“Innovativer Ansatz”: Bundesland startet Duales Lehramtsstudium – samt Vergütung

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MAGDEBURG. Sachsen-Anhalt kämpft gegen den Lehrkräftemangel – und geht dabei neue Wege in der Ausbildung. 30 Studierende starten in einem Modellprojekt in Magdeburg: Schon während des Studiums sollen sie erste Erfahrungen vor der Klasse sammeln – und eine Bezahlung erhalten.

Das praxisintegrierte Lehramtsstudium bietet angehenden Lehrkräften nicht nur frühzeitige Unterrichtserfahrungen, sondern auch eine Ausbildungsvergütung. Symbolbild: Shutterstock

An der Universität Magdeburg beginnen die ersten 30 angehenden Sekundarschullehrkräfte eine neuartige Ausbildung. Sie erhalten während des Studiums schon Geld und gehen früh an die Schulen. Jetzt wurden die ersten Verträge zwischen den Studierenden und dem Land Sachsen-Anhalt unterzeichnet, wie das Bildungsministerium in Magdeburg mitteilt. Das Modellprojekt soll ein Baustein sein, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken und die Qualität der Lehrkräfteausbildung zu stärken.

In dem praxisorientierten Bachelor-Studiengang, der zum Wintersemester 2024/2025 startet, werden theoretisches Wissen und Schulpraxis verbunden. Ab dem dritten Semester sollen die Studierenden einen Tag pro Woche in ihrer Einsatzschule hospitieren und erste Erfahrungen vor der Klasse sammeln. Im anschließenden Masterstudium unterrichten die angehenden Lehrkräfte eigenständig an zwei Tagen pro Woche. „Mit diesem innovativen Ansatz verbinden wir Theorie und Praxis von Anfang an und bieten unseren zukünftigen Lehrkräften die bestmögliche Vorbereitung auf ihre wichtige Aufgabe“, zeigt sich Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) überzeugt.

Fünfjährige Verpflichtung

Die Möglichkeit des praxisintegrierten Lehramtsstudiums besteht zunächst nur für angehende Sekundarschullehrkräfte. Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sagte aber bereits im März, dass er sich im Erfolgsfall gut vorstellen könnte, das Angebot für weitere Schulformen in Sachsen-Anhalt weiterzuentwickeln. Durch die Zahlung einer Ausbildungsvergütung sieht er die Chance, die Attraktivität des Studiums zu steigern und künftige Lehrkräfte frühzeitig zu binden. Denn wer sich für ein praxisintegriertes Studium entscheidet, verpflichtet sich zugleich, nach dem Studium fünf Jahre in Sachsen-Anhalt zu bleiben und als Lehrerin oder Lehrer zu arbeiten. Andernfalls muss die Ausbildungsvergütung zurückgezahlt werden.

Die Regelstudienzeit beträgt insgesamt 5,5 Jahre, die Ausbildung im abschließenden halben Jahr des praxisintegrierten Studiums und integriertem Vorbereitungsdienst findet ausschließlich an der jeweiligen Einsatzschule und am Studienseminar Magdeburg statt. Für Kombinationen mit dem Erstfach Deutsch wurden laut Ministerium 16 Zusagen vergeben, für das Erstfach Mathematik 14. Deutsch ist mit Ethik, Technik und Chemie kombinierbar, Mathematik mit Physik, Technik und Chemie. News4teachers / mit Material der dpa

Nächstes Bundesland bietet (bezahltes) Duales Lehramts-Studium an: 1.400 Euro im Monat

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Spirale
1 Monat zuvor

Es wäre noch interessant zu wissen:

1) Entfallen längere Hospiationsphsen, wie sie bei anderen Studiengängen in der Vorlesungsfreien Zeit üblich sind?

2) Wie hoch ist die Vergütung?

3) Wie sind die Ausstiegsklausel außer “muss zurückzahlen” geregelt: Klassisch wie jedes Jahr verringert sich die Schuld gegenüber dem Land um ein Jahr? Ist das Arbeitsverhältnis an eine Übernahme ins Beamtenverhältnis gekoppelt oder entfällt dies, weil hier gar kein zweites Staatsexamen erworben werden kann?

4) Kann derjenige nach dem Studium überall in Sachsen-Anhalt einfach zugewiesen werden oder werden Umstände wie Wünsche, Familie und Behinderungen berücksichtigt?

