekI mit Pflichstunden (3 WS je Halbjahr) und optionalen Sport-AGs (2 WS) belegt sind.
Hinzu kommt, wer Orchideen-Fächer als LK oder GK belegt wird zu Gunsten der Mainstream-Fächer auch gerne in den späten Nachmittag geschoben.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Der Tag ist dann trotzdem laaaang.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ojemine

Ähem, aber das doch nur, weil die Schüler*innen so viele Freistunden haben.
Im Prinzip braucht jede Schule, die einen so unmöglichen, da wenig komprimierten Oberstufen-Stundenplan hat, Arbeitsplätze für die Kids.
Was man nicht vergessen sollte zu erwähnen, ist die Tatsache, dass einige Schulen Schüler*innen die absolute Wahlfreiheit bieten wollen, um attraktiv zu sein. Da kriegen dann sämtliche Wahlfächer einen eigenen Platz im Stundenplan, damit alle auch gleichzeitig Französich UND Spanisch UND Kunst UND Musik UND … belegen können.
Das ist zwar toll für das Angebot, hat aber automatisch zur Folge, dass der Stundenplan dann so aussieht, wie Sie es beschreiben.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Doch, denn die Leistungen sind ja auch an den anderen Schulformen gesunken.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Doch – das zieht!

Die Kids haben bereits mit 11 Jahren einen langen Arbeitstag in der Schule.

Sie sind u.U. erst mit den Eltern zu Hause.

Wenn man mal drüber nachdenkt – am Sozialen Tag dürfen Kids ihren Hund, mit dem sie sonst länger unterwegs sind – nur eine Stunde ausführen.

Da greift das Jugendschutzgestz.

Die Kids sind müde und erschöpft, wenn sie nach Hause kommen.

Immerhin in dieser Beziehung werden sie bereits verdammt gut auf ein Berufsleben voller Überlastung hintrainiert….

Vermutlich müssen sie das jetzt schon üben, damit sie später die Überlastung als Normalzustand empfinden.

Nur die Harten kommen in den Garten…

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Meine Klasse hat gerade ein zweiwöchiges Praktikum absolviert. Unisono bekam ich die Rückmeldung, dass Schule viel weniger anstrengend sei, da es viel mehr Pausen gäbe. Wir sind eine Ganztagsschule.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das ist völlig normal. Unsere reagieren auch immer so. Im Klassenverband können sie durchaus mal abschalten….

Im Praktikum geht das nicht. Das sind fünf lange Tage in der Woche, es muss viel Neues und ganz Anderes gelernt werden. Da werden Anforderungen gestellt, denen sie sich nicht so einfach entziehen können. Am Ende müssen Ergebnisse vorliegen – welcher Art auch immer. Innerhalb einer Stunde, eines Tages, einer Woche. Sie kommen nicht so einfach drum herum.

Sie freuen sich, wenn sie endlich wieder in der Schule sind.

Viele schmeißen das Praktikum auch oder legen es darauf an, rausgeschmissen zu werden. Kein Erscheinen, aber auch keine Krankmeldung, ständiges Zuspätkommen, immer am Handy….

Es hat sich noch nicht bei allen rumgesprochen, dass das ein Einstieg in eine Lehrstelle sein kann…

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Also bei uns gibt es im Ganztagsformat Zeit für Hausaufgaben und lernen. Wenn man die 90 min. Allerdings lieber dazu nutzt nach 30 min. an der Tischtennisplatte zu hängen…scheint lernen keine Priorität zu haben…

