Schulen sind künftig verpflichtet, Schutzkonzepte gegen Gewalt und Missbrauch zu entwickeln

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WIESBADEN. Gewaltprävention und der Schutz vor sexuellem Missbrauch sind in der Schule von größter Bedeutung – meint Hessens schwarz-grüne Landesregierung. Um diesen Auftrag weiter zu stärken, ist im Schulgesetz des Landes nun die Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch verankert worden. Kultusminister Alexander Lorz meint dazu: „Der bestmögliche Schutz unserer Kinder und Jugendlichen ist unsere Pflicht. Deshalb verstärken wir in den Schulen nochmals unsere Anstrengungen.“

„Unsere Pflicht“: Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Foto: Shutterstock

Hierzu würden ab dem kommenden Schuljahr an allen öffentlichen Schulen spezielle Beratungslehrkräfte für Gewaltprävention und zur Schutzkonzeptentwicklung eingesetzt, wie es in einer Pressemitteilung des Kultusministeriums heißt. Sie sollen die Entwicklung der Schutzkonzepte vor Ort koordinieren und dabei helfen, sie gemeinsam mit der Schulgemeinde zu gestalten. Dafür erhalten alle Schulen eine zusätzliche Stundenzuweisung. Die neuen Beratungslehrkräfte werden für diese anspruchsvolle Aufgabe von der Schulpsychologie an den Staatlichen Schulämtern unterstützt.

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Um die Schulen bei der Umsetzung der Gewaltprävention wirkungsvoll zu unterstützen, stünden bereits verschiedene Beratungs- und Qualifizierungsangebote für Schulleitungen und Lehrkräfte zur Verfügung. So böten die Staatlichen Schulämter den Schulen zum Beispiel systembezogene Beratung und schulische Prozessbegleitung bei der Schutzkonzeptentwicklung an. Über die Hessische Lehrkräfteakademie könnten darüber hinaus Fortbildungsveranstaltungen zum Schulleitungshandeln im Kontext der Schutzkonzeptentwicklung und weitere Qualifizierungsangebote für Lehrkräfte abgerufen werden. News4teachers

Sexueller Missbrauch: Fehlt es in Schulen an einer „Kultur des Hinschauens“?

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Leo Lausemaus
9 Monate zuvor

Aha. War das bisher nicht nötig? Warum?

Ich halte sehr wenig von dem Glauben, man müsse etwas nur aufschreiben und dann werde es quasi von alleine Wirklichkeit.

Pit2020
9 Monate zuvor

Lorz: „Deshalb verstärken wir in den Schulen nochmals unsere Anstrengungen.

Wen meint der denn mit „wir in den Schulen“?
„wir“? – Zählt er sich dazu?

Um die Schulen bei der Umsetzung der Gewaltprävention wirkungsvoll zu unterstützen, stünden bereits verschiedene Beratungs- und Qualifizierungsangebote für Schulleitungen und Lehrkräfte zur Verfügung.

Und diese „verschiedene Beratungs- und Qualifizierungsangebote für Schulleitungen und Lehrkräfte“ sind kein Mehraufwand in Sachen Arbeitszeit?
Oder ist das vielleicht sogar so, als ob ein Stromzähler rückwärts läuft?
Je mehr geradezu absurd berufsfremde (!!!) Tätigkeiten = desto mehr Resilienz = noch besser als Yoga?!
(Bevor jemand mit dem Schutz der Kinder argumentiert: Ja, Kinder müssen Schutz finden können – aber wofür soll „die Schule“ eigentlich nicht „verantwortlich“ gemacht werden?! … vgl. letzter Absatz!)

Oder ist die Grundidee des Herrn Lorz vielmehr so, als ob z.B. der Stromversorger jetzt auch noch

  • Schuhe repariert,
  • das Gebiss komplett rundumsaniert
  • und zeitgleich noch eine medizinische Fußpflege übernimmt, wenn man schon mal bei Allround-Dienstleister vor Ort ist? (Weitere Aufgaben folgen garantiert!)

