895 von 900 Punkten: Beste Abiturientin – will vielleicht Lehrerin werden

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HANNOVER. Knapp 30.000 Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen haben ihre Abiturprüfungen bestanden. Die vier Besten ehrt Kultusministerin Julia Willie Hamburg im Landtag. Sie haben eine Sache gemeinsam.

Glückwunsch! Illustration: Shutterstock

Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) hat die besten Abiturientinnen Niedersachsens im niedersächsischen Landtag geehrt. «Ihr habt so großartige Leistungen erbracht. Ich kann mir vorstellen, dass das in den letzten Jahren sehr viel Disziplin erfordert hat», sagte die Grünen-Politikerin zu den Abiturientinnen im Landtag. Die vier Besten waren eingeladen, drei kamen zu der Ehrung.

Das beste Abitur legte Rieka Pfitzner vom Gymnasium im Schloss in Wolfenbüttel ab, wie das Kultusministerium mitteilte. Mit 895 von 900 möglichen Punkten erreichte sie einen Schnitt von 1,0. Sie macht nun ein Freiwilliges Ökologisches Jahr und überlegt, Lehramt zu studieren. «Ich will das Jahr erst einmal nutzen, um mich etwas umzuschauen», sagte die ehemalige Schülerin.

Mehr als 1.800 bestehen Abi nicht

Zur Spitzengruppe gehören mit einer Punktzahl von je 894 auch Clara Sophie Brosig vom Gymnasium Adolfinum in Bückeburg (Landkreis Schaumburg), Nora Borowski vom Gymnasium in Bleckede (Landkreis Lüneburg) und Janneke Lobeck vom Neuen Gymnasium in Wilhelmshaven. Zwei von Ihnen studieren ab Oktober Medizin. Neben einer Auszeichnungsurkunde erhielten die jungen Frauen Bildungsgutscheine: 500 Euro für die Beste, jeweils 250 Euro für die anderen.

Insgesamt bestanden in diesem Jahr 28.795 Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen ihre Abiturprüfungen. Davon schaffte jede 50. Schülerin oder Schüler eine Abschlussnote von 1,0. Der Gesamt-Notendurchschnitt von 2,45 war nur etwas schlechter als im vergangenen Schuljahr (2,43). Damit war der Schnitt besser als im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 2,59. Sechs Prozent aller Prüflinge (1.841) bestanden das Abitur nicht. News4teachers / mit Material der dpa

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Der Zauberlehrling
1 Monat zuvor

Sucht euch etwas, wo ihr langfristig gesund bleibt und wo Wertschätzung ein Hauptwort ist, weil es groß geschrieben wird.

Heinz
1 Monat zuvor

Die Abiturientinnen haben damit bereits im Alter von ca. 18 Jahren die gleiche Qualifikation wie die Kultusministerin Hamburg erreicht.

Typisch für unser Bildungssystem ist, dass nur noch Mädels zu den besten gehören.

anka
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

Den Zusammenhang mit dem Bildungssystem sehe ich hier nicht.

Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  anka

Von den Mädchen machen ca. 38 % eines Jahrgangs das Abitur, bei den Jungs sind es ca. 28 %.

Von den Abiturienten mit einem Schnitt von 1,8 oder besser sind 62 % weiblich.

Bei den NC- Studiengängen Medizin sind 66 % der Zugelassenen weiblich, in der Zahnmedizin, Pharmazie, Psychologie und Tiermedizin über 70 %. Dies deutet sehr stark darauf hin, dass auch bei den absoluten Spitzennoten die Frauen deutlich überrepräsentiert sind.

Bei den sehr guten Abiturienten (1,0-1,2) kommen auf einen Mann 1,424 Frauen.
Bei einem Schnitt von 1,4 oder besser kommen auf einen Mann 1,637 Frauen. Und das bei dem Hintergrund, dass es in der Kohorte nur 47 % Frauen und 53 % Mönner gibt!

Hier kann man noch mehr zu dem Thema lesen. Interessant ist auch, dass die Geschlechterdaten in vielen Bundesländern nicht erhoben und in nahezu allen Bundenländern nicht veröffentlich werden.
https://www.jmwiarda.de/2022/03/02/1-8mal-so-hohe-chancen-auf-ein-spitzenabitur/

Hellmut
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

“Typisch für unser Bildungssystem ist, dass nur noch Mädels zu den besten gehören.”

Ein Systemfehler. Während die Inhalte, welchen den Jungs interessieren, erodiert werden, baut man gleichzeitig Strukturen auf, die Mädels ansprechen.