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

In der Schule mit vielen anderen Schülern in einem Raum können sich viele auch nicht gut konzentrieren. Da ist es doch sinnvoller, die Zeit zum Sport treiben zu nutzen. Und mehr als 30 Minuten habe ich nie für die Hausaufgaben gebraucht.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Es ging ums lernen. Es gäbe auch andere Plätze und genügend Platz. Der wird allerdings nicht genutzt, sondern eben was anderes gemacht als Schule. Ist dann eben doof, weil der Rest spät nachmittags oder abends liegen bleibt.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Hier in Hessen gibts flächendeckend wieder G9. Die Klausuren/Klassenarbeiten sind auch nicht besser, eher schlechter. Vielmehr teilen mir immer wieder SuS mit, dass sie aufgrund ihrer privaten Aktivitäten am Nachmittag keine Zeit hätten, für mein Hauptfach zu lernen.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Aber sie haben mehr Zeit zum Lernen. Darauf kommt es an.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Tun Sie aber nicht. Bislang Hat der Umstieg auf G9 leider noch keine wirklichen Verbesserungen gebracht. Es liegt nicht nur an der Zeit, sondern eben an der Haltung. Mir wurde damals gesagt, das ist Gymnasium, da muss man was tun, auch wenn man vorher gut war. Ich bekam noch zuhören, dass ich meine Chancen nutzen und lernen soll. Da kam morgens nix von wegen viel Spaß und schöne Belustigung.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ich kann meinen Schülys drei Wochen oder sechs Monate für eine Lektüre geben – der Erfolg ist derselbe.

Durchgelesen, Aufgaben bearbeitet nach drei Wochen oder auch nach sechs Monaten noch nicht.

Auch bei Referaten, Powerpoint-Präsentationen oder sonstigen Leistungsnachweisen.

Der Faktor Zeit spielt m.E. nur bei Klassenarbeiten eine Rolle. Viele ESAs kriegen mit mehr Zeit die MSA-Aufgaben hin.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Das höre ich schon von Klasse 6, GemS.

Se Länd
1 Jahr zuvor

Ich fordere Pommes mit Mayo (alternativ mit Ketchup).

Last edited 1 Jahr zuvor by Se Länd
DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Mehr Leistung auch von Seiten der Politik!
Niemand braucht sich etwas vorzumachen: Die Politiker*innen stehen im nationalen und internationalen Wettbewerb. Es geht immer nur darum, wer die meisten besten Abschlüsse schafft. Der sog. Akademisierungsgrad ist der Schlüssel zum politischen Erfolg. Und die Eltern machen das mit. Logisch, wenn ihre Kinder das Abitur doch für weniger haben können.

Merkwürdig finde ich allerdings, dass es seitens der Wirtschaft auch noch Forderungen nach mehr Kreativität gibt, die man aber durch den Leistungsgedanken angeblich zerstört. Ich habe gehört, dass Firmen ihre Bewerber*innen nicht mehr nach Noten, sondern nach anderen Kriterien auswählen.
Oder sind das hier verschiedene Interessensverbände?
Auch das ist nicht hilfreich. Die einen wollen dieses, die anderen etwas anderes, das das eine wiederum fast unmöglich macht. Und alle posaunen heraus, dass sie wissen, wie es am besten ist.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Analyse:

Bis vor etwa 25 Jahren liefen Bildung und Arbeitsleben parallel. Kinder gingen zur Schule. Dort wurden sie schrittweise an den Leistungsgedanken gewöhnt

Es gab klare Anforderungen und deren Erfüllung wurde durch Noten bewertet. Am Ende verließen SuS das Schulsystem, die daran gewöhnt waren, dass Fleiß zu Erfolg führt. Gleichzeitig waren sie nach ihrer Leistungsfähigkeit in Abschlüsse unterteilt.
Diese SuS konnten dann gut vorbereitet zu Arbeitsstellen oder zur Universität wechseln.

Dann kamen zwei gegenläufige Entwicklungen auf.

In der Arbeitswelt gewann der Leistungsgedanke immer stärker an Bedeutung.

Unseliger Weise begann man gleichzeitig das Bildungssystem kaputt zu sparen. Dadurch verlor dieses System teilweise seine Fähigkeit die SuS angemessen vorzubereiten.

Was war die Lösung des Problems? Mehr Geld für Bildung?
Auf keinen Fall!
Man wählte das bewährte KMK Handlungsmuster. Das Problem musste vertuscht werden.

Man entschloss sich also einfach die Anforderungen schrittweise zurück zu nehmen. Schon schafft es das Bildungssystem diese Forderungen wieder zu erfüllen.