Wir MÜSSEN uns endlich EHRLICH machen:
Wir in den Schulen verstärken nochmals unsere Anstrengungen, endlich ALLE globalen Probleme SOFORT und ERSATZLOS abzuschaffen!
(Also, ich meine das ironisch … aber mindestens 16 kluge Köpfe würden sofort auf diesen kognitiven Geisterzug aufspringen …)

Pit2020
9 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Oh, da ist mir folgender Artikel wieder eingefallen:
https://www.deutschlandfunk.de/jura-studium-reform-bachelor-staatsexamen-100.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Einige Probleme sind sich durchaus ähnlich (z.B. zuviel Stoff soll vermittelt werden, manches davon ist nicht bzw. nicht für alle Studis erforderlich), Überlastung allerorten, usw.

HALT!
Die Lösung ist doch ganz einfach: Also, wie wäre es … nein, anders: „Die Schulen müssen da …“
Ach kommt schon, Leute, das bisschen „Jura-Studium reformieren“ macht weder den Kohl noch die nächste durchs Dorf zu treibende Sau fett – das kriegen wir zwischen zwei Yoga-Einheiten noch unter! Und denkt doch mal an die leuchtenden Augen, jetzt auch an den Unis. 😉

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Ich habe übrigens heute meine Schule gefragt…. Keine Antwort. Das Gebäude blieb stumm.

Wir…. Dann mal Herr Lorz – Mann voran!

dauerlüfterin
9 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Wir (die Untergebenen) in den hessischen Schulen können den Unterricht gerade so abdecken, indem viele KuK Überstunden machen und auf Teufel komm raus befristete Verträge vergeben werden.
Wir haben massig Ressourcen um in Zusatzsitzungen Papiere zu produzieren.
Dass das Thema ein wichtiges ist, ist unbenommen.

omg
9 Monate zuvor

Toll. DieAusbildung läuft seit zwei Jahren im Ehrenamt der Kollegen – Entlastung keine.
Super, dass das mal irgendwem auffällt-

Hans Malz
9 Monate zuvor

Juhuuu, Konzepte schreiben. Mit Konzepten läuft dann alles viel besser. Da haben wir automtisch Zeit und Personal … und Mehrarbeit ist das ja auch nicht.