Sollten die Antworten bei 1 “gibt es nicht mehr”, bei 3 “ggf keine Verbeamtung sein” und bei 4 “Ja”, dann ist das für viele ein schlechter Deal, insbesondere wenn Diejenigen Bafög-Berechtig sind. Keine längeren Hospitationen bedeutet, dass eben die Zeit nur auf 4 Semester im Bacheoor verteilt wird, im Master eben auf vier. Das kann im ungünstigen Fall sogar weniger Hospitstionszeit bedeuten. Hätte ich mich nicht drauf eingelassen, da ist der Weg über Bafög, Vertretungsstunden geben und Übungsleiterpauschale der finanziell bessere, manchmal auch für die Erfahrung der bessere, weg.

Die einzige Vorteile die bei dem Dualen Studium blieben wären ein geregeltes Einkommen und strukturelle Sicherheit (Studienplatz, Schulplatz, Organisation weniger Stressig)

Und auch an der Stelle: Das sind alles Dinge, die auch gerne im Artikel stehen könnten. So liest sich da ganze wie eine umgeschriebene Pressemeldung.

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Spirale

5) Wie weit ist die Schule von der Uni entfernt? Geraden im Flächenland Sachsen-Anhalt mit außer Magdeburg und Halle nicht viel gibt. Pendeln oder zwei Wohnsitze sind nicht oder kaum finanzierbar.

Schotti
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Mit dem Geld ist das nicht möglich. Dienstwagen wären eine sinnvolle Lösung dieses Problems. Gibt es für Außendienst Mitarbeiter in jeder mittleren Firma. Kann sich ein Bundesland für ein Dutzend Leute bestimmt leisten.

Karl-Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Dienstwagen? Sicher… Als geldwerter Vorteil versteuert und jeder Kilometer zur Dienststelle natürlich auch. Alternativ mit Fahrtenbuch, dann gibt’s aber keine private Nutzung.

Schotti
1 Monat zuvor
Antwortet  Karl-Heinz

In welcher Firma arbeiten Sie denn, in der Fahrtenbücher für normale Dienstwagen geführt werden? Das habe ich in meinem gesamten Arbeitsleben in vielen verschiedenen Firmen noch kein einziges Mal erlebt. Einmal wurde das einem Mitarbeiter angedroht, der daraufhin kündigen wollte und die Drohung wurde sofort fallen gelassen.

Das muss ja ein total verkorkstes Loch bei Ihnen sein, da würde ich sofort abhauen. Tut mir wirklich sehr leid.

Manfred
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Ist tatsächlich nicht unüblich. Aber Flotten sind rückläufig. Auch größere Firmen stellen den Gehaltsbestandteil Firmenwagen ein. In meiner Firma (global, 20k MA, Konzernstruktur) haben FK bis in die oberste Ebene KEINEN Firmenwagen. Aus meinem Netzwerk weiß ich, dass das auch bei anderen Konzernen in ähnlicher Größe so ist.

Karl-Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  Manfred

Jetzt kommen Sie doch nicht mit Fakten.

Schotti
1 Monat zuvor
Antwortet  Manfred

Was machen Sie denn beruflich? Ich bin Handwerker im Außendienst gewesen. Da fährt wirklich niemand mit seinem Privatwagen zum Kunden oder auf die Baustelle. Und das ist ja vergleichbar mit der Arbeitsweise einer Lehrkraft in der Ausbildung. Da fährt man in der Regel auch mit seinen ganzen Unterrichtsklamotten von Schule zu Schule oder Seminar hin und her, mehrfach am Tag. Sie können natürlich eine Lehrkraft nicht mit jemandem vergleichen, der nur im Innendienst / Büro eingesetzt wird.

Manfred
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Vertrieb habe ich niemals in Frage gestellt.
In der Regel haben Lehrer – auch in Ausbildung – einen Arbeitsort.

Schotti
1 Monat zuvor
Antwortet  Manfred

Wo haben Sie denn Ihre Ausbildung gemacht? Es ist zwar von Bundesland zu Bundesland verschieden, aber alle Länder haben doch zumindest eine Stammschule und den Seminarstandort, welche in ländlichen Gegenden häufig schon eine gute Stunde auseinander liegen. Dann gibt es in einigen Ländern noch das System mit den Hospitationsrunden. Bedeutet, man pendelt ständig noch zwischen den Schulen der Kollegen hin und her. Diese sind noch weiter auseinander. Ich bin da am Tag oft über 200km gefahren. 70km zur Stammschule, dort zwei Stunden unterrichtet, dann 60km zur Hospi und von dort wieder 100km zurück nach Hause. In der Pampa, südliches Niedersachsen. Heute finden die dort natürlich keine Bewerber mehr, warum wohl?

Bla
1 Monat zuvor
Antwortet  Manfred

Also kein Gependel mehr im Referendariat?
Wie sieht dann das Konzept aus?
Würde mich einfach mal interessieren.