Gerechtfertigt wurde dieses Handeln durch utopische und weltfremde Theorien aus der Pädagogik und der linken Mottenkiste der Politik.

Die Pädagogik trug den Gedanken bei, dass Leistungsdruck Kindern nicht zumutbar ist. Wenn Kinder lernen müssen dann schränkt dies ihr “Kind-Sein” ein. Äußerem könnte Klausi ja traumatisiert werden, wenn er eine schlechtere Note hat als seine Mitschüler.

Die Linke trug die Utopie der (sozialen) Gerechtigkeit bei. Ist es nicht ungerecht, wenn Uwe studieren gehen kann, nur weil er bessere Noten hat? Klausi muss dann Handwerker werden! Ist Klausi nicht ein genau so wertvoller Mensch der es verdient hat die Uni zu besuchen.

Es folgte eine wirre Flut seltsamer “Reformen” die die Ansprüche senkte und den Leistungsgedanken verteufelten.

Heute Leben SuS und Arbeitnehmer in zwei parallelen Welten.

Nach dem Schulabschluss stehen SuS, die zu wenig Wissen vermittelt bekamen, extrem hohe Ansprüche haben und nur sehr wenig Selbstdisziplin durch Schule und Elternhaus vermittelt bekamen, vor einem gnadenlosen Arbeitsmarkt. Hier wird Leistungsbereitschaft, Flexibilität, Mobilität und Fachwissen verlangt.

Wen wundert es, dass dies nicht klappen kann?

Ich unterrichte junge Leute, welche ohne Hauptschulabschluss zu uns kommen. In der jetzigen Situation am Arbeitsmarkt würden diesen nach dem Erhalt des Abschlusses viele Berufsmöglichkeiten offen stehen. Koch, Maler, Pflege, Bäcker, Metzger, einige geringer qualifizierte Bauberufe.
Das Problem ist, dass das keiner machen will. Unter einem Bürojob mit guter Bezahlung und sitzender Tätigkeit wird nichts in Erwägung gezogen. “Ich hab ja Abschluss Alda, ich mach mir doch nicht Hände dreckig am Bau Alda.”

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Zitat:
… gnadenlosen Arbeitsmarkt. Hier wird Leistungsbereitschaft, Flexibilität, Mobilität und Fachwissen verlangt.

Dann hatte ich wohl in der letzten Zeit Schüler, die sich als Handwerker ausgegeben haben im Haus . Die mussten immer mehrmals anrücken, bis der Defekt wirklich behoben war. So weit kann es mit Fachwissen und Leistungsbereitschaft im Arbeitsleben auch nicht her sein. Laut Umfragen machen dort ca. 65 % der ArbeitnehmerInnen Dienst nach Vorschrift. Passt doch alles wieder zusammen.

Last edited 1 Jahr zuvor by GriasDi
Trinkflasche
1 Jahr zuvor

Mir gefällt hier die Ironie:
Mittelständler fordern mehr Leistungsdenken, gleichzeitig stehen die Besserverdienenden aus den hier zugehörigen Unternehmen immer häufiger mit einem Anwalt da, wenn ihren Sprösslingen tatsächlich mal Leistung abverlangt wird und dabei herauskommt, dass das Selbstbild nicht zur Realität passt.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Bei uns scheint es Mode zu sein,.dass sich diese Eltern gerne in den Elternbeirat einwählen lassen und dort versuchen, bei den anderen Stimmung gegen die Lehrkräfte zu machen. Diese würden den Lernstoff falsch oder zu schwer vermitteln usw. Je nach Elternschaft wird dann versucht, die Lehrkräfte unter Druck zu setzen, dass sie das Niveau absenken, Arbeiten kürzen oder bessere Noten geben, damit auch jeder bis zum Abi gepampert wird selbst wenn er bereits ab Klasse 5 ohne Nachhilfe und Förderkurse nicht mitkommt. Ach ja, dazu noch die Verbreitung der Gerüchte, dass es ja sooooo unfassbar schwer auf dem Gymnasium wäre. Und wir haben Kinder, die können nicht Abschreiben, nicht richtig lesen und schaffen es kaum 2 Sätze am Stück zu formulieren. Anforderungen usw. darf man keine stellen, dann ist man bööööse.

