Statistisches Landesamt: Deutlich mehr Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss

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In Nordrhein-Westfalen haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Jugendliche die Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss in der Tasche verlassen. Die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss sei von 10.125 im Vorjahr auf 11.385 Jugendliche 2022 gestiegen, teilte das Statistische Landesamt IT.NRW auf Anfrage mit. Die Zahlen für 2022 wurden erstmals veröffentlicht.

Schulabbrecher haben kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler ohne Hauptschulabschluss an der Gesamtzahl der Schulabgänger im Bundesland stieg demnach 2022 deutlich von 5,6 Prozent im Vorjahr auf 6,4 Prozent.

Menschen ohne Abschluss haben ein höheres Risiko, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen. Laut einer Anfang März dieses Jahres veröffentlichten Bertelsmann-Studie drohen vielen der Abgänger ohne Abschluss Nachteile bei der Suche nach einer Ausbildung (News4teachers berichtete). Bundesweit zählte die Studie rund 1,7 Millionen junge Erwachsene im Alter von 20 bis 30 ohne Ausbildung (Stand 2021). Die Arbeitslosenquote ist laut Bertelsmann-Stiftung bei Ungelernten fast sechsmal so hoch wie bei Personen mit Berufsausbildung.

«Unsere Gesellschaft kann es sich angesichts des wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten, diese Personen durchs Raster fallen zu lassen», hatte der Bildungsforscher Klaus Klemm die bundesweite Studie kommentiert. Der Anteil der Schulabgängerinnen und Abgänger ohne Hauptschulabschluss lag laut der Studie 2021 bundesweit bei 6,2 Prozent. In diesem Jahr konnte NRW noch mit 5,6 Prozent einen deutlich geringeren Anteil vorweisen. Dies hat sich nun für 2022 geändert. News4teachers / mit Material der dpa

GEW fordert als Konsequenz aus der aktuellen Schulabbrecher-Studie: „Schluss mit dem viergliedrigen Schulsystem“

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12 Kommentare
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Konfutse
1 Jahr zuvor

Wenn Kindern, Jugendlichen und Eltern jahrzehntelang vermittelt wird, dass man ohne Anstrengung oder Leistungseinsatz einen Schulabschluss bekommt, wenn man den Lehrern vorschreibt, bei mangelhafter Leistung trotzdem gerade noch eine 4 zu geben, dann geht der Schuss irgendwann mal nach hinten los.
Genauso zu beobachten in BW…

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Geliefert wie bestellt…

aufreger
1 Jahr zuvor

Ich hab überlesen, wo steht, dass die Durchfaller mal den Hintern hätten hochkriegen sollen, dass den Grundschulen mal zugehört hätte werden sollen, dass die betroffenen Lehrer nicht umsonst seit spätestens Klasse 8 sagen “”Wenn du so weiter machst, schaffst du deinen Abschluss nicht.”….spricht die eigene Verantwortung des Schülers habe ich leider leider überlesen. Es muss an meiner Lesekompetenz hapern.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  aufreger

Ich habe das auch übersehen. Die Statistiker haben das bestimmt als zu naheliegend und daher nicht erwähnenswert betrachtet.

Georg
1 Jahr zuvor

Weggefallener Coronabonus trifft auf demographischen Wandel. Gleichzeitig werden die Abiturnoten immer besser. Mit anderen Worten sinkt das absolute Bildungsniveau trotz immer weiter reduzierter Anforderungen trotzdem noch ab. Das Ganze wird sich noch verstärken. Bei den Anforderungen unter G9alt oder gar Wiedervereinigung wäre die Katastrophe komplett.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor

Kann das Statistische Landesamt das eventuell mal genauer aufschlüsseln? Oder hält man das zurück?
Was soll hier der Erkenntnisgewinn sein, aus dem sich idealerweise Maßnahmen ableiten ließen?

dickebank
1 Jahr zuvor

KAoA ist halt billiger als die früheren BUS-Klassen.
You get, what you pay for. – Also haben die Schulen geliefert, wie von der Politik bestellt.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Ein höherer Anteil von Schülern ohne Schulabschluss wird über die Zeit zu steigenden Löhnen bei Ausgebildeten und Studierten führen. Jede Medaille halt halt zwei Seiten.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Nur fangen die ohne Abschluss an zu randalieren, wenn der Staat die Sozialleistungen nicht mehr bezahlen kann, und die mit potenziell hohem Einkommen wandern aus, weil Deutschland denen zu unsicher und zu teuer wird.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die gesuchtesten Arbeitskräfte von heute brauchen keine große Qualifikation. Kellnern etc. kann man auch ohne Schulabschluss.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Es geht nicht um gesuchteste Arbeitskräfte, sondern um gut bezahlte Stellen (Abwanderung) oder um im Vergleich zum Mindestlohn kaum schlechter gestelltes Hartz IV (Kellnern, Paketdienst, Pflege).

Freiya
1 Jahr zuvor

Wundert das irgend jemanden?
Nach Jahren, in denen allen vermittelt wurde, dass nur das Abi einen richtigen Menschen aus dir macht, nach Jahren in denen alles, was gerade noch (nicht mehr) krauchen konnte, die Hauptschule floh, ist aus dieser vormals hervorragenden, fachlich guten Schule mit ausreichendem Praxisanteil eine Schule geworden, deren “Insassen” man nur bemitleiden kann. Lehrer kämpfen an allen Fronten, Schulleitungen reiben sich auf, die Schüler haben sich schulisch aufgegeben und flüchten in virtuelle Welten oder frühzeitiges “Geldmachen”. So schade! Nur um einer Ideologie zu frönen ist hier systematisch etwas zerstört worden, was wohl nicht mehr repariert werden kann. An Realschule und vor Allem den Gymnasien quälen sich die Lehrer mit Kindern, die eigentlich andere Schulformen besuchen müssten und Kinder quälen sich mit Überforderung. War es das wert? Wo man doch auch an einer Hauptschule ein (gutes!) 10. Schuljahr absolvieren kann und dann immer noch entscheiden kann, wie es weiter gehen soll und kann. Man hat die Hauptschule zu einer Resterampe verkommen lassen – und die kids wissen das! Schade um all das Potential, das in ihnen schlummert…