Das fängt damit an, dass Jungs einen höheren Bewegungsdrang haben und länger an die Schule (Ganztagsschule) gebunden werden. Irgendwelchen Ausgleich? Fehlanzeige.

Wie sieht es denn mit dem Wettbewerbscharakter aus? “Jugend debattiert” und “Vorlesewettbewerb” spricht nicht die meisten Jungs an. “Roboter AG” oder ähnliches? Wenn man Glück hat, an einer Schule zu sein, wo dann auch noch ein interessierter Lehrer diese führt.

Schaut euch nur mal die AGs von verschiedenen Schulen an.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

Das mag sein. Gab ja kürzlich eine Studie, dass schlanke Mädchen ohne Migrationshintergrund aus wohlhabenden Familien bei der Notenvergabe bessere Chancen haben sollen.

Gibt aber im Süden Deutschlands auch noch Jungs, die es zum Jahrgangsbesten schaffen, wie z.B. hier :

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/jan-schick-bester-abiturient-des-landes-100.html

https://www.br.de/nachrichten/bayern/abi-mit-0-7-so-schaffte-es-einer-der-besten-schueler-bayerns,TlHOFos

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

Wenn man sich das Bild so anschaut, scheint das Ungleichgewicht der Geschlechter z.B. in Bayern nicht ganz so krass zu sein.

https://www.km.bayern.de/meldung/bayerns-beste-ehrung-herausragender-schulabsolventinnen-und-schulabsolventen-im-freistaat

Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Ich habe mir den Link mal angesehen.

Erstmal geht es dort nicht nur um Abiturienten, sondern auch um Realschul-, Wirtschaftsschul- und Fachoberschulabsolventen. Es ist zwar richtig diese Leistungen zu würdigen, aber letztlich ist es keine Leistungsorientierung, da eigentlich jeder gute Abiturient mehr geleistet hat als ein sehr guter Fachoberschulabsolvent.

Dann geht es nicht nur um die Leistungen in der Schule, sondern auch um gesellschaftliches Engagement. Hier kann also durchaus ein guter Absolvent ausgezeichnet werden, wenn er sich z. B. bei der freiwilligen Feuerwehr oder in einem Fußballverein engagiert. Letztlich wird es sogar so sein, dass ein 1,0 Abiturient ohne gesellschaftliches Engagement nicht geehrt wird.

Unter dem Artikel ist eine Liste mit den Schulen angegeben. Ich habe mal nachgezählt: Ganze 9 der 77 geehrten Absolventen stammen von einem Gymnasium und sind somit Abiturienten. Aus dieser Veranstaltung kann man somit überhaupt nicht ableiten, dass das Geschlechter-Ungleichgewicht in Bayern nicht so krass ist. Man fragt sich eher, warum gerade diese Personen Bayerns Beste sein sollen. Als sehr guter Abiturient würde ich mir ziemlich verarscht vorkommen.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

Ist vermutlich Ansichtssache wofür man solche Ehrungen durchführt und nach welchen Kriterien man da vorgeht. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich der junge Mann im link unten nicht verarscht vorkommt, nur weil er zusammen mit Absolventen anderer Schularten geehrt wird.

https://www.idowa.de/regionen/landshut/landshut/paul-alavi-aus-landshut-holt-eines-der-besten-abi-zeugnisse-in-bayern-3836044.html

Aber da müsste man ihn wohl selber fragen.

Ob Abiturienten grundsätzlich mehr leisten als Absolventen anderer Schularten, kann ich mangels Datengrundlage nicht beurteilen.
Wir hatten zwar schon Azubis mit mittlerer Reife, die in Ausbildung und IHK-Prüfung besser performt haben als ihre Jahrgangskollegen mit Abitur, aber das reicht natürlich nicht für statistisch relevante Vergleiche.

Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Leistung ist Arbeit durch Zeit. Jemand der von Klasse 5 bis Klasse 10 das Gymnasium besucht leistet nahezu immer mehr als ein Realschüler (ohne das ich deren Leistungen kleinreden möchte). Die Lehrplaninhalte sind umfangreicher, die 2. Fremdsprache ist Pflicht und der Konkurrenzdruck ist einfach höher.

Natürlich kann in einer Ausbildung ein Realschulabsolvent besser performen als ein Abiturient. Dies liegt daran, dass in einer Berufsausbildung keine 2. Fremdsprache benötigt wird. Auch die Integralrechung braucht man nicht, ebenso sind die Kenntnisse über die Entstehung von Steinkohle irrelevant.