Last edited 1 Jahr zuvor by laromir
Lausi
1 Jahr zuvor

Bitte endlich weg von dieser Kuschelpädagogik. Lernen bedeutet auch Leistung zeigen zu müssen und dafür auch gerechte Noten zu bekommen.

Und nicht irgendwelche Smilies, Prozentzahlen oder elend lange Texte, mit Sätzen die eh kein Kind verstehen kann.

Aber was machen wir: Wir fangen jetzt an zu diskutieren, ob Schüler die Lehrer “duzen” dürfen.
Sorry meine Hoffnung bleibt ein Traum….

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lausi

Unser KM will die Noten in Musik, Kunst und Sport abschaffen…Leistungsanreiz sieht anders aus… Und nein: In diesen Fächern wird nicht nur Talent bewertet!

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

Aber wozu braucht man da denn eine Leistungsbescheinigung?
In meinem Bundesland gibt es im Zeugnis eine dezidierte Rückmeldung über das Lern- und Sozialverhalten. Das muss für diese Fächer absolut reichen.
Oder meinen Sie wirklich, dass ein sehr unsportliches Kind tatsächlich eine 1 in Sport kriegt, weil es sich so anstrengt und sich immer an die Regeln hält?
Oder ein total unkreatives Menschlein, das überhaupt kein Rhythmusgefühl oder Farbgefühl hat, eine 1 in Musik oder Kunst.
Ja, es wird auch nach anderen Kriterien bewertet, aber eben nicht nur. Und wenn man Kids nicht die Lust an diesen Bereichen austreiben will, dann sollte man sich hier eben genau nur auf Lern- und Sozialverhalten beschränken.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Machen wir das in Mathe und Deutsch auch so? Damit die sprachlich oder mathematisch Unbegabten ihre Freude behalten? Ist doch okay, wenn man einen Text fast verstehen kann oder das Ergebnis fast richtig ist. Man muss ja kein Architekt werden…

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Und warum nich differenzieren, nicht wahr?
Musik brauchen alle, Mathe und Deutsch ja nur wenige. Oder umgekehrt?
Warum müssen junge Menschen in der Schule auch dafür bewertet werden, wie gut sie singen, zeichnen und sich bewegen können?

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Kommt drauf an, was man werden will, oder? Für den Alltag reichen schließlich die Grundrechenarten, also Abschaffung der Mathenoten ab Klasse 6? Rechtschreibung wir teilweise eh nicht mehr korrigiert, von daher alles paletti! Und wer hat bitte gesagt, dass jeder Anrecht und Chancen auf eine 1 in allen Fächern hat? Das ist dieses etwas komische Bild, dass nicht funktioniert. Es sind nicht alle gleich. Wäre also ein Wunder, wenn alle in allen Fächern die gleichen Noten hätten. Warum darf nicht jeder in seinem Fach gut sein? Warum entscheidet jemand dass in Mathe gut sein “wertvoll” ist und in Kunst gut sein halt ein Hobby und irrelevant?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Geht es darum, Noten generell abzuschaffen oder noch differenzierter zu arbeiten oder um Nutz- und Mussfächer bzw. die Schönen Künste als freiwillig und mit Talent anzubieten oder ohne Noten?

Das ist mir noch nicht so klar.

Wir haben einen lustigen, tw. sehr unmusikalischen wilden Haufen, der supergerne singt und mega viel Spaß dabei hat.

Wichtig ist doch, dass sich jeder traut und ausprobiert – auch in Kunst und Sport.

Für unsinnig hingegen – rein fachlich – halte ich dagegen Französisch, Spanisch und Englisch für G-Kinder.

“Mittendrin statt nur dabei” gilt da leider nicht.

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Weil das für einige die einzige 1 im Zeugnis ist, über die sie sich freuen können.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich bin auch in diesem Bundesland.

Wir verteilen Noten.

Eine Eins in Sport ist bei extrem unsportlichen Kids ausgeschlossen, aber eine Zwei, na, eher Drei ist drin.

