KMK-Präsidentin Busse zu Silvester-Krawallen: Schule kann nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen

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BERLIN. Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) hat mit Blick auf die Silvester-Krawalle die Bedeutung von Sozialarbeit betont. Schulen allein seien überfordert, wenn sie alle gesellschaftlichen Probleme lösen sollten.

Was bis vor kurzem selbst Schulleiterin in Berlin: Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD). Foto: Lena Giovanazzi / Bildungsverwaltung Berlin

«Solche menschengefährdenden Übergriffe und das Beschädigen von Privateigentum können wir nicht hinnehmen. Ich verurteile das klar», sagte sie dem «Tagesspiegel». Nach ihrer Einschätzung gibt es viele Angebote der Jugendarbeit für Teenager. Bei Angeboten der Jugendsozialarbeit für junge Erwachsene müssten sie offenbar erweitern.

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Schulen könnten nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen. «Viele dieser jungen Menschen bräuchten eigentlich sieben Tage die Woche ein Angebot der Jugendsozialarbeit – mit Bezugspersonen, die sie kennen», sagte Busse, die früher selbst eine Schule im Bezirk Neukölln geleitet hat und dieses Jahr die Kultusministerkonferenz führt. «Ferien sind für viele Schüler oft gar keine so schöne Zeit, weil sie dann oft wenig Struktur und Anreize haben.» Diese Kinder könne man praktisch alle durch persönliche Beziehung binden.

«Aber in den Ferien haben Schulen nun mal zu, und zu Silvester gibt’s auch keine Ferienbetreuung. Da kann man schon mal auf saudumme Ideen kommen», sagte Busse. Sie betonte zudem, sie verwahre sich dagegen, Kinder pauschal zu stigmatisieren. News4teachers / mit Material der dpa

Nach Silvester-Krawallen: Deutscher Lehrerverband fordert Höchstquoten für Migrantenkinder an Schulen

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Realist
1 Jahr zuvor

«Aber in den Ferien haben Schulen nun mal zu, und zu Silvester gibt’s auch keine Ferienbetreuung. Da kann man schon mal auf saudumme Ideen kommen», sagte Busse.“

Tja Frau Busse, da haben sich doch den vermeintlichen Lösungsvorschlag gleich mitgeliefert. Wer hat denn „so viele“ Ferien und Silvester immer frei (wenn viele andere arbeiten müssen)…

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ich habe nicht frei – ich korrigiere mit Volldampf Klausuren, jeden Tag seit Weihnachten! Und gestern (Samstag) den ganzen Tag Unterrichtsvorbereitung für den Schulanfang nach den Ferien. Ich hab so die Nase voll von solchen Sprüchen wie oben!

Against Fremdbetreuung
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rabe aus NRW

Was soll das? Immer wieder der typische Lehrerrechtfertigungsreflex. Keinen interessiert, was wir zu unserer Arbeitsbelastung sagen- wir müssen einfach selbst für unsere W-L-B sorgen, statt ewig traumatisch den verflossenen Kanzler zu zitieren.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Kleines Zitat von S. 68 aus dem Bericht „Muslimische Kinder und Jugendliche in Deutschland“ von A.El-Mafaalani und A.Toprak (K.-Adenauer-Stiftung 2011), den Frau Busse eigentlich kennen sollte:
„Hinzu kommen die bekannten Folgen einer gewaltorientierten Erziehung, nämlich Vermeidungshandeln. Ein solches Vermeidungshandeln ist dadurch gekennzeichnet, dass das bestrafte Verhalten nur so lange vermieden wird, wie Kontrolle und harte Sanktionen zu erwarten sind. Genau das ist in allen Bildungsinstitutionen nicht der Fall, was die Erziehungsarbeit enorm erschwert.“
Mit anderen Worten: Es kann sich eine Mentalität ausbreiten, dass jeder Mist gemacht werden kann, wenn man entweder unbeobachtet ist oder keine harten Strafen befürchten muss. Das kann in der Schule sein oder eben auch in der Silvesternacht, wenn ohnehin viele Leute Raketen in die Luft schießen und auch sonst ein bisschen „verrückt spielen“.

Was ist dagegen der Vorschlag von Frau Jarasch (Grüne) laut Tagesspiegel vom 5.1.2023? Neben Allerweltsforderungen wie „konsequent entgegentreten“ meint sie, das Problem könne nur mit langfristigen Maßnahmen gelöst werden, etwa den Erhalt und Aufbau sozialer Strukturen vor Ort, wie das Quartiersmanagement. In B-Neukölln gibt es solch ein Quartiersmanagement schon.
Herr Lederer (Linkspartei) spricht in diesem Zusammenhang von versäumter „gleichberechtigter Teilhabe an unserer Gesellschaft“ und plädiert sogar dafür, die „jugendliche Perspektive selbst zu Wort kommen zu lassen.“ Ob dadurch die Täter geläutert werden?