Formulieren wir es andersherum: Normalerweise sind Abiturienten in der Berufsusbildung besser als Realschulabsolventen, weshalb viele Betriebe sie nach Möglichkeit vorziehen. Vermutlich nie ist ein Realschüler in einem Ingenieursstudiengang besser als ein Abiturient.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

In der Tat wäre es bei unseren Azubis wichtiger, dass sie z.B. einen Dreisatz mit ungeraden Verhältnis lösen könnten oder Prozentrechnen im, vom und auf Hundert beherrschen. Das sind bei Auswahltests Dinge, bei denen sich nicht wenige Abiturienten schwer tun. Bei uns wäre auch nicht der Schulabschluss das Hauptauswahlkriterium, sondern die individuellen Stärken der Bewerber. Für Ihren letzten Satz würde ich meine Hand auch nicht ins Feuer legen. Gibt meiner Erfahrung nach gerade auch bei jungen Männern welche, die über Realschule + FOS den Weg ins Ingenieurstudium finden. Die sollte man m.M. nicht einfach so pauschal abqualifizieren.

Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Ich meinte nur mit dem Realschulabschluss. Wer danach die FOS in Bayern besucht, ist für ein Studium solide vorbereitet.

vhh
1 Monat zuvor

Lächerliche Prämien, ein Vollstipendium in BAFöG-Höhe sollte sich jedes Bundesland für die wenigen Besten leisten können. Mit der Punktzahl haben alle zwei Jahre in jedem Fach um die fünfzehn Punkte gekämpft, so etwas läuft nicht von allein, egal wie begabt. Mehr als manche Politiker in zwei Legislaturperioden Konstruktives schaffen.

Gelbe Tulpe
1 Monat zuvor

Die ohne Zweifel hochintelligente Schülern sollte besser Juristin, Ärztin oder Wissenschaftlerin werden.

Im Referendariat würde sie wahrscheinlich, da zu intelligent, herausgeprüft werden. Das muss man sich mit den Fähigkeiten nicht antun.

TheTeacher
1 Monat zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ich würde ihr raten, einen Beruf zu ergreifen, der sie erfüllt und einen von ihr gewünschten Lebensstandart gewährleisten kann, ob das nun Lehrerin, Ärztin oder Mechatronikerin sein sollte.

Im Referendariat würde sie wahrscheinlich, da zu intelligent, herausgeprüft werden. Das muss man sich mit den Fähigkeiten nicht antun.”. Diese Sicherheit teile ich nicht.

Schotti
1 Monat zuvor
Antwortet  TheTeacher

Kommt auf die Attraktivität an. Wenn sie hübsch ist, wird sie auch im Ref eine 1 bekommen, egal, was sie eigentlich anstellt. So war es bei uns zumindest.

Einer
1 Monat zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Was hat den die Abinote mit Intelligenz zu tun? Durch 8 oder 9 Jahre regelmäßiges und fleißiges lernen lässt sich ohne Probleme auch eine Abinote 1,0 erzielen ohne wirklich intelligent zu sein. Ich kenne einige mäßig bis wenig intelligente Schüler mit guten bis sehr guten Abinoten.

blau
1 Monat zuvor
Antwortet  Einer

Hab schon einige sehr fleißige Schüler am Abi scheitern sehen. Dass man mit Fleiß alleine eine 1,0 schaffen soll, halte ich für nicht haltbar.

Lisa
1 Monat zuvor

Ich glaube, wir müssen uns mehr um die Jungenförderung kümmern. Nur Frauen auf den ersten Plätzen geht gar nicht. Umgekehrt gäbe es einen Aufschrei.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Die Verteilung an der Spitze finde ich weniger bedenklich, als die aus meiner Sicht deutlich zu hohen Quoten an Jungs, die nicht das Mindestniveau in Lesen oder Mathe erreichen und ohne Schulabschluss und Berufsausbildung bleiben. Diese Quoten zu senken, wäre m.M. wesentlich wichtiger als sich über die besten Abiturschnitte Gedanken zu machen.

Realist
1 Monat zuvor

Perlen vor die S…?

Man kann nur hoffen, dass sie mit ihren Talenten nicht auswandert…

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Für den akademischen Abschluss ist lehramt doch nicht schlecht, man muss nach bestandenem Examen ja nicht unbedingt Lehrer in einer staatlichen Schule werden.

Ein Job in Salem oder Torgelow tut´s doch auch.

dickebank
1 Monat zuvor

Schulische Leistungen und Klugheit haben erwiesenermaßen nichts miteinander zu tun.

Der wunsch Lehrkraft zu werden entspringt vermutlich masochistischen Neigungen, die aber keine direkte Folge eines hohen IQs sind.