Es zeigt sich sportlich – im Sinne von fair -, hat sein Sportzeug dabei und macht mit, es baut mit auf und ab.

Auch sportliche Kids bekommen bei unsportlichem Verhalten keine Eins.

In Kunst und Musik werden u.a. die Künstler besprochen. Dazu braucht es Lernwillen, kein Talent.

Es gibt genug Theorie, um das fehlende Talent auszugleichen.

Rhythmusgefühl gibt es kaum noch bei den Kids – seien wir froh, dass es ihnen ermöglicht wird, es wenigstens in der Schule auszubilden bzw. zu entwickeln (bis zu einem gewissen Grad).

Schwimmen ist da noch so ein Punkt – rauslassen, weil alle nass werden und einige doch unverschämter Weise im Schwimmverein sind?

Schule bietet ein gewisses Spektrum an – zum Glück könnte jedes Kind seine Favorites daraus zum Hobby machen – jaaaa, auch bei Musiktalenten, die man sonst nicht entdecken würde!

Es gibt tatsächlich viel Unterstützung beim Ausleihen, Üben und evtl. späterem Kauf eines eigenen Instrumentes.

Außerdem gehört m.E. zur persönlichen Entwicklung auch dazu, die eigenen Grenzen – jaaa, Grenzen – zu erkennen und sich mit selbigen zu akzeptieren.

Wenn ich extrem unsportlich bin, kann ich dennoch Spaß haben, werde aber sicher nicht in einer Nationalmannschaft landen.

Wenn ich nicht besonders gut singen kann, kann es mir trotzdem Spaß machen. Doch auf den großen Bühnen…

Dann heißt es Eigenforschung…. Was sind meine Stärken? Woran habe ich dennoch Spaß?

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Wenn ich unmusikalisch, unkreativ und/oder unsportlich bin macht mir Unterricht MIT NOTE keinen Spaß.
Ich weiß, wie Noten vergeben werden. Sogar die Fachkolleg*innen an meiner Schule sehen das so wie ich.
Eigenforschung ist nicht möglich in diesen Sportarten.
Vielmehr denke ich, dass die Gegner*innen Angst davor haben, dass man ihnen sonst auf der Nase herumtanzt. Noten als Disziplinierungsmittel sozusagen.
Eigentlich sind Noten sowieso innötig, da wenig aussagekräftig im Hinblick darauf, WAS jemand bereits beherrscht usw.
Und Zeit dazu, andauernd mit allen Kids zu sprechen, haben wir doch nicht.
Leistung hat nichts mit Noten zu tun. Wichtiger ist eine dezidierte und regelmäßige Rückmeldung.

Last edited 1 Jahr zuvor by DerechteNorden
potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wenn ich sprachlic, geografisch, naturwissenschaftlich, mathematisch, … unbegabt bin, macht mir Unterricht mit Noten in diesen Fächern auch keinen Spaß.Vor Jahren war ich mal Fachlehrer in einer Schulversuchsklasse ohne Noten. Ständig fragten mich die Schüler, was das denn nun für eine Note wäre. Warum wohl? Kinder wollen sich vergleichen. Und auch ohne Noten ist allen in einer Klasse klar, wer mehr oder weniger in dem Fach begabt oder faul ist (soviel zu “Noten beschämen die Kinder”) – nur die Eltern bekommen ohne Noten viel später mit, wo ihr Kind steht.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich bin wohl zu blöde, aber ich verstehe immer noch nicht, was der Punkt ist.

“Wenn ich unmusikalisch, unkreativ und/oder unsportlich bin macht mir Unterricht MIT NOTE keinen Spaß.
Ich weiß, wie Noten vergeben werden.”

Und ohne Noten macht es Spaß? Wenn ich keinen Bock drauf habe oder talentfrei bin, macht es auch ohne Noten keinen Spaß. Ich gebe allerdings zu, dass das eine Entlastung wäre.

Noten sind nur kurzfristig und bedingt aussagekräftig – ja!