Marion
9 Monate zuvor

In den Kitas müssen auch Schutzkonzepte gegen Gewalt und Mißbrauch entwickelt werden.
Seitdem sind wir angehalten, dafür zu sorgen, daß die Türen zu den Waschräumen geschlossen sind, wenn sich Kinder darin aufhalten, zwecks Schutz der Intimssphäre, und so.
Bisher habe ich immer hören können, wenn ein Kind auf der Toilette nach „Hilfe“ rief.
Jetzt hocken die da schon mal ’ne Weile und schmoren im eigenen Duft, weil keiner sie rufen hört.
Es hört auch keiner mehr die Rufe der kleinen Mia, die sich sehr gestört und in ihrer Intimssphäre beeinträchtigt fühlt, weil Hannes und Ella ständig vom Nachbarklo aus über die Trennwand glotzen und sich über Mias zunehmende Verzweiflung königlich amüsieren.
Also, irgendwann gucken wir schon mal nach, aber das kann ein wenig dauern. Man vermißt die Kinder nämlich nicht mehr so schnell.
Timo wollte zum Spielen vom Kreativraum ins Bauland wechseln.
Daß er auf dem Weg dahin Station im Waschraum gemacht hat, wo ihm, hinter verschlossener Tür, Lina, die eigentlich auf dem Weg ins Verkleidezimmer war, so lange mit Wasser vollgespritz hat, bis er von oben bis unten durchnäßt war, ist leider zu spät aufgefallen. Timo wurde von der Erzieherin im Kreativraum ja nicht vermißt, er wollte ja zum Spielen ins Bauland gehen. Die Kollegin im Bauland hatte aber keine Ahnung davon, weshalb sie ihn auch nicht vermißte. Das Gleiche gilt für Lina. Man hätte aber hören können, daß im Waschraum ’ne Wasserparty stattfindet, wenn die Türe offen gewesen wäre.
Vor dem Schutzkonzept, waren die Türen zu den Waschräumen immer offen, die zu den Toiletten selbstversrändlich geschlossen.
Jetzt sind wir dazu angehalten, die Kinder ausdrücklich dazu zu animieren. die Tür zum Waschraum immer zuzumachen.
Wer schützt die Kinder jetzt vor übergriffigem Verhalten durch andere Kinder? Das kommt nämlich immer wieder vor. Kindliche Neugier kann sich manchmal durchaus mit einer gewissen Aufdringlichkeit paaren. Dann will Hendrik eben mal GANZ GENAU wissen, ob Murat auch ’nen Pullermann hat, oder vielleicht will er auch mal ganz gründlich erforschen, wo sich denn nun der Pullermann von Merle versteckt. Daß Murat oder Merle seinen Forscherdrang gerade aber partout nicht teilen wollen, ist Hendrik da erst mal nicht so wichtig. Wer bahnbrechende, neue Erkenntnisse sammeln will, kann auf solche Befindlichkeiten nicht immer Rücksicht nehmen. Ja, wir haben mit unseren Kindern darüber gesprochen, daß sie „Nein“ sagen dürfen, wir haben darüber gesprochen, das man andere nicht gegen ihren Willen zu irgendetwas zwingen darf, daß Bedingung ist, daß alle Beteiligten freiwillig mitmachen. Trotzdem kommt es manchmal zu Grenzüberschreitungen, weil Kinder nicht immer das tun, was sie sollen, weil es Kinder gibt, die, aus welchen Gründen auch immer, kein angemessenes Sozialverhalten an den Tag legen.
Aber Hauptsache, die Intimssphäre der Kindelein wurde nicht, durch offene Waschraumtüren, vom Betreuungspersonal verletzt.

Canishine
9 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Entdeckendes Lernen ist nach wie vor hoch im Kurs. 🙂

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Ganz klar – die Kinder müssen gechipt werden, um solche Missstände zu unterbinden! Wie kann das Geschilderte angehen?

Ich bin entsetzt!

Und gebe mal als mögliche Antworten – sinnentlehrte Vorgaben, Fachkräftemangel, chronische Unterbesetzung, lustiges Konzept – völlig freie und kreative Entfaltung der Kiddies (die anderen können ja später in Therapie…) und – wer lange hinter verschlossenen Türen sitzt, macht keinen Unfug. Das Problem sind die Freigänger…

Eigentlich müsste es immer zwei Sportlehrkräfte geben – männlich definiert, weiblich definiert – da in den Umkleiden die Post abgeht.

Marion
9 Monate zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Naja, wir sind angehalten worden, daß mal „auszuprobieren“ und zu schauen, ob es sich „bewährt“.
Bei der Schilderung der obigen Vorfälle habe ich zum Stilmittel der „Realsatire“ gegriffen. Die sind so nicht wirklich passiert, eben WEIL wir bisher immer auch ein Ohr im Waschraum haben konnten. Solche Vorfälle könnten bei geschlossener Tür aber leichter passieren. Wir haben inzwischen auch „beschlossen“, daß sich das halt nicht bewähren wird. 😉

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Grins – bei uns an der GS ….. So ähnlich läuft das wirklich.

Erste Klasse – drei Mädels verlassen nacheinander erbost den Unterricht.

Zum Glück waren vier zu viert….. 😉

Dass wir zu viert waren – Ausnahme.

Das verlassen des Unterrichts – Regel.

Alleine steht man auf dem Schlauch.

Freiya
9 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Praxis setzt Theorie matt! Danke!