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Manfred

Ja für Anwärter und Referendare ist der Arbeitsort das jeweils zuständige ZfsL aka Studienseminar – so zumindest in NRW.
Bei den Lehrkräften ist es die in der Zuweisung ausgewiesene Stammschule, der Arbeitgeber hingegen (personalführende Stelle) ist die Schulabteilung der jeweiligen Bezirksregierung (Dienststelle), in deren Zuständigkeitsbereich die zugewiesene Schule (Arbeitsort) fällt.

Für Fahrten vom Arbeitort (Schule) zur Bez.-Reg. (Dienststelle) gibt es Fahrtkostenersatz.

Karl-Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Wenig Wissen, dafür aber umso mehr Meinung.

Manfred
1 Monat zuvor
Antwortet  Karl-Heinz

Sie reden von Lehrernm richtig?

Karl-Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  Manfred

Ich rede von Schotti bzw. vom Inhalt des Beitrags, auf den ich geantwortet hatte. Welchen Beruf er/sie/… Ausübt, entzieht sich meiner Kenntnis, würde aber auch keinen Unterschied in meiner Beurteilung machen.

Biene
1 Monat zuvor
Antwortet  Spirale

Zu Ihrer zweiten Frage: Es ist ein Artikel dazu unterhalb verlinkt.
1400 € Vergütung.

Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  Spirale
Ulrika-verwundert
1 Monat zuvor

Lehrer:in als Ausbildungsberuf- tolle Perspektive. Und so kostengünstig.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor

Wo ist ihr Problem, wenn der Abschluss auch ein Bachelor und ein Master ist?

RainerZufall
1 Monat zuvor

Immerhin wird etwas probiert, um möglichst akut zu unterstützen.
Ob die Betreuung der Studierenden am Ende zu hohen Aufwand erfordert, wird sich ggf. am Ende zeigen

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Besser als immer nur zu jammern, wie schlimm alles ist, aber bloß nichts auszuprobieren….
Es gibt bereits so viele duale Studiengänge, die funktionieren, warum sollte unbedingt das Lehramtsstudium eine Ausnahme darstellen?
Oder ist es etwa Standesdünkel, dass man auf die dual Studierenden hinabschaut….?

ginn92
1 Monat zuvor

Prinzipiell unterstütze ich sowas auch. Es scheint auf den ersten Blick auch erst einmal durchdacht, wo bei man sagen muss wenn etwas neue Aufgebaut wird natürlich selten ohne Fehler oder Komplikationen sind. Eine Frage bleibt jedoch offen und zwar ob die so ausgebildeten Lehrkräfte verbeamtet werden können und auch so bezahlt werden wir “normal” ausgebildete Lehrkräfte. Ansonsten hätte es einen sehr faden Beigeschmack von Geldsparen.

Biene
1 Monat zuvor
Antwortet  ginn92

Blick nach BY, dort werden LA für berufsbildende Schulen und die gymnasiale Oberstufe bereits mit einem Praxisanteil ab dem ersten Semester im Studium erfreut.
Verbeamtung ist drin, wenn die Noten stimmen (MA of Education und 2. Staatsexamen).

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Ach so, und akut unterstützen diese Studenten bestimmt nicht, wenn sie lediglich zum Hospitieren einmal in der Woche in der Schule sind….

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor

Auf dem ersten Blick finde ich das gar nicht schlecht, besonders die Verknüpfung der Theorie mit den permanenten Praxisanteilen ist prima. Durch das Gehalt muss man nicht nebenbei jobben gehen und kann sich voll und ganz auf sich konzentrieren….

Inselbegabung
1 Monat zuvor

Ich wüsste gerne wie gesagt, woher das Geld dafür kommt und wo es dann demzufolge eingespart oder eingenommen wird.

Enjoy your chicken Ted
1 Monat zuvor

Ich kenn da die örtlichen Mieten nicht, kann auch sein, dass die Studis trotzdem nen Zweitjob brauchen.

Inselbegabung
1 Monat zuvor

Schon wieder machen sich die Bundesländer gegenseitig Konkurrenz, statt die Probleme grundsätzlich zu lösen. Es ist schon vergessen, dass Ausbildung kostet und man sie kostenlos bekommt, nun wird man dafür bezahlt, dass man sich ausbilden lässt. Gut, es sei denen gegönnt, die das bekommen, nur auch das muss irgendjemand bezahlen, sprich, es muss entweder woanders “eingenommen” werden oder woanders “eingespart” werden. Wo?

Leo Lausemaus
1 Monat zuvor

Nun ist ein Stein ins Rollen gebracht. Als Nächstes wollen auch Gymnasiasten Geld bezahlt werden, um das Abitur zu machen und danach wollen dann wahrscheinlich alle Schüler bezahlt werden, um zur Schule zu gehen. So ändern sich die Zeiten. 🙂 Wartet’s ab.