Kids lassen sich nicht in Zahlen ausdrücken – ja!

Leistung hat nichts mit Noten zu tun – leider doch!

Eigenforschung ist sehr wohl möglich im Rahmen des Sport-, Musik- und Kunstangebotes – so es denn überhaupt stattfindet.

Ich kann ganz toll im Langlauf sein und eine absolut talentfreie Lusche bei Ballsportarten. Schließt sich nicht aus.

Nach dem Ausschlusskriterium bietet sich Leichtathletik an. Kein Ballkontakt nötig.

Und wenn Sie wissen, wie Noten vergeben werden, ist doch auch klar, dass es für jemanden mit einer Ballphobie keine Sechs gibt. Die Person kann – je nach Ausprägung – Schiri machen oder ein Referat als Ersatzleistung halten.

Klar fragen viele: “Wozu brauch ich das?” Aber wenn wir das nicht anbieten und ihnen Perspektiven eröffnen, wer tut es denn dann? Die überarbeiteten Eltern?

Eine regelmäßige und dezidierte Rückmeldung nützt leider fast gar nichts, da Eltern und Schülys die durchaus deutlichen Aussagen gerne überhören.

Das haben wir regelmäßig bei den Förderplangesprächen – die Kiddys sollen möglichst doch Abi machen und neben Englich gerne Französisch und Spanisch lernen. Dabei klappt nicht mal die Verständigung auf Deutsch – nein, kein Migrationshintergrund, nur erwaetungsvolle Ektern, denen versprochen wurde, ihr Kind könne jeden Abschluss machen, der an der Schule angeboten wird.

Schule wird nie “gerecht” sein, Chancengleichheit gibt es nicht. Doch wenn wir die Fächer, in denen gerade die ESAs endlich mal brillieren können (wie auch in Werken, Verbraucherbildung, Textilem Gestalten, …) nun den Wert nehmen, indem wir ihnen die (guten wie auch bösen) Noten verweigern, gehen diese Schülys mit noch weniger Selbstvertrauen von der Schule!

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das könnte man auch für alle anderen Fächer sagen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Nun, die Digitalisierung voranzutreiben … macht die Schülys nur noch abhängiger von diesen lebenszeitraubenden Geräten.

Aber sei es drum.

Mehr Lehrkräfte, bringt nur den Lehrkräften was.

Mehr Digitales… wer daran wohl verdient?!

In China geht es gerade zurück zur Tafel – zu viele Stunden pro Tag an diesen Geräten und schon sind mehr Kids kurzsichtig. Eine Erblindung mit etwa 50 ist nicht auszuschließen.

Scheint fürdie Volkswirtschaft kein gutes Omen zu sein.

Wir als Lehrys müssen das Recht haben, wieder vernünftig unterrichten und benoten zu dürfen. Viele Zahlen entsprechen nicht den Leistungen – es gilt fast überall die stillschweigende Vereinbarung, dass jede ESA-Note sofort in eine MSA-Note umgerechnet wird. So haben wir keine Hauptschülys mehr, aber eine oder zwei zehnte Klassen.

Was wegen der Schülerzahlen wichtig ist. Sonst gibt es Anordnungen und unfreiwillige Versetzungen.

Oder es kommt der Schul-TÜV, der uns dann sagt, wie wir zu unterrichten haben.

Aber was soll’s? Noch 13 Jahre ohne Wertschätzung und dann raus.

Wer auch nur ansatzweise glaubt, es wird sich innerhalb dieser Zeit etwas verbessern, hat bei den letzten gefühlten 100 Reformen, für die wir Arbeitskreise während unserer Erholungszeit – oder war es die Korrigierzeit? Oder die Vorbereitungszeit? – bilden mussten, verpennt.

Gut war übrigens das mit der Selbstwirksamkeit – aus Kostengründen konnte natürlich nichts umgesetzt werden.

Hatten wir Deppen wohl falsch verstanden…. Aus Bordreserven (hust, röchel) sollte alles umgesetzt werden…. Ach so.