Riesenzwerg
9 Monate zuvor

So lange ich nicht das Recht erhalte, Kinder, die wissend gefährdet sind, im Zweifelsfall durch Aufbrechen der Haustür und Wegnahme des Kindes agieren zu dürfen, schreibe ich NICHTS!

Papier ist geduldig.
Menschenleben bleiben trotzdem gefährdet.

Marion
9 Monate zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Als dieses Ansinnen mit der geschlossenen Waschraumtür an uns herangetragen wurde, dachte ich, mich verhört zu haben.
Ich hatte sofort diverse Szenarien im Kopf, die sich ab und an schon abgespeielt oder angedeudet haben, die aber bemerkt und unterbunden wurden, eben weil sie rechtzeitig bemerkt wurden. Mein Gedanke war, was passiert, wenn die Tür zu ist, und solche Vorfälle eben nicht so schnell entdeckt werden? Wer trägt denn die Verantwortung, wer hat die Aufsichtspflicht? Doch wohl wir als Erzieherinnen. Mein Gedanke war: Ich laß mir doch nicht von Trägerseite sowas vorschreiben und wenn dann was passiert hab ich die Verantwortung. Das geht doch nicht. Die Antwort war letztendlich, daß wir das jetzt mal probieren und schauen sollen, ob es praktikabel ist. Ich persönlich werde keinesfalls darauf hinarbeiten, daß diese Türe geschlossen wird und auch die Kolleginnen haben das, soweit ich das sehen kann, bisher nicht getan. Das wird am Ende sicher sang- und klanglos im Sande verlaufen. Mich hat allein diese Idee auf die Palme gebracht, weil ich sie als so fern von jeglichem Realitätsinn wahrgenommen habe und fand, da wird mal wieder auf völlig sinnfreie Weise versucht, uns das Arbeiten noch ein bißchen komplizierter zu machen.

Riesenzwerg
9 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Genau das sind ja die Probleme, die sich auftun!

Unsereins steckt dazwischen und muss oft innerhalb von Sekunden eine Entscheidung treffen.

Jede wird Folgen haben.

Klassenfahrt und Zecken ziehen oder mit jedem Kind zum Arzt?

Und hier geht es um die Gesundheit, nicht „nur“ um die schützenswichtige Privatsphäre.

Nick
9 Monate zuvor

Ich kann den Eltern empfehlen, ihre Kinder nicht zum Ballett, nicht zum Fussball oder nicht zum Klavierunterricht sondern zum Kampfsport zu schicken.

Lisa
9 Monate zuvor

Habe solche Situation einmal erleben müssen. Begründeter Verdacht. 🙁 Als Lehrerin sind mir rechtlich die Hände gebunden. Es blieb nur der anonymisierte Anruf beim Jugendamt. Das und dem Kind einen Raum bieten, bis da was in die Gänge kam. Die Ohnmacht zerriss mir das Herz. Aber ja, ein Konzeptpapiere hätte bestimmt weiter geholfen. Bittere Ironie.

Last edited 9 Monate zuvor by Lisa
Nick
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Begründeter Verdacht? Vielleicht sollten sich betroffene Lehrkräfte einmal ernsthaft mit Begriffen wie Strafvereitelung bzw. Begünstigung auseinandersetzen.

laromir
9 Monate zuvor

Wir arbeiten ja im Unterricht schon präventiv. Also sollten wir. Machen eben einige LuL einfach nicht. Die interessieren aber ggfs keine Konzepte. Prävention macht viel Arbeit, alle müssten an einem Strang ziehen, Handhabe hat man im Fall der Fälle selten, Gewalt im schulischen Kontext wird nur bedingt aufgearbeitet, Anzeigen sind ungewollt (bei Missbrauch wird sowieso alles nochmal um vieles heikler). Hinsehen erfordert Handeln, da guckt der eine oder andre doch lieber woanders hin (ähnlich wie bei Handymissbrauch). Toll dass es irgendwo steht. In der Praxis mühselig und oft einsamer Streiter.