Im Kontrast prallen hier zwei Logiken aufeinander, die keine Synthese zulassen. Diese „sozialen Strukturen“ können prinzipiell keine flächendeckende Kontrolle bewirken und eine Bestrafung schon gar nicht. Damit greift das Zitat oben.
Wer meint, dieses Zitat wäre aus dem Zusammenhang herausgerissen: Vorher geht es um die typischen Erziehungsziele, und es ist von „einem strengen und weitreichenden Regelwerk“ die Rede, „welches autoritär begleitet wird“, allerdings auch von einer „inkonsistenten Erziehung“, bei der Regelverstöße eben nicht immer geahndet werden.

Georg
1 Jahr zuvor

Die Politiker und Journalisten täten sehr gut daran, die Probleme klar zu benennen, auch wenn sie dadurch Fehler zugeben müssten. Das würde den Polizisten, Feuerwehrleuten, Notärzten usw. an der Front die Arbeit erheblich erleichtern, den Parteien am linken und rechten Rand Potenzial wegnehmen, die Politikverdrossenheit reduzieren usw.

Wird aber nicht passieren…

Ron
1 Jahr zuvor

Nein, hier geht es nicht um einen Ausrutscher, sondern ganz klar und erkennbar um grundsätzliche Verhaltensweisen von einem Teil der hier lebenden Migranten, vorrangig aus dem arabischen Raum. Und nein, durch ein Böllerverbot oder Sozialarbeiter lösen wir das Problem nicht.

Leider wird das Problem im Politikersprech bereits wieder verwischt oder wie beim ÖRR gleich ganz verschwiegen bzw. komplett verzerrt dargestellt. Jeder kann sich aber selber ein Bild bei YouTube machen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Politiker fordern eine „schnelle und harte Bestrafung“, aber die Berliner Justiz ist weder für das eine noch das andere bekannt, sondern eher für das Gegenteil. Typisch: Man fordert das, was andere machen sollen bzw. müssten. Was Politiker selber tun könnten, sagen sie lieber nicht. Mein Vorschlag: einfach mal die säuselnde Rhetorik der rauen Wirklichkeit anpassen. Die Phänomene gab’s auch in früheren Jahren schon, nur nicht ganz so krass.
Was Ausländer vermutlich am meisten fürchten, sind nicht Bewährungsstrafen oder Geldstrafen, sondern Ausweisung, schon weil dann Hartz IV verloren geht. Solange sie sich davor sicher fühlen, werden DIESE Täter nicht geneigt sein, die deutschen Gesetze zu respektieren. Also müsste die Ausweisung zumindest eine Option sein, das könnte auf diese Leute dämpfend wirken. Ich bin mir sicher: Die wissen praktisch alle, dass sie das nicht machen dürfen, das ist auch in jedem Land verboten. Nur weil sie keine ernsthaften Konsequenzen befürchten, machen sie es. Einen persönlichen Vorteil haben sie davon ja nicht (anders als bei anderen Delikten), es wird einfach nur Schaden angerichtet. Aggressionen könnten die besser bei Computerspielen austoben, ein Vorteil der Digitalisierung. 🙂

Against Fremdbetreuung
1 Jahr zuvor

Na die Madam hat doch die intendierte Richtung bereits vor einigen Tagen mit ihrem GTS- Statement klar vorgegeben und hier wieder bestätigt.

Ron
1 Jahr zuvor

ARD-Tagesschow: es waren vorwiegend deutsche Jugendliche
Ein Minister: es waren Rechtsradikale

Rabe aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Stimmt so nicht, der WDR hat berichtet, dass es zu 2/3 junge Männer mit Migrationshintergrund waren (die oft auch den deutschen Pass haben, aber eben nicht die deutsche Sozialisation in den Familien und der Peer Group)

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rabe aus NRW

Die haben mitgeteilt, dass die größte Gruppe einen Deutschen Pass hat. Das ist korrekt, mit einem Drittel aber bezogen auf den Bevölkerungsanteil aber bedeutend unterrepräsentiert.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rabe aus NRW

Ach ja: Tagesschau und WDR sind nicht dasselbe.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Was ist denn mit Jugendlichen mit zwei Staatsbürgerschaften, die deutsche und eine andere? Ich nehme an, es gibt Anweisung „von oben“, die als „Deutsche“ in der Statistik zu zählen. Aber was soll eine formale (!) Staatsbürgerschaft bei kriminellen Taten besagen? Entscheidend ist, wie diese Leute sozialisiert wurden, nach typisch deutschen Maßstäben oder nach anderen.

Gedankenexperiment: Wenn man alle Ausländer einbürgern würde, hätte man nur noch deutsche Straftäter. Was würde das nun hinsichtlich der Silvesternacht bringen?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

In der Presse ging herum, dass 11 der 45 noch eine Zweite Staatsbürgerschaft haben. Man kann davon ausgehen, dass die sich privat niemals als Deutsche bezeichnen würden.