Rhauda
1 Jahr zuvor

Die diesjährige Abschlussüberprüfung Englisch für Realschulen in NIedersachsen generierte in meiner Klasse 13 x die Note Eins. Ok, das war auch ein richtig guter Jahrgang und ich bin natürlich die beste Englischlehrerin westlich des Urals (neben Netflix im Original), aber das Anspruchsniveau ist gegenüber vor 5 Jahren erheblich gesunken. Die Hörverstehenstexte auf niedrigstem Level, beim Leseverstehen jede Menge Zuordnungsaufgaben und im Schreibteil spielt Sprachrichtigkeit nur noch eine untergeordnete Rolle. Man könnte sagen: “Gönne es ihnen doch!”, das Problem ist aber, diese guten Noten und großzügige Ausgleichsregelungen suggerieren den SuS dann, sie könnten in einer gymnasialen Oberstufe locker mithalten. Das gelingt vielen aber eben nicht.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rhauda

Oder die Arbeitgeber stellen nach Einstellung fest, dass der Azubi leider doch nichts drauf hat. Auch nicht schön.

Palim
1 Jahr zuvor

Ich bin auch für den Leistungsgedanken im Bildungssystem und fordere auch, mehr für die Leistungsfähigkeit zu tun:

  • sanierte Schulgebäude,
  • moderne Ausstattung aller Räume,
  • Digitalisierung sämtlicher Räume, Einrichtung und Wartung durch Fachpersonal, das die pädagogischen Anforderungen der Schulform erhält, bedenkt und umsetzt,
  • angemessene Arbeitsräume und Ruheräume für das Personal,
  • ausreichend originär ausgebildete Lehrkräfte (2. Examen) für den Unterricht,
  • Personal mit pädagogischer oder therapeutische Ausbildung (Examen) für den Bereich Förderung und Herausforderung,
  • Personal mit entsprechender Ausbildung für die Bereiche Gesundheit, Ernährung, psychologische Beratung
  • Personal für die Bereiche Inklusion und Integration an allen Schulen, die diese Aufgaben übernehmen (müssen) (Lerhkräfte, Sonderpädagogen:innen, Sozialpädagog:innen, Psycholog:innen, Therapeut:innen, Heilerziehungspfleger:innen),
  • Personal als Assistenz in den Klassen, in denen Inklusion/ Integration oder die Beschulung benachteiligter Kinder erfolgt,
  • Entlastung von Kolleg:innen, die zusätzliche Aufgaben übernehmen, die im pädagogischen Bereich liegen, z.B. Lernberatung, Integration, Inklusion, aber auch Schulentwicklung, Koordination u.a. ,
  • Entlastung für Ausbildung von Studierenden, Referendar:innen, Quereinsteigenden und anderen in Ausbildung oder Einarbeitung eingesetzten Personen, sowohl für die Auszubildenden (auch Abordnungen) wie auch die Kolleg:innen der aufnehmenden Schule,
  • Entlastung für Absprachen und Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams sowie mit außerschulischen Stellen (Ärzte, Jugendamt, Therapeuten uvm.)
  • Arbeitszeiterhebung aller an Schule tätigen Personen, Begrenzung der Arbeitszeit auf ein Maximum, zeitlicher Ausgleich der Überstunden,
  • Aufstockung des Personals, sodass Überstunden ausgeglichen, Entlastungen gewährt und eine ständige Vertretungsreserve vorhanden ist, die den Durchschnitt der Langzeiterkrankungen wie Schwangerschaften + Elternzeit entsprechend der Altersstruktur der Kollegien berücksichtigt,
  • Ausgleich eines Stundenfehls in einem Jahr durch doppelte Anzahl im darauffolgenden Schuljahr, um Defizite ind Schulorganisation wie auch Unterricht nachträglich auffangen zu können.

So könnte die Leistungsfähigkeit gesteigert werden, die fordernden Personen stehen direkt in der Verantwortung.

Eine Evaluation müsste von außen erfolgen, sollte diese ergeben, dass die Leistungen nicht eingehalten werden, käme es zu Sonderzahlungen in einen Fonds, dessen Gelder an die Schulen ausgeschüttet werden, deren Versorgung nicht entsprechend der angesetzten Leistungspunkte erfolgt ist.

Katinka
1 Jahr zuvor

Ich staune sehr über den Artikel, da ich die letzten Jahre immer (insbesondere an meiner Schule) folgenden Tenor wahrgenommen habe: Zu viel Druck, zu viele Leistungserhebungen, Schule soll Spaß machen, Lehrkräfte müssen dieses, jenes tun, um die SuS zu motivieren, unangekündigte Tests gehen gar nicht, viel zu viel Druck, zu viel Stress, Auswendiglernen bringt überhaupt nichts usw. usf. – Das sind mal ganz neue Töne, die ich aber sehr begrüße!

Man traut sich kaum noch, Leistung zu verlangen oder die SuS zu fordern, weil viele gleich einknicken (an meiner Schulart ist dies sicherlich auch dem Fakt zu schulden, dass viele SuS an der falschen Schulart sind) oder die Eltern sofort in die Sprechstunde kommen. Dass die Vokabeln daheim gelernt werden, auf die ich meine nächste Stunde aufbaue, davon kann ich heute bei vielen SuS nicht mehr ausgehen (in einigen Klassen sogar bei sehr vielen SuS). Ich fühle mich manchmal schlecht, weil wir ihnen am Ende in einem “Zustand” das Abschlusszeugnis verleihen, bei dem man sich fragt: Wie sollen die das jetzt schaffen, nach der Schule, wenn ihnen keiner mehr alles auf dem Silbertablett serviert? Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, wir haben sie wirklich auf die Welt danach (hier also Ausbildung, Studium, Verantwortung für sich übernehmen etc.) vorbereitet, insbesondere, weil ihnen alles hinterhergetragen wird, alles durchgehen gelassen wird, man zunehmend auf die Wünsche der Schüler- und Elternschaft (wie wir Unterricht / Leistungserhebungen usw. machen sollen) eingeht, allen wird der rote Teppich ausgerollt. Und wofür? Ich bin gespannt, wie diese Diskussion weitergeht…

Thusnelda
1 Jahr zuvor

Mit allem einverstanden, der Leistungsgedanke MUSS wieder kommen. Schule ist zum Ponyhof verkommen, nur keinem wehtun! Was aber auch ganz wichtig ist, sind kleinere Klassen!!! Max. 20 in einer Klasse. Sonst wird das nichts mit dem Fördern. Das ist wichtiger als die ständig beschworene digitale Infrastruktur. Hatten wir auch nicht und haben trotzdem richtig gut gelernt. Damit ich nicht falsch verstanden werde – ja, Rechner, Tablets usw. sind wichtig. Aber sie sind kein Allheilmittel. Um die Geräte zu bedienen, sollte man lesen und schreiben können. Und genau da muss angefangen werden. mehr Lehrer, kleinere Klassen, ordentliche Schulgebäude, keine Container.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Ist doch mal wieder witzig – die mittelständische Wirtschaft fordert mehr Leistungsanspruch in den Schulen… und schon wird ein Hype draus.

Ich meine mich zu entsinnen, dass der eine oder andere Kommentar das ständige Absinken zumindest erwähnt hat….

Danke, liebe Wirtschaft – wo wir überhört und ignoriert werden, da seid ihr unsere Fürsprecher.

(Das meine ich ernst. Obwohl es erschütternd ist zu sehen, wie wenig Einfluss wir als Lehrkräfte bei inhaltsgleichen Aussagen haben. – Wertschätzung ist das nicht, nicht mal Anerkennen unserer Kompetenzen… Nein, mal wieder kann es nur die Wirtschaft schaffen, offene Ohren zu finden… Traurig, bitter, aber immerhin!).

Realist
1 Jahr zuvor

“ein Prozentpunkt der Mehrwertsteuer zusätzlich für die Bildung aufzuwenden”

Dann reicht’s aber nicht mehr für den “Doppelwums” und die Bundeswehr -> abgelehnt!

Fips
1 Jahr zuvor

Naja zum Teil liegt es auch am Lehrer. Wie auch in den anderen Schulen